Abschaffung der Präqualifizierung

Arnold: „Die Kassen kommen nicht zu den Verhandlungen“

Berlin - 19.01.2024, 13:30 Uhr

ABDA-Vize Mathias Arnold gab beim Pharmacon in Schladming einen ernüchternden Einblick in den Stand der Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband zur Abschaffung der Präqualifikation.  (Foto: ABDA)

ABDA-Vize Mathias Arnold gab beim Pharmacon in Schladming einen ernüchternden Einblick in den Stand der Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband zur Abschaffung der Präqualifikation.  (Foto: ABDA)


Bei apothekenüblichen Hilfsmitteln soll die Pflicht zur Präqualifizierung für Apotheken wegfallen. Welche das genau sein werden, müssen Kassen und Deutscher Apothekerverband (DAV) festlegen. Woran das aktuell scheitert, erläuterte ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold im Rahmen der ansonsten wenig erkenntnisreichen berufspolitischen Veranstaltung in Schladming.

Mit dem im vergangenen Sommer verabschiedeten Engpassgesetz (ALBVVG) wurde festgelegt, dass sich Apotheken künftig für bestimmte Hilfsmittel nicht mehr präqualifizieren müssen. Seitdem wartet die Apothekerschaft gespannt darauf, welche Hilfsmittel das sein werden. Der Gesetzgeber hat GKV-Spitzenverband und Deutschem Apothekerverband (DAV) aufgegeben, dies bis 27. Januar 2024, also bis kommenden Freitag festzulegen. Gelingt es den beiden Parteien nicht, sich zu einigen, muss mal wieder die Schiedsstelle ran und bis 27. April 2024 eine Regelung finden. 

Und wie es aussieht, wird das Thema wohl auch bei der Schiedsstelle landen, denn die Kassen haben offenbar im Gegensatz zu den Kolleg*innen in der Apotheke gar keine Eile hier weiterzukommen. Sie setzen sich wohl nicht einmal mit der Apothekerschaft an einen Tisch. „Sie erscheinen nicht zu den Verhandlungen“, erklärte Mathias Arnold, ABDA-Vizepräsident und Vorsitzender des Apothekerverbandes Sachsen-Anhalt, am gestrigen Donnerstag im Rahmen der berufspolitischen Veranstaltung beim Pharmacon in Schladming. „Irgendwann müssen wir die Kassen zu Verhandlungen tragen“, so Arnold weiter. In seinen Augen führen die Kassen die Abgeordneten mit ihrem Verhalten vor. Die hätten ein Gesetz gemacht und damit ein Ziel verfolgt. Es könne nicht sein, dass die Kassen nun behaupteten, keine Zeit zum Verhandeln zu haben.

Schmitz, Benkert und Arnold stellen sich den Fragen der Apotheker*innen

Ansonsten brachte die Veranstaltung, bei der Teilnehmende vorab Fragen stellen können, die Standesvertreter*innen dann beantworten sollen, wenig neue Erkenntnisse. Sowohl die ABDA-Präsidentin als auch der DAV-Vorsitzende glänzten durch Abwesenheit – private Termine, die man ihnen bei der Fülle der wahrzunehmenden Aufgaben auch gönnen müsse, wie es hieß. Oder mit anderen Worten: Gabriele Overwiening und Hans Peter Hubmann weilten im Urlaub. Und so stellten sich lediglich ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz, der Präsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert und eben Mathias Arnold den Fragen der Kolleg*innen.

Mehr Professionalität? 

Notwendigkeit, sich als Standesvertretung professioneller auszustellen, sieht man in der Runde auf jeden Fall nicht. Das wurde an mehreren Stellen deutlich. Man brauche eine professionelle, faktenbasierte Argumentation und ein gut aufgestelltes Haus, erläuterte beispielsweise Arnold. Aber insbesondere in Gesprächen mit der Politik sei Authentizität wichtiger als Professionalität. „Niemand kann authentischer auftreten als Apotheker, Authentizität wird von der Politik geschätzt“ so der ABDA-Vize weiter. Eine Geschichte aus der Apotheke werde höher eingeschätzt als die fundierte Aussage eines Profis. Natürlich hole man sich professionelle Hilfe, wo es notwendig sei, aber Lobbyismus in Reinkultur wolle man nicht und das sei auch nicht erfolgreich. 

Es läuft doch gut!

Benkert verwies bei der Frage nach mehr Professionalität auf die Stabsstelle Kommunikation sowie externe Experten, mit denen man arbeite. Zudem erachtet man das eigene Tun ohnehin als erfolgreich, wie Hauptgeschäftsführer Schmitz gleich zu Beginn deutlich machte: „Die Berufspolitik ist erfolgreich gewesen, außer in einem Punkt: der Erhöhung des Honorars.“

Erneuter Appell: Pharmazeutische Dienstleistungen anbieten!

Ein echtes Gespür für die Probleme der Basis ließ sich jedenfalls nicht immer erkennen, so zum Beispiel beim Thema pharmazeutische Dienstleistungen (pDL). Die Standesvertreter appellierten an die Kolleg*innen diese anzubieten. Zwar sehe man durchaus, dass dies aufgrund von Personalmangel, Lieferengpässen etc. nicht immer einfach sei, aber andere Apotheken schafften es ja auch, es sei also möglich. 

Ähnlich war der Tenor bezüglich der Kommunikation – eine Kollegin beklagte den schlechten Informationsfluss. Sie wolle gar nicht Abrede stellen, dass die ABDA sich für die Interessen der Apothekerschaft einsetze, die Apotheker*innen bekämen aber nichts davon mit. Hier widersprach Schmitz. „Wenn man möchte, bekommt man Informationen“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer. Ein fehlendes Verständnis von Politik führe zu Informationslücken. „Ich kann sie nur auffordern, in alle Kanäle zu schauen.“ Immerhin wurde eingeräumt, dass die Kanäle, auf denen die Standesvertretung sende, nicht immer wahrgenommen werden.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

Referententwurf des „Apotheken-Stärkungsgesetzes“ soll diskutiert werden

Nach Kritik: Außerordentliche Mitgliederversammlung der ABDA am 2. Mai

Kleine Tagebuch-Chronik

Das war der Apothekertag 2013

Berufspolitische Veranstaltung auf dem Pharmacon in Schladming

ABDA benennt Ziele für 2023

Delegierte der BLAK haben in Bamberg getagt

Nachwuchsförderung, Apothekenreform, E-Rezept ...

3 Kommentare

Keine Zeit

von Thomas Kerlag am 21.01.2024 um 20:56 Uhr

Keine Zeit für Verhandlungen.
Das wäre doch ihre einzige Daseinsberechtigung. Wir haben auch keine Zeit für kostenlose Verwaltungsvorgänge, die nicht einmal unserem Berufsbild entsprechen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

"es läuft doch gut"

von Thomas B am 19.01.2024 um 19:56 Uhr

Nein, tut es eben nicht!

Für Herrn Lauterbach sind wir ein vollkommen überflüssiger und überbezahlter Berufsstand. Das beweist er seit mehr als 20 Jahren. Die "Erfolge" der Implementierung der unterfinanzierten pDL will er indirekt über die Bindung an eine:n weitergebildeten Approbierte:n und die Entfernung dieses Berufes aus der Apotheke wieder kassieren. Dafür sollen die kranken Kassen über die automatisierte Auswertung der Versichertendaten AMTS für lau übernehmen. Notdienste schieben nur noch "Vertragsapotheken" mit den entsprechenden Notdienst-MVZs, die Notwendigkeit einer Individualrezeptur sieht er nicht. Alle anderen, eingepreisten Betreuungsangebote übernehmen die neu zu gründenden Kioske.
Zudem will er uns die Rücknahme des Sonderopfers der zeitlich befristeten Kassenrabatterhöhung zum ohnehin geplanten Termin als zusätzliche Entlastung verkaufen. Mit der Absichtserklärung, die PQ zu entrümpeln und sie der Kassenwillkür zu überlassen sowie der Inaussichtstellung der Möglichkeit, das Fixhonorar ab 2027 (also NACH der Wahl) mit den Nachfragemonopolisten zu verhandeln sieht er eine großartige Chance für die Apothekerschaft.

Die Kostenentwicklung trifft uns Apotheken genauso hart wie alle anderen. Nur dass wir auf der Ertragsseite davon nur zu 1/30, nach Lauterbachs Plänen ab 2026 sogar nur noch zu 1/50 profitieren. Heisst inflationsbereinigt annähernd eine jährliche Einkommenskürzung um die Inflation. Und das seit nunmehr 21 Jahren.
Bei allem Respekt, für diese Entwicklung ist insbesondere Herr Lauterbach durch seine kontinuierliche, betont negative Wertschätzung unserer Arbeit seit 20 Jahren massgeblich mitverantwortlich.

Nur mal zum Vergleich:
- Die Akzeptanz von Debit- oder Kreditkarten löst Gesamtkosten von 1,5 bis über 3% bezogen auf den Umsatz aus. Übersetzt: bei Hochpreisern auf Privatrezept nach den Vorstellungen von Herrn Lauterbach also etwa unsere gesamte Marge....
- Die Einnahmen der GKV (und auch die Gehälter deren Mitarbeiter) sind seit 2003 um mehr als 60% gestiegen, die Summe aller Apothekenhonorare ist aber in etwa gleichgeblieben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ähhhh

von Peter am 19.01.2024 um 17:11 Uhr

"Authentizität wird von der Politik geschätzt"

Habe gerade mal die KI für einen KausiKorri Check mit dieser Aussage und dem aktuellen Honorar gefüttert.
Computer sagt nein weil: keine Kausalität sichtbar und sogar negative Korrelation.
Geschätzt werden (toll, Applaus) --->angemessenes Honorar --->nein--> Kausalität: fail
Geschätzt werden (toll, vielleicht doch mehr als nur Applaus?)--->Honorar seit 2003 quasi gleich abzgl Inflation aber nur noch etwas mehr als die Hälfte "Wert" also Minus--->höchstens also negative Korrelation-->match
Kurz: geschätzt zu werden für Authentizität birgt keinen kausalen Zusammenhang auf ein höheres Honorar zu hoffen
Geschätzt zu werden für Authentizität zeigt eher eine negative Korrelation bzgl. des Honorars.
Im Bezug auf den momentanen Zustand wie sich unser GM uns gegenüber verhält: nicht geschätzt werden-----> keine Honorarerhöhung--->Kausalität: match
nicht geschätzt werden--->keine Honorarerhöhung sondern Absenkung durch Pläne---->zzgl. zusätzlicher Variable Inflation (Senkung des Geldwertes)--->positive (im negativen Sinne) Korrelation: match

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.