Mannheimer Pharmahändler

Phoenix feiert 25-jähriges Bestehen

München - 06.04.2019, 08:00 Uhr

Der Mannheimer Pharmahändler Phoenix feierte am vergangenen Donnerstag das 25-jährige Bestehen. (Foto: Phoenix)

Der Mannheimer Pharmahändler Phoenix feierte am vergangenen Donnerstag das 25-jährige Bestehen. (Foto: Phoenix)


Von vier regionalen Pharmagroßhandlungen zum europaweit tätigen Pharmahandelskonzern – diese Entwicklung hat die Mannheimer Phoenix Group dieser Tage anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens gefeiert. DAZ.online blickt auf das Unternehmen zurück, das durch Zukäufe schnell gewachsen ist und heute in 27 Ländern Europas tätig ist.

Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, die Eigentümerfamilie und das Management kamen in diesen Tagen in der Mannheimer Unternehmenszentrale des Pharmahändlers und Gesundheitsdienstleisters Phoenix Group zusammen, um das 25-jährige Bestehen des Konzerns zu feiern. „Dass wir in 25 Jahren eine solche Entwicklung hinlegen konnten, dass aus vier regionalen Pharmagroßhandlungen der europaweit führende integrierte Gesundheitsdienstleister entstehen konnte – das ist keine Selbstverständlichkeit“, sagte Oliver Windholz, Vorstandsvorsitzender des Konzerns. 

Die nach Einschätzung der Unternehmenslenker „rasante und erfolgreiche Entwicklung“ basierte vor allem auf Zukäufen. Heute ist der Konzern europaweit in 27 Ländern tätig. Seit Jahren legt das Unternehmen stärker als der Markt zu. Doch wie war die Entwicklung genau? Ein Blick zurück. 

(Infografik: Phoenix)

April 1994: Geburtsstunde von Phoenix

Es beginnt mit einem Verwaltungsakt, beschreibt das Unternehmen die Anfänge von Phoenix: Am 5. April 1994 trägt ein Justizangestellter am Amtsgericht Mannheim ein Unternehmen ins Handelsregister ein: die Phoenix Pharmahandel Aktiengesellschaft & Co. Eigentümer ist der schwäbische Unternehmer Adolf Merckle. Mit der Firmengründung führt der Unternehmer vier regionale Pharmagroßhandlungen zusammen: die Hamburger F. Reichelt AG, die Kölner Hageda AG, die Otto Stumpf GmbH aus Berlin, die Otto Stumpf AG aus Nürnberg und schließlich die Ferdinand Schulze GmbH aus Mannheim, wo auch das neue Unternehmen seinen Hauptsitz hat.

Mit seiner Unterschrift formt Merckle so den größten pharmazeutischen Großhändler in Deutschland mit einem Marktanteil von 30 Prozent. 4.000 Mitarbeiter an 19 Niederlassungen erwirtschaften bereits im ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von 5,9 Milliarden D-Mark (rund 3,0 Milliarden Euro). Merckle macht den Wirtschaftsanwalt Bernd Scheifele zum Vorsitzenden der Geschäftsführung. Gemeinsam stellen sie die Phoenix Group in elf Jahren zu einem international tätigen Konzern auf.

Wachstum durch Zukäufe

In dieser Zeit wächst das Unternehmen vor allem durch Zukäufe. Bereits im Jahr 2001 ist der ausländische Anteil am Gesamtumsatz höher als der deutsche. Dabei achten Merckle und Scheifele darauf, dass die erworbenen Unternehmen auf Wachstum und Effizienz getrimmt werden. Bis heute, so kommuniziert das Unternehmen, sei dies ein wichtiger Teil der DNA von Phoenix.

Darüber hinaus nimmt Phoenix neben der unternehmerischen Tätigkeit auch gesellschaftliche Verantwortung wahr, so beim Thema Forschung. 1996 ruft Scheifele den Pharmazie-Wissenschaftspreis ins Leben. Die mit 40.000 Euro dotierten Auszeichnungen werden seitdem jährlich für innovative und herausragende pharmazeutische Forschungsprojekte vergeben. Aber auch soziale Projekte und karitative Einrichtungen unterstützt das Unternehmen regelmäßig. Häufig ist das Engagement von Mitarbeitern der Anlass - so auch bei Kulturbras. Seit 1992 unterstützt das Unternehmen diese Einrichtung für Straßenkinder im brasilianischen Fortaleza.

Finanzkrise trifft Merckle-Gruppe schwer

Trotz aller Erfolge gibt es in der 25jährigen Geschichte von Phoenix auch Rückschläge. Der wirtschaftlich gefährlichste trifft das Unternehmen im Jahr 2008 – die Ursache dafür kommt von außen: Die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise führt auch bei den Firmen von Adolf Merckle zu Liquiditätsengpässen. Die Banken sind nervös. Zur Sicherung ihrer Kredite erzwingen sie Zugriff auf das Familienvermögen der Merckles. Bei Phoenix übernimmt ein Treuhänder das Ruder, prüft einen Verkauf des Unternehmens. Adolf Merckle selbst begeht im Januar 2009 Selbstmord. Es heißt, die Finanznöte seiner Firmen hätten ihn gebrochen.

Zu dieser Zeit führt Reimund Pohl die Geschäfte. Bereits 2005 hat er die Geschäftsführung von Scheifele übernommen. Pohl erweist sich als Kapitän in stürmischen Zeiten. „Mutig und engagiert bringt er das Unternehmen durch die Krise“, schreibt das Unternehmen. Es sei sein Verdienst, dass Phoenix während der gesamten Zeit profitabel bleibt und seine Marktstellung ausbauen konnte. Dabei hilft auch, dass der israelische Pharmakonzern Teva im Mai 2010 3,6 Milliarden Euro für die Übernahme des Generikaunternehmens Ratiopharm zahlt, womit die Merckle-Gruppe auf einen Schlag einen großen Teil ihrer Schulden los ist. Ein Verkauf des Unternehmens ist damit kein Thema mehr.

Oliver Windholz, CEO der Phoenix Group

Änderung der Strategie

Auch die strategische Ausrichtung ändert sich. Schon 1998 sind mit dem Erwerb zweier britischer Pharmagroßhändler die ersten Apotheken ins Portfolio der Mannheimer gekommen. Dieses Geschäft baut Pohl aus, indem er die Apothekenmarke Benu in Kontinentaleuropa ins Leben ruft. Die erste Benu Apotheke öffnet 2012 in den Niederlanden. Zudem bündelt Pohl sämtliche Dienstleistungen wie Healthcare Logistics, Business Intelligence oder Patient Services. Er nennt das Konzept „All-in-One“.

Im Jahr 2014 übergibt Pohl an Oliver Windholz, den dritten Vorstandsvorsitzenden in diesen 25 Jahren. Sein Ziel ist es, Phoenix vom pharmazeutischen Großhändler zum integrierten Gesundheitsdienstleister weiterzuentwickeln. Windholz schärft das Profil und führt die Bereiche Großhandel, Einzelhandel und Pharma Services enger zusammen.

Der Pharmagroßhandel ist nach wie vor das Kerngeschäft des Unternehmens. Mehr als 163 Distributionszentren in 27 Ländern beliefern Apotheken, Ärzte und medizinische Einrichtungen mit Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten – die Preispolitik ist allerdings nicht immer zur Freude der Kunden. Zudem unterstützt Phoenix Apotheken mit Warenwirtschaftssystemen, Kooperationsprogrammen und bei der Patientenberatung. Mit der Phoenix Pharmacy Partnership schafft Windholz ein europäisches Dach für die bestehenden Apotheken-Kooperationsprogramme.

Heute zählt das Netzwerk mehr als 13.500 Apotheken in 16 Ländern und ist nach eigenen Angaben das größte seiner Art. Im Einzelhandel betreibt Phoenix in 14 europäischen Ländern mehr als 2.500 eigene Apotheken der Marken Benu, Apotek 1 und Rowlands Pharmacy.

Märkte im Umbruch

Da sich die Gesundheitsmärkte in Europa im Umbruch befinden und die Digitalisierung voranschreitet, nimmt sich Windholz vor, die Position von Phoenix als führenden Gesundheitsdienstleister in 27 Ländern Europas weiter auszubauen und konzentriert sich mehr denn je auf Endkunden. Vor diesem Hintergrund steigt die Anzahl der unternehmenseigenen Apotheken in den vergangenen fünf Jahren um über 60 Prozent. Auch der Ausbau des Online-Handels in einigen Ländern, Kundenbindungsprogramme sowie die Vermarktung eigener Gesundheitsprodukte unter der Marke Livsane sollen Phoenix näher an den Endverbraucher rücken.

Im Bereich der Digitalisierung verfolgt das Unternehmen konkrete Initiativen mit den Schwerpunkten „Digital Health“ und „Personalised Medicine“.

Phoenix legt Wert auf die Feststellung, dass das Unternehmen trotz Expansion und Internationalisierung ein Familienunternehmen geblieben ist. Nicht nur aufgrund der Eigentümerstruktur - die Familie Merckle ist nach wie vor Alleineigentümer -, sondern auch aufgrund der Unternehmenskultur. Ludwig Merckle, der seit dem Tod seines Vaters die Firmengruppe führt, sagt anlässlich des aktuellen Festaktes: „Als Familienunternehmen denken wir nicht nur unternehmerisch, sondern können es uns auch leisten, langfristig zu denken, ohne von einer Quartalsbilanz zur nächsten zu hasten.“

Ein Denken, das offenbar erfolgreich ist: Seit neun Jahren wächst das Unternehmen, das heute 37.000 Mitarbeiter beschäftigt, nach eigener Darstellung stärker als der Markt. Und das soll auch so bleiben: „Die Zukunftsaussichten der Phoenix Group sind unseres Erachtens weiter positiv, denn wir sind sehr gut aufgestellt“, verkündet der amtierende Phoenix-Chef Windholz. Und fügt hinzu: „Wir sind weiter im Angriffsmodus.“



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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