Parlamentarischer Abend der baden-württembergischen Apotheker:innen

Viel Leistung für ein kleines Stück vom Kuchen

Berlin - 06.04.2022, 12:45 Uhr

Tatjana Zambo erklärt, was noch zu tun ist, um Lieferengpässe künftig möglichst zu vermeiden. (Foto: LAV)

Tatjana Zambo erklärt, was noch zu tun ist, um Lieferengpässe künftig möglichst zu vermeiden. (Foto: LAV)


Apothekentypisches Organisationstalent 

Als beständiges Ärgernis nannte die Verbandspräsidentin zudem die Lieferengpässe. Mehr als 10 Prozent seiner Arbeitszeit stecke das Apothekenpersonal in die Lösungssuche, so Zambo. Pro Apotheke würden bis zu 300 Arzneimittel als defekt gemeldet. Idealerweise müsse es hier künftig mehr Transparenz durch ein zentrales Informationssystem zu den Engpässen geben.  Zudem sei es dringend nötig, dass Krankenkassen Rabattverträge mit mehreren Herstellern schließen, die mindestens zwei unterschiedliche Wirkstoffhersteller nutzen. 

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Auch der Export versorgungsrelevanter Arzneien müsse eingeschränkt werden, wenn sie knapp zu werden drohen. Nicht zuletzt sollten die Rahmenbedingungen stimmen, damit sich wieder mehr Wirkstoffhersteller in Europa ansiedeln.

Apotheke vor Ort – ein effizientes Gesundheitszentrum

Kammerpräsident Martin Braun lenkte sodann den Blick nochmals besonders auf die Leistungen der Apotheken in der Pandemie. Tatsächlich habe das Coronavirus ihre Stärken besonders hervorgebracht. Die Apotheken waren Tag und Nacht für die Menschen da – auch wenn Inhaber:innen und Personal dabei oft an ihre Grenzen gekommen seien. Sie gehörten zu den ersten, die sich um Schutzmaßnahmen kümmerten. Sie stellten zu Beginn der Pandemie Desinfektionsmittel her und fanden Lösungen für alle Probleme, die sich auf diesem Weg stellten – etwa den Mangel an Ausgangsstoffen. Ein gewisses Organisationstalent sei wohl typisch für die Apotheken, bemerkte Braun. Überdies testeten sie zuverlässig, sie meisterten die Impfstofflogistik, als die Hausärzte in die Impfkampagne einstiegen – und sie machten sich bereit, selbst gegen COVID-19 zu impfen. Bei der Ausstellung der Impfzertifikate seien Apotheken nicht selten ein Korrektiv gewesen – viele Impfpassfälschungen seien in den Offizinen aufgedeckt worden. Insgesamt hätten sich die Apotheken vor Ort einmal mehr als unverzichtbar erwiesen – und als effizientes, dezentrales Gesundheitszentrum.

Sorge bereitet Braun allerdings der Nachwuchsmangel – auch dieser ist ein Grund, warum viele Apotheken schließen. In Baden-Württemberg hat man eine groß angelegte Nachwuchsoffensive gestartet, die nun stufenweise und zielgruppenorientiert für die Berufe in der Apotheke werbe (www.karriere-auf-rezept.de). Braun machte aber auch deutlich: Um attraktiv als Arbeitgeber zu sein, müsse auch das Gehalt stimmen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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