Neuer Tiefpunkt

Lauterbach macht Kampfansage vor DAT

Berlin - 26.09.2023, 17:50 Uhr

Ließ vor dem DAT noch einmal eine Bombe platzen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (Foto: imago images / dts Nachrichtenagentur)

Ließ vor dem DAT noch einmal eine Bombe platzen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (Foto: imago images / dts Nachrichtenagentur)


Das ist Sprengstoff für den Beginn des Deutschen Apothekertags am morgigen Mittwoch: Noch bevor Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) virtuell nach Düsseldorf geschaltet wird, sind am Dienstag Bausteine seines Plans für eine Umstrukturierung des Apothekensystems bekannt geworden – die ABDA spricht in einer Pressemitteilung vom Dienstag von „zerstörerischen Plänen“ und einer „Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft“.

Einen „Tag der Antworten“ rief die ABDA für den 27. September, den Beginn des Deutschen Apothekertags aus. Sechs Fragen hatte sie an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geschickt, die wollte sie beantwortet haben. Er sollte sich nicht mit wohlfeilem Gerede herauswinden können, sollte zu den Forderungen der Apothekerschaft Stellung nehmen.

Die ABDA wollte Antworten, jetzt sieht es so aus, dass Lauterbach geliefert hat. Am heutigen Dienstag wurde publik, was der Minister bei seiner Videoschalte sagen könnte – und die Standesvertretung ist darüber überhaupt nicht glücklich. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) online berichtet, plant Lauterbach nicht nur Ergänzungen zum Sozialgesetzbuch V, die Apothekerinnen und Apothekern unter anderem bei Lieferengpässen im Herbst und Winter den Austausch von Arzneimitteln erleichtern sollen. Der Minister will auch „den Aufbau von Filial- und Zweigapotheken fördern“ heißt es. „Die Nebenniederlassungen müssen künftig keine eigenen Herstellungs- und Laboreinrichtungen unterhalten. Sie unterliegen nicht mehr der Pflicht zu Nacht- und Notdiensten. Zudem dürfen die Hauptapotheken künftig mehr Betriebsstätten als bisher eröffnen“, schreibt die FAZ online.

Neuer Tiefpunkt

Die ABDA schäumt und sieht die Kommunikation mit dem Bundesgesundheitsministerium „auf einem neuen Tiefpunkt angekommen“. Dass das Mehrbesitzverbot gekippt und wichtige Apothekendienstleistungen wie etwa die Arzneimittelherstellung (Rezepturen) oder Not- und Nachtdienste nicht mehr von allen Apotheken angeboten werden müssen, ist keineswegs eine erhoffte Antwort. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärte laut einer Pressemitteilung vom Dienstag:


„Es ist ein Affront, dass der Minister seine zerstörerischen Pläne noch vor seiner Videobotschaft auf dem morgigen Apothekertag über die Medien verkündet. Aber auch inhaltlich interpretieren wir diese Ideen als Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft. Mit der Honorarkürzung Anfang des Jahres hat die Bundesregierung uns wirtschaftlich bereits extrem unter Druck gesetzt. Kommt Lauterbach mit diesen Plänen im Parlament durch, würde er den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen.“

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening laut Pressemitteilung vom Dienstag


Laut FAZ würden Lauterbachs Ideen noch im Frühstadium stecken, das heißt die Änderungsanträge seien auch noch nicht mit den anderen Ressorts abgestimmt. Sie sollen auch eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten beinhalten – und eine Überarbeitung des Honorarsystems. Es müsse „partiell neu justiert werden, um einen Honoraranreiz für strukturschwache Standorte zu schaffen“, zitiert die Tageszeitung aus einer Absichtserklärung. Und dann soll alles ziemlich schnell gehen: „Die Pläne zu den Filialapotheken und zu den Honoraren sollen bis Ende des Jahres in Gesetzesform eingebracht werden“, heißt es in der Ankündigung.

Dem Personalmangel will Lauterbach entgegenwirken, indem Pharmazeutisch-Technische Assistenten auch allein „die Beratung vor Ort“ übernehmen sollen, „wenn sie digital an die Hauptapotheke angebunden sind“. Man müsse „auch neue Wege wagen, um gute Gesundheitsversorgung weiterhin überall anbieten zu können.“

Mit Schmeicheleien an die Adresse der Apothekerschaft wollte Lauterbach dann aber gegenüber der FAZ – wie schon zuvor bei verschiedenen Gelegenheiten – auch nicht sparen. Für eine gute Versorgung bedürfe es eines flächendeckenden Apothekennetzes, so Lauterbach. Bereits in der Pandemie hätten die Pharmazeuten „eine zentrale Rolle gespielt“. Sie würden „in der jetzt kommenden Herbst- und Winterwelle von Infekten“ wieder „besonders gebraucht“. Damit keine Unterversorgung entstehe, „werden wir Filialgründung und -betrieb auf dem Land erleichtern sowie die Honorare in strukturschwachen Gebieten anpassen.“

„An den Haaren herbeigezogen“

Overwiening erinnerte laut Pressemitteilung an den Koalitionsvertrag. Dort hatten die Ampelfranktionen noch eine Stärkung der Apotheken versprochen: „Mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen wird genau das Gegenteil erreicht: Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen, die Versorgung mit Rezepturen, wie beispielsweise Salben und Fiebersäften für Kinder, wird in vielen Apotheken gänzlich gestrichen – und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können.“ Es sei „an den Haaren herbeigezogen“, wenn Lauterbach denke, dass es „mit seinen Plänen mehr Filialgründungen geben könnte“.

Bald neue Protestwelle

Der Minister müsse verstehen, so Overwiening: „Das gesamte System benötigt mehr Geld! Eine Versorgung in der Fläche und damit auch im ländlichen Raum wird durch diese unausgegorenen Pläne zusätzlich geschwächt.“ Es sei „beängstigend, dass der Minister nun jegliche Diskussionsebene und Konstruktivität verlassen hat und die vollversorgenden Apotheken abschaffen will“. Die Apotheken würden in der derzeitigen Lieferengpasskrise den „sozialen Frieden“ sichern: „Gerade einem SPD-Minister sollte es wichtig sein, dass alle Menschen in Deutschland einen gleichwertigen Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung haben. Wir hoffen, dass das Parlament die grenzenlose Verantwortungslosigkeit des Ministers zu bremsen weiß.“

Die ABDA hatte angekündigt, es werde im Herbst weitere Proteste geben, sollte es von Lauterbach am morgigen Mittwoch keine Antworten geben. Das scheint überholt zu sein. Wie Overwiening in der Pressemitteilung erklärt, werde man „sehr bald eine neue Protestwelle starten, um der Politik zu signalisieren, wie wichtig eine wohnortnahe Versorgung für die Patientinnen und Patienten ist“. Diesmal sucht die ABDA offensichtlich aber den Schulterschluss mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen: „Wir stehen dazu auch im Austausch mit anderen heilberuflichen Gruppen und schließen gemeinsame Aktionen nicht aus“, heißt es von der Standesvertretung.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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19 Kommentare

Erleichterung für Filialapotheken

von Dr. Peter Post am 28.09.2023 um 11:57 Uhr

Lauterbach möchte dem Apothekensterben durch Erleichterung der Filialisierung (nix Rezeptur, nix Notdienst und Teleratschläge) begegnen. Ich entwerfe gerade den Notdienstplan 2024. Früher war das mal für 16 Landapotheken, heute sind wir nach Schließungen Brandopfern noch 10, nächstes Jahr wahrscheinlich 9. Davon sind zwei Filialapotheken. Herr Lauterbach, muss ich die jetzt aus dem Entwurf rausnehmen?

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Karls Pläne

von pille62 am 27.09.2023 um 12:54 Uhr

... na dann man zu Wir bekommen im derzeitigen Filialnetz und den Hauptbetrieben schon nicht alle Stellen besetzt.
Wie sollen denn bitte schön die Stellen in den neuen völlig finanziell unattraktiven mini Zweigstellen besetzt werden.
Karl und die Politik wollen scheinbar nicht verstehen, das wir einfach mehr Geld brauchen, für den Ausgleich von Inflation, für Investitionen, für gutes Personal für ein angemessenes Gehalt für das Risiko das die Inhaber tragen.
Karl will die Eskalation!? Gut dann sollten die Apotheker alle Verträge wegen Wegfall der Geschäftsgrundlage kündigen.
Und dann einen wirklich knackigen Forderungskatalog vorlegen.
Die Blueworker in der amerikanischen Autoindustrie machen es vor.


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Da hatte jemand eine Idee...

von Kleiner Apotheker am 27.09.2023 um 9:58 Uhr

Vom Konzept klingt das nach Mini-Apotheke in einer Drogerie mit 1 PTA. Also, abkassieren, aber bitte ohne zusätzlichen Aufwand.

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AW: Da hatte jemand eine Idee

von Katrin am 27.09.2023 um 10:42 Uhr

Dann läuft das hier bald genauso, wie in Amerika! Und wenn dieser Typ so weitermacht, haben wir das ganze Gesundheitswesen wie im Amerika und das ist dort desasteös

Lauterbach

von Landapotheker/innen am 27.09.2023 um 9:39 Uhr

Hallo an alle, Lauterbach will doch nur von den Hauptfragen ablenken und wirft daher irgendwelche Ideen der Apothekerschaft "zum Fraß" vor, alter Trick übrigens. Wir sollten einfach cool bleiben und uns eben nicht ablenken lassen. Natürlich kann man ihm bei Gelegenheit deutlich machen, dass seine Ideen gesundheitspolitisch ein Rückfall auf den Status eines Entwicklungslandes zur Folge hätten.

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Lauterbach

von Scarabäus am 27.09.2023 um 8:55 Uhr

Der Herr Minister und Gesundheitsökonom scheint (oder will) zwei Kernprobleme nicht (zu) begreifen:
1) Es gibt ein gesetzl. Versorgungsgebot (§1, Abs. 1 ApoG), ergo hat der Staat die finanzielle Umsetzbarkeit dieses Hoheitsauftrages den Apotheken zu gewährleisten. Es handelt sich also nicht um reine Marktwirtschaft (mit staatl. Tricksereien).
2) Wenn sich die Umsetzbarkeit der Versorgung nicht mehr rentiert, gründet keiner mehr (Zweig)Apotheken oder Filialen, im Gegenteil: Die Abstimmung mit den Füßen (Apothekenschließungen) wird sich weiter beschleunigen.

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Das Mass ist voll !

von Uwe Hansmann am 27.09.2023 um 7:45 Uhr

Die ABDA-Präsidentin braucht jetzt alle Unterstützung!!

Die Ansage ist klar formuliert.

Heute und in den kommenden Tagen gilt es, diesem Ekelpaket zu zeigen, daß wir dieses perfide Spiel nicht mitmachen! Der Mann muß einfach weg aus dem Amt.
Er arbeitet völlig irrational, egoistisch und menschenverachtend um die eigene, dünne Haut über die nächsten Wochen zu retten. Lauterbach! Das Spiel ist aus. Ende im Gelände. Heute wird es krachen.

GRO hat auf Gegenoffensive geschaltet, wie es noch kein ABDA-Vertreter vor ihr gemacht hat.

Respekt!

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AW: Das Mass ist voll

von Carolina Kusnick am 27.09.2023 um 9:49 Uhr

Sehr geehrter Herr Hansmann,
bei allem Verständnis für den scharfen Tonfall gegen den Gesundheitsminister bitten wir darum, sachlich zu bleiben und die allgemeinen Verhaltensregeln auf DAZ.online zu beachten. Ansonsten wird die Redaktion Kommentare löschen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Carolina Kusnick, DAZ-Redakteurin

Be careful what you whish for…

von Dr. House am 27.09.2023 um 5:51 Uhr

Ich möchte mal eine etwas andere Perspektive aufzeigen, auch wenn ich dafür dem innerlichen Zwang entsagen muss beleidigt zu regieren. Lauterbach ist einer der mutigsten und wohl auch ehrlichsten Minister die wir haben. Er gibt der Bevölkerung und damit uns, was wir wollen. Die Pläne hat er garantiert nicht spontan gemacht, sondern die existieren so möglicherweise auf breiter Konsensbasis der EU und deutschen Regierung seit dem AMNOG. Wenn wir an zb Gröhe denken, möchten wir aus reinem Wunschdenken heraus glauben, dass das der letzte Apothekenfreund war, vielleicht sogar noch Spahn, der so freundlich war es bei einigen „Kröten“ zum schlucken zu belassen. Gröhe und Spahn sind genau diese Art von opportunistischen Feiglingen, die die Hoffnung auf ein weiter so in unserem doch recht naiven Berufsstand hochgehalten haben. Politiker wie Gröhe, die sich dann noch lächelnd für Fotos in die Apo stellen und unseren Applaus ernten sind die, die uns haben ausbluten lassen. Lauterbach hingegen ist der mit dem Gnadenstoß, der der verhindert, dass wir (auch unter Zuhilfenahme DAZ Tipps) dem Nachwuchs eine heile Welt vorspielen nur damit sie uns unsere Bude abkaufen. Lauterbach gibt sich als Gegner der inhabergeführten Apotheke offen zu erkennen. Ich muss nicht erst auf einige Werke der Kriegsphilosophie hinweisen, um den berühmten Satz zu zitieren, wie wichtig es ist seinen Feind zu kennen. Nun müssten wir was draus machen, dürfen nicht länger naiv sein, müssen uns ehrlich machen, hinterfragen was wir wollen und wohl auch mal ehrlich die Frage stellen, was wir der Bevölkerung wirklich nutzen. Viel zu tun gibt es im Apothekenalltag immer und wir waren schon immer Meister darin uns es in der Bürokratie gemütlich zu machen, weil sie uns dabei hilft uns wichtig zu fühlen - mit jedem kritische Blick & Stempel auf dem Btm Rezept, mit jeder Polizeifalle nach einer Rezeptfälschung, mit jedem Silvesternotdienst, der aus Katermedikamenten und Nasensprays besteht, mit jedem Zahnarzt dem wir die Pille auf Privatrezept entsagen, während sämtliche PTA und PKAs ihren Frauenarzt erstaunlich selten aufsuchen müssen. Wir sind die, die stets „hier!“ schreien, wenn es darum geht sich wichtig zu fühlen. So können wir dann nach Covid oder nach vielen PDL eingeschnappt reagieren, weil wir doch soviele Leben retten und nun der böse Dolch in den Rücken kommt. Doch irgendwie haben wir das verdient. Nicht nur, weil wir naiv sind, sondern weil wir eben diese eklige Eigenschaft besitzen uns wichtig fühlen zu müssen. Doch die Tage, an denen wir es wirklich sind, sind selten geworden. Entsetzt stehen wir nun manchmal vor Lieferengpässen ohne Alternative, wo wir dem Patienten einfach nur das Rezept in die Hand drücken und ihn mit einem „teu teu“ verabschieden. Noch entsetzter war ich aber die letzten Monate, wie schnell sich die Patienten daran gewöhnt haben und es bis auf kleine Ausnahmen mit einem Schulterzucken abtun. In Deutschland gibt es keine Antibiotika für mein Kind? So what, solange das Methylphenidat noch kommt, passt das schon. Die wohl ehrlichste Erkenntnis, die wir uns machen müssen, ist wohl die, dass die Zeit, in der die Bevölkerung uns einen Versorgungsauftrag gibt langsam ausläuft. Und das hat m. E. die erschreckende Ursache, dass unsere Gesellschaft lethargisch geworden ist. Sie möchte sich weder mit der Frage auseinandersetzen was Gesundheit genau ist, noch möchte sie definieren wie eine nachhaltige Gesundheitsversorgung aussehen und was sie kosten darf. Lauterbach, bzw Gesundheitsökonomen in Krankenkassen und Politik sind ausführende Exekutive dieses Unwillens der Bevölkerung. Deswegen werden unsere Kinder immer fetter, deswegen sinkt die Lebenserwartung, deswegen steigen psychische Erkrankungen rasant an, deswegen lassen wir unsere Medikamente in Billiglohnländern herstellen, deswegen schieben wir unsere Alten in Heime ab und stellen sie mit Neuroleptika ruhig. Uns interessiert das Thema Gesundheit einfach nicht mehr. Viel wichtiger ist es moralisch gut zu sein, zu gendern, eine Willkommenskultur und gleichzeitig zu haben und Lebenslaufgewinnler zu sein - am besten beides vereint, Migrationshintergrund und makeloser Lebenslauf. Noch nie hat es so viele Experten gegeben, wie heute. Alle Gebiete werden abgedeckt. Man müsste meinen mit Deutschland ginge es steil bergauf, was haben wir nur früher gemacht, ohne diese ganzen Spezialisten und Universalgelehrten? Nun, vermutlich konnten wir uns früher auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Infrastruktur, einfache Interessen der Bevölkerung. Vorsorge, Nachsorge, viele Schultern, die gewillt waren viel zu tragen. Heute gehts nur darum aufzufallen, zu gelten, die eigene Individualität anderen auf die Nase binden, zu behaupten, was für ein guter Mensch man sei. Uns interessiert nur noch die Fassade. Und da wir das eigentlich alle wissen, uns sogar in unserer Lethargie einig sind, sind wir nicht mehr entsetzt, wenn die Fassade bröckelt und dahinter schlimme Gewissheiten warten. Im Gegenteil, wir malen die Fassade bunt in Regenbogenfarben an und weiter gehts auf den Abgrund zu. Wir Apotheken sind eins der Flagschiffe, wir sind Deutschland in a Nutshell, wir sind weder schlechter oder besser als Bevölkerung und Politik, wir sind ein relativ klarer Spiegel. Wenn wir das doch nur nützen würden. Lauterbach tut uns einen Gefallen. „Euch ist eure Gesundheit egal? Dann können wir genauso gut Milliarden € einsparen!“ fair enough, wenn er so denkt. Ich glaube wir leben in einer funktionierenden Demokratie. Unser Wille, bzw unser Unwille zur Gesundheit wird bestens repräsentiert. Das ist wie mit den Googlebewertungen beim Arzt. Die richtig guten Ärzte, meist noch von der alten Schule, die eigentlich schon im Rentenalter sind und das aus Spaß oder Berufung noch machen - die sagen den Patienten noch ins Gesicht, wenn die mit ihrer Gesundheit Schindluder treiben. Natürlich gibt es dafür die demokratische Watsche in Form der 1Sterne Bewertung. Der moderne Deutsche möchte von irgendeiner Eigenverantwortung oder Kritik nichts mehr hören. Das ist schließlich Freiheit und Demokratie. Das, liebe Freunde, passiert wenn der Bürger Jahrzehnte zu einem Kunden konditioniert wird. Achtung - keine generelle Kapitalismus Kritik, sondern Kritik des Kunde ist König Prinzips. Da arbeiten wir Apotheken fleißig mit. Precht ist in einem seiner aktuelleren Bücher mal auf diese Problematik eingegangen. Wir haben überhaupt keine Staatskultur mehr, jeder Wähler hält sich für einen Kunden und so auch für einen König. Im Hrunde ist das die schlimmste Form der Diktatur - eine Demokratie mit 84 Mio Tyrannen. Nie war ich froher keine Kinder zu haben, als heute.

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AW: Be careful what you whish for

von PTA am 27.09.2023 um 8:58 Uhr

Kann ich nur zustimmen.
Keiner will z.B. bei Rückenschmerzen hören, dass er nur durch Bewegung und Kräftigung der Muskeln eine dauerhafte Besserung bekommen kann. Es wird sich beschwert, dass die Ibu nur 600er und nicht 800er sind! Oh Gott ich hab Fieber! Ich muss sofort etwas dagegen tun! Meine Antwort: ist doch super, ihr Körper weiß sich zu helfen! Kaum einer will sich der Verantwortung für die eigene Gesundheit stellen und kaum einer weiß noch großartig etwas über Gesundheit und Krankheit.
Und die Pläne des KL?
Die Forderung nach Vertretungsberechtigung für PTA gibt es schon lange aus den eigenen Reihen, genauso wie die Forderung, dass Filialen nicht "voll" ausgestattet sein müssen, Stichwort Rezeptur, oder nur die Hauptapotheke den Notdienst versehen muss, nicht aber auch noch die Filialen. Und bitte nicht öfter als einmal im Quartal...
Fast 20 Jahre haben die Inhaber ins Land gehen lassen, um darauf zu kommen , dass es ja ein Gesetz gibt, welches vorsieht, alle 2 Jahre das Apothekenhonorar an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Lief ja! Träge mal müde darüber nachgedacht, ob es nicht doch langsam Zeit wäre, da mal wieder was dran zu ändern! Die Angestellten haben lange quasi von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt Nullrunden hingenommen, sind ja auch meist nur Frauen,
mit denen kann man ja so umspringen.
Jetzt dürfen sich alle Angesprochenen auf den Schlips getreten fühlen!

AW: Be careful what you whish for

von Peter Winkelmann am 27.09.2023 um 10:00 Uhr

Vielen Dank, ich habe noch nie eine so gute Zusammenfassung der aktuellen Situation gelesen. Sie sprechen mir aus der Seele.

Steht auf und wehrt euch

von Rose am 26.09.2023 um 23:22 Uhr

Es sind erstmal nur die irren Pläne eines selbstverliebten Schreibtischtäters. Und solch ein Irrsinn betrifft Apotheken, Ärzte und Kliniken gleichermaßen. Aufstehen und kämpfen - und zwar gemeinsam mit allen Heilberufen. Mit voller Kraft und klarer Kante.

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Lauterbachs Angriff

von Uwe Dietze am 26.09.2023 um 18:58 Uhr

hat der Minister nicht bei seiner Ernennung einen Eid geleistet, Schaden abzuwenden o.ä,? Wenn ja, hat er einen Meineid geleistet und gehört gerichtlich geahndet. Oder: der Bundeskanzler sollte ihn wegen Unfähigkeit oder wegen des Schadens, den er anrichten möchte fristlos aus dem Ministeramt entfernen. Es gibt Bessere.

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AW: Lauterbachs Angriff

von Böser Denker am 27.09.2023 um 9:58 Uhr

Wenn der Bundeskanzler Lauterbach entlassen soll wegen Unfähigkeit???

Wer entlässt dann den ganzen Rest der unfähigen Regierung???

Liebe Leute.
Ihr habt diese geistig minderbemittelten Geister gerufen also lebt damit.

Schönen Gruß

Lauterbach

von Roland Mückschel am 26.09.2023 um 18:57 Uhr

Soweit ich zählen kann ist das immer noch nur eine
Person.
Und seine Pläne.

Ihr werdet doch alle Selbstbewusstsein genug haben
Euch diesem Käsperle entgegenzustellen und
Eure Interessen und die des Volkes zu vertreten.

Für das Totenglöcklein ist es viel zu früh.

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Steilvorlage für einen kurzfristigen bundesweiten Protesttag am 2.10.

von Thomas B am 26.09.2023 um 18:51 Uhr

Wenn wir mal davon ausgehen, dass sich diese Meldungen nicht nur bewahrheiten, sondern dass das erst die Spitze des Eisbergs ist....... Man denke das mal weiter ....keine Rezeptur, kein Notdienst, kein Pharmazeut in Präsenz..... pDL ade, Impfen ade, Notdienst ade, Ausputzen der Lieferengpässe ade.....

Die Kündigung der Hilfstaxe ist ein erstes deutliches Zeichen. Unter der Voraussetzung, dass er tatsächlich diese Absichten hegt, halte ich es für zwingend nötig, am 2.10. einen bundesweiten Protesttag einzulegen. Ganz kurzfristig und geschlossen! Und falls nötig ab da jeden Montag!

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Zerschlagung des Apothekenwesens in seiner jetzigen Form

von Jürgen Weinberg am 26.09.2023 um 18:27 Uhr

Liebe Kolleg:innen, nun ist Herr Unlauterbach endlich mit seinen wahren Plänen herausgerückt. Seinem bisher noch kaschierten Hass auf Apotheker:innen läßt er nun freien Lauf. Und nun? Wir haben es verschlafen, rechtzeitig dagegen anzukämpfen und ich glaube nicht, dass es für das deutsche Apothekenwesen noch eine Zukunft gibt. Herr Unlauterbach zerschlägt alle gewachsenen Strukturen und hat offensichtlich Spaß dabei, uns alle am Nasenring durch die Manege zu führen. Wollen wir wirklich jede Selbstachtung verlieren?

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Pläne

von Conny am 26.09.2023 um 18:18 Uhr

Rip Vorortapotheken. Aber es wurde auch nie auf den frechen Conny und Ebert mit dem kleinen e gehört. War ein Fehler von vielen Naivlingen.

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Zerstörung des gesamten Berufsstandes

von Apothekerin am 26.09.2023 um 18:03 Uhr

Mir kommen die Tränen! Das würde die Zerstörung unseres gesamten Berufsstandes bedeuten und damit auch die Zerstörung der Lebensleistungen vieler Kolleginnen und Kollegen. Die ABDA war viel zu lange viel zu zögerlich und jetzt zahlen wir alle den maximalen Preis dafür!

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