Protestmonat November

ABDA-Facebooktalk: „Wirkmächtigkeit entsteht auch durch Beharrlichkeit“

Berlin - 07.11.2023, 13:45 Uhr

Was die Apothekerschaft tue, „ist etwas Gutes für die Gesellschaft“: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)

Was die Apothekerschaft tue, „ist etwas Gutes für die Gesellschaft“: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. (Foto: ABDA)


Der Monat hält für die Apothekerschaft einiges an Aufregung bereit: Den gesamten November über soll es in Deutschland regional verteilt Proteste und auch Apothekenschließungen geben. Dazu sind noch viele Fragen offen. Am Montagabend konnten sie in einem Facebooktalk mit ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und Kommunikationschef Benjamin Rohrer gestellt werden.

Zu einem „apothekenpolitischen Marathonlauf“ hatte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening Mitte Oktober aufgerufen. Sie bezog sich dabei unter anderem auf die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Liberalisierung des Apothekensystems und dem anstehenden parlamentarischen Verfahren. Aber natürlich geht es vor allem um die Grundforderung der Apothekerschaft: Die Erhöhung des Fixhonorars. Im November gibt es nun wieder Proteste und Apothekenschließungen.

Bei einem Facebooktalk mit Kommunikationschef Benjamin Rohrer am Montagabend rief Overwiening noch einmal zum Durchhalten auf: „Lassen Sie sich nicht entmutigen!“. Politik gehe nicht „wie über Rezeptoren“. Es gehe um Verhandeln und die „Opportunität“ der Politiker:innen müssen mit eingerechnet werden. „Wirkmächtigkeit entsteht auch durch Beharrlichkeit“, so Overwiening. Was die Apothekerschaft tue, „ist etwas Gutes für die Gesellschaft“.

Thematisch konzentrierte sich das Gespräch auf verschiedene Aspekte des Protestmonats November. Online konnten Fragen gestellt werden. Rohrer erinnerte an das von der ABDA zur Verfügung gestellte Material. Für die jeweiligen Kundgebungen würden zudem auch noch Bauanleitungen für Protestschilder und 20.000 Handzettel gestellt. Es gebe auch noch für jeden Streiktag 4.000 Warnwesten, die verteilt würden.

Zur Begründung, warum der Protest regional getrennt und über mehrere Wochen verteilt stattfinde, sagte Rohrer, dass man am 14. Juni zwar ein heftiges Medienecho gehabt habe, aber eben nur ein kurzes. Nun würde einen Monat lang über die Situation der Apotheken in Deutschland berichtet.

Konzentration auf das, „was wir vor der Brust haben“

Gefragt wurde auch danach, wie es im Dezember weiter gehen werde. Overwiening erklärte hierzu: „Wir werden uns Stück für Stück weiter durch diese politische Aufgabe gemeinsam arbeiten müssen.“ Es funktioniere nicht wie bei einem Gewerkschaftsstreik. Die Proteste müssten die Politik „wachrütteln“, zeigen, wo die „wunden Punkte“ sind und „was endlich angepackt werden muss“. Man müsse in einen „konstruktiven, kooperativen Dialog mit der Politik“ kommen. Dieser folge manchmal „Glaubenssätzen“, die aber mit der Realität nichts zu tun hätten. Sollte der Protest im November nun zu keinen handfesten Ergebnissen führen, werde man die nächsten „Sensibilisierungsmaßnahmen“ vornehmen. Dazu gebe es zwar schon verschiedene Ideen, aber sie wolle sich nun auf das konzentrieren, „was wir vor der Brust haben“. Das koste ohnehin „viel Kraft, Konzentration und Geschlossenheit“.

Patienten sollen nicht unter Protest leiden

Rohrer wies darauf hin, dass die Verantwortung für die einzelnen Proteste und Kundgebungen bei den Verbänden in den jeweiligen Regionen liege. Das habe der geschäftsführende ABDA-Vorstand so beschlossen, deshalb könne er auch nichts zu den Programmen sagen.

Zu der Frage, warum die Proteste am Mittwoch stattfinden, wo ohnehin viele Apotheken nicht den ganzen Tag geöffnet hätten, sagte Overwiening, es gehe um den Protest an sich. Außerdem wolle sie nicht, dass Patientinnen und Patienten darunter leiden. Patienten seien schließlich Verbündete, oder andersherum, die Apothekerschaft sei der Verbündete der Patienten.

Noch keine Einladung aus Bundeskanzleramt

Zu der Postkartenaktion im Sommer sagten Overwiening und Rohrer noch einmal zusammenfassend, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht auf eine Anfrage zur Übergabe reagiert habe, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) habe in der Sache an Lauterbach verwiesen. Allerdings seien die Ergebnisse in Form eines USB-Sticks und auch per Mail herausgegangen. Overwiening betonte noch einmal, dass, auch wenn der Bundesgesundheitsminister nicht reagiert habe, er an der Meinung der Bevölkerung nicht vorbeikomme. Die Postkarten seien da und man werde sie verwenden.

Auch auf den gemeinsam, mit Zahnärzteschaft und Ärzteschaft verfassten, Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gebe es noch keine Antwort. Die Einladung ins Bundeskanzleramt sei noch nicht reingeflattert.

Zum Schluss ging es noch einmal um die Frage, wie die erwartbar steigenden Personalkosten im kommenden Jahr gestemmt werden sollen. Overwiening sagte dazu, dass diese zu „weiterer Selbstausbeutung führen“ werden. Sie hoffe, dass eine „entsprechende Kompensation“ erreicht werde. Aber darum gehe es bei den Protesten und dem schwierigen Dialog mit dem Bundesgesundheitsministerium, dass die Apotheken die steigende Belastung bei der jetzigen Honorarsituation nicht werden stemmen können.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Herr Rohrer

von Holger Rummel am 07.11.2023 um 15:31 Uhr

Herr Rohrer ist ein würdiger Nachfolger von Herrn Kern :)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mal die Pferde wechseln…

von Ulrich Ströh am 07.11.2023 um 15:16 Uhr

Warum immer noch Lauterbach bearbeiten…?

Habeck ist doch fürs Honorar zuständig!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Taktik und Weg

von Roland Mückschel am 07.11.2023 um 15:12 Uhr

Also ehrlich, selten so einen Mist gelesen.

Mir graust es.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ich hätte nicht gedacht....

von Dr. House am 07.11.2023 um 14:17 Uhr

.... dass wir uns genau für die ergebnisloseste, wirkungsloseste Verfahrensweise im Umgang mit Lauterbach, der uns ja recht offen den Krieg erklärt hat, entscheiden. Im Sommer dachte ich noch, dass wir es jetzt endlich mal geeint hinkriegen (weil wir es wollen) Wirkung zu erzeugen. Aber wir ENTSCHEIDEN uns für das Gegenteil. BEWUSST. Bewusst machen wir hier mal einen kleinen Protest, dann wieder zu anderer Zeit da einen kleinen Postkartentrallala. Zwischendurch im Winter wird wieder eine Ladung Kalender rausgehauen, denn das lassen wir uns ja nicht nehmen für unsere liebsten Kunden, neben diversen Spar-rabattaktionen. Mich wundert eigentlich nichts mehr, doch frag ich mich dann doch manchmal, warum so manch ein Apotheker sich wiederum wundert, dass sich nichts ändert? Es ist ganz einfach. Hätten wir eine Woche am Stück im Sommer geschlossen zu gehabt (einschließlich Notdienste), dann hätten wir jetzt ein besseres Honorar, samt Zusicherungen für eine konsequente Steigerung. Da verwette ich mein blasses mutloses Apothekergesicht drauf. Eine Woche Konsequenz hätte gereicht. Eigentlich lächerlich. Wohl jeder andere nicht-telefonbuchauswendiglernberuf hätte gewusst was zu tun ist - und beherzt durchgezogen. Ich ziehe also den Schluss, dass wir nicht nicht überleben könnten....wir WOLLEN nicht überlebenm wir WEIGERN uns zu überleben - und das recht geschlossen. Darum bitte bitte bitte Kollegen, bevor mir weiterhin übel wird, hört auf euch so wundern, dass eure mini Aktiönchen nicht wirken. Erwartet ihr ernsthaft, das Oma Erna mit den inzwischen 3 Kalendern an der Wand (der schmale, der mit den Tieren und der blumige) wegen EUCH den netten Minister Lauterbach samt der altgedienten SPD abwählt? Wie vermessen muss man sein, um zu erwarten, dass wir mit unserm planlosen Kleinscheiß überhaupt irgendeinen Druck erzeugt haben? Oder müssen wir es doch eingestehen, dass wir eigentlich noch nie eine Ahnung von Wirkungen und Nebenwirkungen hatten und uns zeitlebens nur hinter einem Kittel versteckten?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

.

von Anita Peter am 07.11.2023 um 14:10 Uhr

„Wirkmächtigkeit entsteht auch durch Beharrlichkeit“

Das ist leider eine völlige Fehleinschätzung Frau Overwiening!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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