Apothekensterben in Nordrhein

Nordrhein: 34 Apotheken weniger als vor einem Jahr

Berlin - 04.01.2024, 12:15 Uhr

AKNR-Präsident Armin Hoffmann äußert Kritik an Lauterbachs Reformplänen (Foto: ABDA)

AKNR-Präsident Armin Hoffmann äußert Kritik an Lauterbachs Reformplänen (Foto: ABDA)


Die Apothekenkammer Nordrhein beklagt ein fortschreitendes Apothekensterben in ihrer Region. Lauterbachs Reformpläne seien völlig verfehlt, um die Lage zu verbessern. Ehemalige Apothekeninhaber:innen sprechen über die Ursachen der Schließungen.

Neue Zahlen zum Apothekensterben in Deutschland: An diesem Mittwoch machte bereits die Apothekerkammer Westfalen-Lippe öffentlich, wieviele Apotheken im vergangenen Jahr in dem Landesteil dicht machen mussten, es waren 53. Dem standen nur vier Neugründungen gegenüber. 

Nun zog die Kammer Nordrhein (AKNR) nach: 2023 ist die Zahl der Apotheken um 34 gesunken. Es gab 48 Schließungen und 14 Neugründungen, wie aus einer Pressemitteilung der Kammer hervorgeht. Allein in Köln kam es im Jahr 2023 zu neun Schließungen. In 21 von 26 Landkreisen sank die Apothekenzahl im vergangenen Jahr. Damit ist in der Region seit 1999 ein stetiger Rückgang der Apotheken zu verzeichnen, bis heute ging die Zahl dort um 574 auf 2014 zurück.

Für AKNR-Präsident Armin Hoffmann sind die Ursachen klar: „Zu geringe Honorierung, zu viel Bürokratie, nicht enden wollende Lieferengpässe, ein sich immer mehr verschärfender Fachkräftemangel – das alles macht es den Inhaberinnen und Inhabern schwer“. Hoffmann kritisierte in diesem Zusammenhang auch die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Auch die jüngsten Pläne aus Berlin werden die Abwärtsspirale nicht aufhalten. Mehr noch, Lauterbachs Ideen haben das Potenzial, das bewährte System zu zerstören.“ Deshalb sei damit zu rechnen, dass die Apotheken ihre Proteste im neuen Jahr intensivieren werden.

Ursachen der Schließungen

In der Pressemitteilung kommen auch jene zu Wort, die ihre Apotheken im vergangenen Jahr schließen mussten. So meint Birgit Claessen aus Würselen beispielsweise, dass die Arbeit in einer Apotheke mit den zeitgenössischen Vorstellungen einer „Work Life Balance“ schwer vereinbar sei und für junge Menschen deshalb oft keine Perspektive biete. 

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Neben dem Fachkräftemangel und formfehlerbedingten Retaxationen beklagt Julia Klausner, ehemals Inhaberin der Kloster-Apotheke in Frechen, auch die Geringschätzung durch die Politik. Klaus Hoffmann hingegen berichtet, dass er seine Filiale in Solingen schließen musste, da diese gegenüber der Hauptapotheke deutlich mehr Kosten verursacht habe.

Nachwuchsmangel

Auch der Nachwuchsmangel wird als wichtiger Faktor benannt. Etwa ein Drittel der Inhaber:innen von Apotheken sei 60 Jahre oder älter, sagt Hoffmann, man brauche dringend junge Approbierte. Für junge, gut ausgebildet Menschen sei der Apothekerberuf schlichtweg nicht lukrativ. Nach Abzug der Fixkosten bleibe vielen Apothekeninhaber:innen oft nicht mehr als ihren Angestellten. Eine sichere Zukunftsplanung sei in diesem Berufsfeld derzeit nicht möglich.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

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von Dr. Radman am 04.01.2024 um 14:41 Uhr

Die Apothekenkammer Nordrhein beklagt ein fortschreitendes Apothekensterben in ihrer Region.
Jedoch mit breitem Lächeln und Konfetti. S. Bild!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Bildauswahl

von AKNR Pressestelle am 04.01.2024 um 18:09 Uhr

Die Bildauswahl erfolgte durch die Redaktion der DAZ. Es handelt sich um ein Archivfoto der ABDA. /jek

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