Statt NSAR

Mit Cannabidiol gegen Arthroseschmerzen?

Stuttgart - 23.12.2021, 09:15 Uhr

Hilft CBD bei Arthroseschmerzen? (x / Foto: Monika Wisniewska / AdobeStock)

Hilft CBD bei Arthroseschmerzen? (x / Foto: Monika Wisniewska / AdobeStock)


Und die Nebenwirkungen?

Bei den Nebenwirkungen sieht es bei der Datenlage wohl nicht besser aus als bei den Daten zur Wirksamkeit von CBD. Das „Arznei-Telegramm“ schreibt: „Dem unbelegten Nutzen stehen unzureichende Sicherheitsdaten gegenüber.“ Im Jahr 2020 wurden die verfügbaren randomisierten placebokontrollierten Doppelblindstudien, die mindestens sieben Tage dauerten, in einer Metaanalyse im Fachjournal „Neuropsychopharmacology“ („Adverse effects of cannabidiol: a systematic review and meta-analysis of randomized clinical trials“) zusammengefasst. Was kam dabei heraus?

Durchfall tritt häufiger auf

Im Vergleich zu Placebo war CBD mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit verbunden, dass die Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen abgebrochen wurde. Patient:innen mit CBD berichteten häufiger über schwere Nebenwirkungen wie Lungenentzündungen und erhöhte Leberwerte. Daneben kam es auch häufiger zu Appetitlosigkeit, Durchfall und Schläfrigkeit. Die meisten unerwünschten Arzneimittelwirkungen wurden jedoch nur in Kinderstudien mit dem Epilepsie-Arzneimittel Epidyolex® beobachtet, wenn Kinder dieses in Kombination mit anderen Antiepileptika (wie Clobazam) erhielten. Nach Ausschluss der Kinderstudien blieb laut den Studienautoren nur noch Durchfall übrig, der in Verbindung mit der Anwendung von CBD auftrat. 

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die verfügbaren Daten aus klinischen Studien darauf hindeuten, dass CBD gut verträglich ist und relativ wenige schwerwiegende unerwünschte Wirkungen hat, wobei jedoch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sorgfältig überwacht werden sollten“, erklären die Wissenschaftler:innen in „Neuropsychopharmacology“. Sie fordern zusätzliche Sicherheitsdaten aus weiteren klinischen Studien, die CBD außerhalb der Behandlung kindlicher Epilepsie untersuchen und vor allem auch Studien mit rezeptfreien CBD-Produkten. Auch fehlen derzeit Langzeitdaten.

Nutzen unzureichend nachgewiesen

Das „Arznei-Telegramm“ überzeugen die derzeitigen Daten zu CBD bei Arthroseschmerzen nicht. „Wegen fehlender Nutzenbelege aus randomisierten Studien und unzureichender Sicherheitsdaten raten wir von Cannabidiol-Zubereitungen zur Schmerzbehandlung bei Arthrose – wie auch von der Anwendung in anderen nicht zugelassenen Indikationen – außerhalb klinischer Studien ab.“

Zur Erinnerung: Was ist das „Arznei-Telegramm“?

Das „Arznei-Telegramm“ (AT) ist eine medizinische Fachzeitschrift, die eigenen Angaben zufolge „Informationen für Ärzte und Apotheker neutral und anzeigenfrei“ bereitstellt. Sie finanziert sich rein durch den Verkauf von Abonnements. Dadurch, dass das AT auf Werbeeinnahmen durch Anzeigen in seiner Zeitschrift und dem Internetportal verzichtet, sieht es seine Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie und anderen Interessengruppen gewahrt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Therapie von Cannabisabhängigkeit

Hilft CBD beim Cannabis-Entzug?

Epidyolex bei kindlicher Epilepsie

EU lässt CBD-Arzneimittel zu

Topic-Exklusiv

Wie wirkt Cannabidiol?

THC und CBD auf dem Prüfstand

Fahrtauglichkeit nach Cannabis-Konsum

Rechtsgrundlage von CBD-Produkten

Der fragwürdige Status des Cannabidiol

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.