Forschungsrückblick Teil 2

Antiinfektiva 2018: Neue Virus-Therapeutika aber kein einziges Antibiotikum

Berlin - 26.12.2018, 08:00 Uhr

Trotz der bekannten Resistenzproblematik kam 2018 kein neues Antibiotikum auf den Markt. Dafür ein Antikörper gegen ein Clostridien-Toxin sowie neue Therapieoptionen bei HIV. ( r / Foto. Imago)

Trotz der bekannten Resistenzproblematik kam 2018 kein neues Antibiotikum auf den Markt. Dafür ein Antikörper gegen ein Clostridien-Toxin sowie neue Therapieoptionen bei HIV. ( r / Foto. Imago)


HIV-Management: Neue Single-Tablet-Regimes

Zwei Neuzugänge fallen in den Bereich der HIV-Behandlung. In der Langezeitbehandlung werden meist mehrere antiretrovirale Wirkstoffe kombiniert und in eine Tablette gepackt (Single-Tablet-Regime), um die Adhärenz zu verbessern. So auch bei Biktarvy®, dem neuen HIV-Medikament, bei dem der neue Intergrasehemmer Bictegravir mit den bekannten antiretroviralen Wirkstoffen Emtricitabin (Hemmstoff der Reversen Transkriptase) und Tenofovir (nukleotidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor)  kombiniert wird. Bictegravir soll ein günstigeres Resistenz- und Interaktionsprofil als andere Integrasehemmer aufweisen. Die antiretroviralen Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovir sind aus der HIV-Präexpositionsprophylaxe (HIV-PrEP) bekannt.

Eine weitere Neuentwicklung ist Juluca®, bei dem zwei statt wie bei anderen HIV-Präparaten drei oder vier Substanzen kombiniert werden. Die Komponenten von Juluca sind bereits bekannt und zwar beinhaltet das neue duale Single-Tablet-Regime von ViiV den Intergrasehemmer Dolugratevir und dem nicht-nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer Rilpivirin.

Beim Management von HIV-Infektionen gab in diesem Jahr es neben pharmazeutischen auch politische Neuentwicklungen. So ist der HIV-Selbsttest inzwischen frei verkäuflich. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat zudem vor, HIV-PrEP als Kassenleistung zur Verfügung zu stellen.

Prophylaxe mit Auszeichnung

Bei der Prävention von Infektionserkrankungen ist 2018 auch die Herpes-Zoster-Impfung Shingrix® auf den Markt gekommen, die von der ständigen Impfkommission (STIKO) standardmäßig für Personen über 60 Jahre empfohlen wird.

Eine weitere Innovation aus dem Bereich der Prävention stellt Prevymis® (Letermovir) dar, das zur Prophylaxe von Cytomegalie-Virus-Infektionen (CMV) bei Stammzelltransplantationen zugelassen ist. CMV ist für gesunde Personen in der Regel nicht pathogen, die Durchseuchung liegt bei etwa 90 bis 100 Prozent. Für Immungeschwächte, wie etwa Empfängern von Stammzelltransplantanten, kann CMV lebensbedrohliche Komplikationen verursachen. Die Prophylaxe von MSD wurde mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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