Nach Lauterbach-Rede

Sachsen: Verband ruft für 2. Oktober zu Apothekenschließungen auf

Berlin - 28.09.2023, 07:00 Uhr

Die Ideen des Bundesgesundheitsministers seien „realitätsfern“ , sagt der SAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. (Foto: ABDA)

Die Ideen des Bundesgesundheitsministers seien „realitätsfern“ , sagt der SAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. (Foto: ABDA)


Gibt es keine zufriedenstellenden Antworten, gibt es Protest. Das war die Ansage der ABDA bezüglich der Live-Schalte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beim Deutschen Apothekertag. Der erste Verband hat an diesem Mittwoch schon die Konsequenzen gezogen: In Sachsen sollen am 2. Oktober die Apotheken dicht machen.

Mit Spannung war die Live-Schalte von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Deutschen Apothekertag in Düsseldorf an diesem Mittwoch erwartet worden. Nicht zuletzt sollte sich dann entscheiden, ob es im Herbst wieder neue Proteste geben soll. Entschieden war die Sache dann aber wohl schon einen Tag zuvor: Da wurden die Pläne des Ministers für eine Umstrukturierung des Apothekensystems bekannt – und die ABDA machte schnell klar, dass sie kein Freund dieser Pläne ist. Letztlich konnte Lauterbach auch mit seinem virtuellen DAT-Auftritt nicht die Wogen glätten.

Der erste Verband hat nun seine Konsequenzen gezogen: Der Sächsische Apothekerverband (SAV) ruft für den 2. Oktober zum Protest und zu ganztägigen Schließung von Apotheken im Bundesland auf. Das geht aus einer Pressemitteilung des SAV vom Mittwoch hervor. „Anstatt den seit Monaten angefragten Termin für einen konstruktiven Dialog mit den ausgewiesenen Fachleuten für Arzneimittelversorgung wahrzunehmen, ist der Bundesgesundheitsminister weiter im Alleingang unterwegs“, erklärte der SAV-Vorsitzende Thomas Dittrich. „Da ein konstruktiver Dialog seitens des Ministers offensichtlich nicht gewollt ist, bleibt uns nur der Protest, um auf die Missstände öffentlich aufmerksam zu machen“, so Dittrich. 

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„Völlig verrückte Pläne“

Zu den Plänen Lauterbachs erklärte der SAV-Vorsitzende, diese seien „realitätsfern“ und würden wieder zeigen, dass er „die mittlerweile dramatische Versorgungslage in Deutschland und auch Sachsen komplett verkennt. Anstatt die Ursachen der Probleme anzugehen, sollen die bewährten und vor allem hoch effizient arbeitenden Strukturen der Arzneimittelversorgung vor Ort erheblich geschwächt werden, und das zulasten unserer Patientinnen und Patienten“.

Sparschraube Apotheke nicht länger drehen

Wie am 14. Juni sollen auch am 2. Oktober die Notdienstapotheken geöffnet haben. Das Verständnis für diese „drastischen Maßnahmen“ sei sowohl von der Bevölkerung als auch der sächsischen Landesregierung „sehr groß“ gewesen. „Allen ist klar, dass an der Sparschraube Apotheke nicht länger gedreht werden darf, dass es vielmehr dringend einer finanziellen Entlastung bedarf, um die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln weiterhin sicherzustellen. Nur Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will das offensichtlich nicht zur Kenntnis nehmen“, so Dittrich.

Bereits vergangene Woche hatte der Hessische Apothekerverband zum 2. Oktober seine Mitglieder zu Protesten und Apothekenschließungen aufgerufen. Allerdings wendete die Hessische Apothekerkammer sich wegen der langen Beeinträchtigung der Regelversorgung durch den Feiertag am 3. Oktober gegen die Schließungen. Wie die DAZ aus sächsischen Kammerkreisen erfuhr, wird die Kammer hier nicht intervenieren. In Sachsen hatte vergangene Woche auch schon die Freie Apothekerschaft zu Protesten und Apothekenschließungen am 2. Oktober aufgerufen.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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