AKNR und AVNR starten Kampagne in „BILD“

Engpässe sind Chefsache, Herr Bundeskanzler!

Berlin - 25.09.2023, 15:15 Uhr

In der Pressemitteilung zum Start der Kampagne zeigen sich Armin Hoffmann, Präsident der AKNR (li.) und Thomas Preis, Vorsitzender des AVNR, überzeugt, dass das dramatische Problem der Lieferengpässe von der Bundesregierung nicht ernst genommen wird. (Fotos: AKNR/A. Müller (li.), AZ/Alex Schelbert)

In der Pressemitteilung zum Start der Kampagne zeigen sich Armin Hoffmann, Präsident der AKNR (li.) und Thomas Preis, Vorsitzender des AVNR, überzeugt, dass das dramatische Problem der Lieferengpässe von der Bundesregierung nicht ernst genommen wird. (Fotos: AKNR/A. Müller (li.), AZ/Alex Schelbert)


Diese Woche protestieren die Apotheken wieder. Anlass gibt ein digitaler Auftritt Lauterbachs auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf. Apothekerverband und Apothekerkammer Nordrhein haben zudem am heutigen Montag eine Anzeigen-Kampagne in der „Bild“-Zeitung gestartet. Im Zentrum stehen die Arzneimittel-Engpässe – und die seien „Chefsache“, so der Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz.

Diese Woche, am Mittwochnachmittag, sind die Apotheken über ihre Landesverbände aufgerufen, drei Stunden lang ihre Türen zu schließen. Die Teams sollen hören können, welche Botschaft Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zur Eröffnung des Deutschen Apothekertags (DAT) in Düsseldorf via Videoschalte an den Berufsstand aussendet – und diese auch bewerten. Zudem hat die ABDA für den Freitag, zum Abschluss des DAT, noch ein „Highlight“ angekündigt. Statt der gesundheitspolitischen Diskussion ist offenbar ein Protest zusammen mit der Hauptversammlung geplant, Genaueres wurde aber bislang nicht verraten. 

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Apothekerverband und Apothekerkammer Nordrhein (AVNR und AKNR) wollen diesen Protest nun noch verstärken. Und zwar mit einer Kampagne in der „Bild“-Zeitung – dem Blatt, das schon in der vergangenen Woche von der Engpass-Misere und den Sorgen der Apotheken berichtete. Seit dem heutigen Montag laufen in den Ausgaben an Rhein und Ruhr Anzeigen, die sich direkt an Olaf Scholz (SPD) wenden. Zu lesen ist: 

„Herr Bundeskanzler, 1,5 Mio. Menschen sind täglich von Medikamenten-Engpässen betroffen. Das ist Chefsache!“ 

Im weiteren Anzeigentext heißt es: „In Deutschland fehlen mehrere tausend Medikamente. Das sind 150 % mehr als vor fünf Jahren. Apotheken und ihre Teams kämpfen täglich am Limit, um die Versorgung ihrer Patienten sicherzustellen. Unterstützen Sie die Apotheken jetzt!“ 

Die Anzeige schließt mit der Forderung: „Gegen den Medikamentenmangel. Für eine bessere Patientenversorgung. Jetzt Apotheken stärken!“ 

Motive für alle Apotheken bundesweit nutzbar

Der Absender der Botschaft lautet: „Ihre Apotheken vor Ort“. Er ist also allgemein gehalten, sodass Apotheken bundesweit das Anzeigenmotiv nutzen können. Auf den Internetseiten von AVNR www.av-nr.de und AKNR www.aknr.de kann das Motiv im Plakat- und Handzettelformat heruntergeladen werden.

In der Pressemitteilung zum Start der Kampagne zeigen sich Thomas Preis, Vorsitzender des AVNR, und Armin Hoffmann, Präsident der AKNR, überzeugt, dass das dramatische Problem der Lieferengpässe von der Bundesregierung nicht ernst genommen werde. Die Wirkungen des Engpassgesetzes lassen bekanntlich auf sich warten. Insbesondere nach den jüngsten Vorwürfen Lauterbachs, Apotheker:innen würden bei den Lieferengpässen Panikmache betreiben und Eltern sowie Kinder verunsichern, sei ihnen daher der „Geduldsfaden gerissen“, sagt Hoffmann. Daher soll nun der Appell an Scholz nicht nur heute, sondern auch am Mittwoch und Freitag in der „Bild“-Zeitung und auf bild.de erscheinen.

Hoffmann und Preis blicken auch schon voraus ins Bundestags-Wahljahr 2025: „Sollten wir bei der Bundesregierung weiter kein Gehör für unsere berechtigten Forderungen zur Apothekenstärkung finden, werden wir die Arzneimittelversorgung, vor allen Dingen aber die desaströse Gesundheitspolitik, die bis jetzt keine Lösungen zur Stärkung der ambulanten Versorgung und insbesondere der Apotheken bietet, zum Wahlkampfthema machen.“ Preis und Hoffmann weisen darauf hin, dass Apotheken pro Tag bundesweit über 3 Millionen potenzielle Wählerinnen und Wähler erreichen, allein in NRW fast eine Million. 

 

Das Anzeigenmotiv des AVNR und der AKNR. (Foto: Screenshot)

Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Honoraranpassung jetzt

von Michael Kuenen am 28.09.2023 um 20:45 Uhr

Das Apothekensterben ist von der Regierung durch jahrelange Ignoranz bei der Anpassung der Aufschläge veranlasst, da bei diesen Aufschlägen kaum noch Apotheker:innen gefunden werden, die das unternehmerische Risiko auf sich nehmen wollen, eine Apotheke zu leiten und den Mitarbeiter ein angemessenes Gehalt zahlen zu können . Lauterbach weis das. Er ist ja nicht dumm. Er nimmt das Apothekensterben zum Anlass seien Abgabebuden, Cannabis-Shops und Gesundheitkioske zu rechtfertigen. Er sollte besser die noch existierenden Apotheken finanziell so ausstatten, dass weiteres Apothekensterben verhindert werden kann. Das Geld der Versicherten ist dort besser angelegt und kann durch deutliche Reduzierung der Verwaltungsstrukturern eingespart werden. Entmachtet die gesetzlichen Krankenkassen. Wir brauchen nur eine gute Krankenkasse .

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Ein Blick nach Frankreich

von Kord-Henrich Wolff am 26.09.2023 um 12:27 Uhr

In Frankreich kümmert sich der Staatspräsident Macron um Lieferengpässe! In Deutschland macht es ein Minister, dessen lallende Aussagen zu keinerlei Erfolg führen..

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Honoraranpassung wichtiger als Engpassregelung

von Martin Straulino am 25.09.2023 um 18:26 Uhr

Am DAT sollte als allererstes eine verbindliche Zusage zu einer ausreichenden Honoraranpassung von Herrn Lauterbach eingefordert werden. Falls diese nicht eindeutig kommt, sollte das online-Gespräch von Seiten der Apotheker abgebrochen werden.
Begründung: ohne die längst überfällige Honoraranpassung geht das Apothekensterben beschleunigt weiter und wir bekommen einen "Apothekenengpass" (v.a. ländliche Standorte werden weiter ausgedünnt). Ferner kann das nötige Fachpersonal, welches sich um das Engpassmanagement kümmert (Zeit=Geld), nicht bezahlt werden.

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