Arzneimittel und Therapie

Kurz gemeldet

Erste histologieunab­hängige Tumortherapie

Üblicherweise richtet sich die Behandlung solider Tumore nach deren Lokalisation. Nun wurde erstmalig ein Arzneimittel vom Humanarzneimittelausschuss (CHMP) der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Zulassung empfohlen, bei dem allein der Mutationsstatus entscheidend ist. Wo genau sich der Tumor im Körper befindet, ist irrelevant. Voraussetzung für die Therapie mit Larotrectinib (Vitrakvi®, Bayer AG) ist, dass bei Patienten mit lokal fortgeschrittenen oder metastasierten soliden Tumoren eine NTRK-Genfusion (neurotrophe Tyrosin-Rezeptor-Kinase) vorliegt, dass der Tumor chirurgisch nicht entfernt werden kann und dass keine zufriedenstellenden Therapieoptionen zur Verfügung stehen. Bevor eine Behandlung mit dem oral einzunehmenden TRK-Inhibitor begonnen wird, sollte die Mutation mithilfe eines validierten Tests nachgewiesen werden, beispielsweise mittels Next Generation Sequencing.


CBD-Präparat gegen seltene Epilepsieformen

In seiner Juli-Sitzung empfahl der CHMP auch, Cannabidiol (Epidyolex®, GW Pharmaceuticals) zur Behandlung von epileptischen Anfällen im Rahmen des Dravet-Syndroms und des Lennox-Gastaut-Syndroms zuzulassen. In den Vereinigten Staaten dürfen die beiden seltenen und schweren Epilepsieformen, die erstmalig im Kindesalter auftreten, bereits seit 2018 mit dem Cannabidiol(CBD)-haltigen Arzneimittel behandelt werden. Folgt die europäische Kommission der Empfehlung des CHMP, können Kinder ab zwei Jahren künftig auch hierzulande von dem CBD-Präparat als Zusatz­therapie zu einer Behandlung mit Clobazam profitieren. Das Arzneimittel soll als perorale Lösung mit einer Konzentration von 100 mg/ml auf den Markt kommen. Zu den häufigsten Nebenwir­kungen zählen Schlaflosigkeit, verminderter Appetit, Durchfall, Pyrexie, Müdigkeit und Erbrechen. Der exakte Wirkmechanismus ist bislang nicht vollständig verstanden. Epidyolex® reduziert laut CHMP die neuronale Hyperaktivität auf verschiedene Arten, zum einen durch Modulation von intrazellulärem Calcium über den G-Protein-gekoppelten Rezeptor 55 (GPR55) und über den TRPV1 (Transiente Rezeptor­Potenzial-Kationenkanal der Unter­familie V(anilloid) des Subtyps 1, veraltet Vanilloid Receptor 1, VR1 oder Capsaicin-Rezeptor), zum an­deren durch Modulation von Adenosin-vermittelten Signalen, indem es die zellulären Adenosin-Aufnahme über den equilibrativen Nukleosidtransporter 1 (ENT-1) hemmt.


Inhalatives Levodopa

Levodopa hat in der Behandlung des Morbus Parkinson schon lange seinen festen Platz. Nun wurde ein Präparat zur Inhalation vom CHMP zur Zulassung empfohlen. Inbrija® (Acorda Therapeutics Ireland Limited) soll zur Behandlung der Off-Phasen eingesetzt werden. Diese treten insbesondere nach einer oralen Langzeittherapie mit Levodopa und Decarboxylasehemmern auf und machen sich zum Ende eines Dosierungsintervalls durch die typischen Parkinson-Symptome bemerkbar. Schnelle Abhilfe soll die zusätzliche Applikation des Dopamin-Precursors mittels Pulverinhalator schaffen. In einer klinischen Studie profitierten die Patienten im Vergleich zu Placebo nach 30 Minuten von einer stärkeren Linderung der Symptome. Häufige Nebenwirkungen sind Husten, Stürze, Infektionen der oberen Atemwege, Dyskinesien sowie verfärbtes Sputum.

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