Kleine Tagebuch-Chronik

Das war der Apothekertag 2013

Düsseldorf - 22.09.2013, 12:59 Uhr


Rund drei Tage lang, vom 18. bis 20. September, tagte die Hauptversammlung der Deutschen Apothekerinnen und Apotheker, das „Apothekerparlament“, in Düsseldorf. Markante Neuerungen: ein offenes Diskussionsforum, das live übers Internet gestreamt wurde, und erstmals keine Arbeitskreise, sondern – nach den politischen Grußworten, nach dem Lage- und dem Geschäftsbericht – nur Antragsberatungen. Hier fürs Tagebuch der Versuch einer Zusammenfassung.

17. September 2013

Die Pressekonferenz zum Auftakt des Apothekertags. Der Präsident sagt der Öffentlichkeit, dass die Apothekerinnen und Apotheker mit ihrem Beruf immer häufiger unzufrieden sind. Die Gründe dafür: Fremdbestimmung und Überbürokratisierung. Dabei steigen die Herausforderungen aufgrund der demografischen Entwicklung: immer mehr Ältere, die eine Therapiebegleitung brauchen, ein Medikationsmanagement durch den Apotheker. Daher muss der Platz des Apothekers in der Gesellschaft neu definiert werden.  Richtig. Und wo ist der neue Platz? In der persönlichen, patientenorientierten Versorgung, in der besseren Vernetzung mit anderen Heilberufen. Allerdings, ganz klar, dafür muss es auch neue, packungsunabhängige Honorierungsinstrumente, neue Vergütungsformen geben. Ohne adäquate Honorierung ist hier nichts zu machen.
Was der Präsident in der Pressekonferenz auch sagte: Einen pharmazeutischen Notstand gibt es in Deutschland trotz der geringeren Apothekenzahl nicht. Selbst die Versorgung auf dem Land ist gesichert auch ohne Videoapotheken und Apothekenbusse. Da gibt es schon eher einen Mangel an Apothekerinnen und Apothekern und an Studienplätzen. Die klare Forderung: „Wir brauchen mehr Ausbildungsplätze.“

18. September 2013

Die Expopharm wird eröffnet, traditionell mit Ansprachen des Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und Vertretern von Pharmaverbänden. DAV-Chef Fritz Becker macht klar: Ziel der Apotheker ist eine regelmäßige, gesetzlich geregelte Überprüfung des Apothekenhonorars. Außerdem müssen BtM-Gebühr und Rezepturpreise erhöht werden.
Kritisch fällt der Blick auf die Krankenkassen aus – da fehlt die Patientenorientierung. Becker: „Wir versorgen kranken Menschen. Die Sachbearbeiter der Kassen bearbeiten Sachen.“ Die Kassen lehnen die vorgelegte Substitutionsliste ab, sie schreiben Impfstoffe trotz der massiven Lieferprobleme aus. Und sie blockieren den Rahmenvertrag und die gefundenen Lösungen, die verhindern, dass Apotheker mit Nullretaxationen schikaniert werden. Zufrieden zeigte sich Becker dagegen mit dem Kompromiss zum Kassenabschlag und mit dem Notdienstfonds: Ende des Jahres wird die erste Pauschale ausgezahlt. Und zu den Datenlieferungen: Sie müssen sich an geltende Regeln halten „ohne Wenn und Aber“.

Grußworte der Industrievertreter (BAH, BPI, VFA, ProGenerika) und des Großhandelsverbands (Phagro) zeigten: Zurzeit gibt es keine Reibungspunkte mit den Apothekern, die Zusammenarbeit ist gut, vor allem beim Securpharm-Projekt, das vor Arzneimittelfälschungen schützen soll. Außerdem: Auch die Industrie möchte die inhabergeführte Apotheke. Kleine Wünsche: Die Apotheke sollte sich nicht auf eine Geiz-ist-geil-Kultur einlassen. Und von ProGenerika – dem Verband, der die Generikahersteller vertritt – kam natürlich ein Nein zur Wirkstoffverordnung: Der Arzneimittel- und Herstellername würden an Wert verlieren. Der Patient kenne Packungen und keine Wirkstoffe.

Eröffnung des Apothekertags

Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium, meinte, die Rolle des Apothekers als Heilberuf sollte noch stärker herausgestellt werden. Die Gesellschaft brauche die wohnortnahe Apotheke, auch mit Blick auf den demografischen Wandel. Und: Apotheker dürfen keine wirtschaftlichen Nachteile haben, wenn sie abraten. „Sie dürfen sich nicht in die Insolvenz beraten.“ Deshalb befürworte sie eine andere Vergütungsstruktur.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr auf dem Deutschen Apothekertag. Locker, gut gelaunt. Es sei – „ohne Flachs“ – die „Woche der Wiederbelebung“, deren Schirmherr er ist. „Vielleicht ist das ein gutes Omen für Sonntag.“ Außerdem sei er in einer Pforzheimer Apotheker gewesen und habe dort Halsbonbons bekommen – „damit die Zweitstimme hält“. Zum ernsten Teil der Rede. Aufs Apothekenhonorar muss in jeder Legislaturperiode der Blick gerichtet werden, nicht erst wieder in zehn Jahren. Aber von einer automatischen dynamisierten Anpassung hält er eher nichts. Das Fixhonorar sieht er in den vielen Gemeinwohlaufgaben begründet, Fixum und Mehrbesitzverbot gehören zusammen. Daher: Vorsicht vor einer Diskussion über Einzelvergütungen, denn das könnte das Nachdenken über Ketten aufleben lassen.
Bedauerlich sei, dass das ABDA-KBV-Modell in Sachsen und Thüringen noch nicht zum Laufen gekommen sei. Das sollte vorangetrieben werden. Und: „Ich würde mich freuen, wenn das Medikationsmanagement vorankommt.“
Ja, und dann voll und ganz die FDP: Man steht zur Freiberuflichkeit des Apothekerberufs – aus Überzeugung, dass das gut für die Arzneimittelversorgung sei. Wettbewerb auf dem Apothekenmarkt gibt es in Deutschland genug. Aber: „Der Gesundheitsminister kann keine Garantie für alle Apotheken geben“, so Bahr. Zur Apothekenbetriebsordnung: Er hätte gerne mehr Liberalisierung gewollt, habe sich aber von der Standesführung überzeugen lassen, dass höhere Anforderungen einen besonderen Schutz darstellten vor einer Apotheke light. Die Basis sei von der neuen Verordnung nicht immer begeistert gewesen, „aber die Spitze wollte es so“, entschuldigte sich Bahr. Und zum Schluss: Klares Nein zum Bus.

Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfaktion, übte in seinen Grußworten zum Apothekertag Schelte am GKV-Spitzenverband: Er verhindere eine Einigung der Selbstverwaltung in Sachen Null-Retaxation und Substitutionsausschlussliste. Nullretaxation sieht er zum Teil als Schikane der Krankenkassen. Wenn das nicht aufhöre, so Spahn, müsse eine gesetzliche Regelung her. Das gelte auch für die Substitutionsliste. Zum ABDA-KBV-Modell: Er hofft, dass es „bald mal losgeht.“ Mit Blick auf den langen Streit um die Anpassung des Apothekenabschlags sagte er: „Vielleicht sollten wir den anschließenden Rechtsweg im Gesetz mal streichen, dann ist das mit der Schiedsstelle abschließend geklärt“ – was die Delegierten mit Beifall quittierten.

Grußworte überbrachte auch Dr. Martina Bunge, Die Linke. Sie zeigte viel Verständnis für die Apotheker und ihre Sorgen und nannte hier Rabattverträge, Packungsverordnung, Mehraufwand in Apotheken und das Honorar, das erstmals nach acht Jahren angepasst wurde. Den Apotheken gehe es heute schlechter als vor zehn Jahren. Sie wiederholte die Position ihrer Partei zum Versandhandel: den Versandhandel auf OTC beschränken ist möglich.

Der erste Lagebericht von ABDA-Präsident Schmidt war durchzogen von fast philosophischen Gedanken zum Apothekerberuf: was sind wir, was wollen wir. Und warum der Apotheker so wichtig ist. Schmidts Schlüsselwort: Vertrauen. „100 Milliarden Arzneimittelanwendungen jedes Jahr in Deutschland bedeuten 100 Milliarden Vertrauensbeweise für uns, die deutschen Apothekerinnen und Apotheker“, so der ABDA-Präsident. Aber er konnte auch konkreter: Die Versorgung in ländlichen Regionen ist gesichert. Es gibt kein logistisches Problem, schon eher ein „humanitäres Problem“: Ältere Menschen brauchen keine Videoapotheke oder rollende Rezeptsammelstellen, sondern jemanden, der ihre Verhältnisse und gesundheitlichen Probleme kennt. Schmidt sprach auch die notwendige wirtschaftliche Unabhängigkeit an, die ein zukunftssicheres und differenziertes freiberufliches Vergütungssystem erfordere: „Morbiditätsentwicklungen und die Demografie müssen in einem solchen System ebenso abgebildet werden können wie qualifizierte, wissensbasierte pharmazeutische Dienstleistungen.“ Zur Notdienstpauschale: „Sie stellt aus meiner Sicht einen Weg dar, den wir weitergehen können und sollten. Es ist der freiberufliche Weg.“ Und den betonte Schmidt besonders. Der ABDA-Präsident stimmte zudem auf die Leitbild-Diskussion ein: Der Apothekertag sieht er als Anlass, mit Politik und Gesellschaft in eine Debatte einzutreten darüber, welche Funktionen Apothekerinnen und Apotheker in der öffentlichen Apotheke in der nahen Zukunft ausbauen und welche sie übernehmen sollen.

Dr. Sebastian Schmitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA, blickte in seinem Geschäftsbericht auf die Tätigkeit seines Verbands. Es gab Erfolge wie die Erhöhung des Apothekenhonorars,  Anpassung des Apothekenabschlags, die Notdienstpauschale – aber trotz dieser Erfolge ist die wirtschaftliche Situation der Apotheken auch im Jahr 2013 immer noch nicht befriedigend. Er übte Kritik am GKV-Spitzenverband, der Entscheidungen der Schiedsstelle am laufenden Band provoziert. Und er lobte die ABDA in Sachen Notdienstfonds: „Die Etablierung des Fonds ist ein Beleg für die Funktionsfähigkeit, die Reaktionsfähigkeit und die Anpassungsfähigkeit der ABDA-Organisation in ihrer Gesamtheit.“ Die wissenschaftlichen Belege für den Wert der apothekerlichen Leistung sollen vermehrt werden durch die Pharm-CHF-Studie zur Complianceverbesserung und das „Benzo-Projekt“, mit dem Patienten aus ihrer Benzodiazepinabhängigkeit befreit werden sollen, zwei Projekte, in denen Ärzte und Apotheker enger zusammenarbeiten.
Ja, und dann Anmerkungen zur Öffentlichkeitsarbeit: Die ABDA geriet in schwere Fahrwasser durch die Datenklauaffäre. Ist jetzt aber überwunden. Aber es fehlt noch ein neuer Pressesprecher: die Suche läuft, Zuversicht, dass man bald zu einem Ergebnis kommt.
Außerdem: man hat aus der Not eine Tugend gemacht. Alle Vorgänge, die für die Compliance eines Verbands relevant sind, werden derzeit einer Untersuchung durch ein Beratungsunternehmen unterzogen. „Am Ende wird eine Organisation stehen, prognostizierte Schmitz, die nicht nur, wie es heute schon der Fall ist, beim praktischen Handeln ihrer ehrenamtlichen und hauptamtlichen Vertreter gesetzeskonform agiert, sondern die ihre entsprechenden Grundregeln auch klar dokumentiert und transparent gemacht hat.“ Apropos Transparenz. Schmitz hatte erkannt, dass bei der Kommunikation „zwischen den Mitgliedsorganisationen ebenso wie in der Kommunikation zu den Apothekerinnen und Apothekern offensichtlich immer noch Nachholbedarf besteht“. Schmitz wörtlich: „Die ABDA scheint für viele immer noch ein Haus mit großen, dunklen, teils vergitterten Fenstern und schweren verschlossenen Türen zu sein. Dagegen setzen wir alles daran, dass das Apothekerhaus in Berlin transparent und bildlich gesprochen ein Haus mit großen Glasfronten wird.“ Worte, die wir uns merken sollten. Jedenfalls hat die ABDA „den festen Willen, die interne Kommunikation weiter zu verbessern“.

19. und 20. September 2013


Der Deutsche Apothekertag startete mit dem Diskussionsforum zur zukünftigen Ausrichtung der Berufspolitik, das live übers Internet gestreamt wurde. Jede Apothekerin, jeder Apotheker, auch von zu Hause aus, konnte sich hier einbringen und Fragen stellen. Auf dem Podium saßen ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, ABDA-Vize Mathias Arnold, Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands, Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, und Karin Graf, Vorstandsmitglied der ABDA.


Die erste halbe Stunde des Forums war allerdings für ABDA-Vize Mathias Arnold reserviert, der die Vision eines neuen Leitbilds des Apothekers in der öffentlichen Apotheke vorstellte. „Ich kann heute eigentlich nur enttäuschen“ so Arnold zu Beginn, denn ein Buch oder ein Papier mit dem neuen Leitbild konnte er nicht vorlegen. Das Leitbild sei eine Vision und müsse von allen erarbeitet und getragen werden, und eine Mission, d. h. man müsse in kleinen Schritten dorthin kommen. Zielvorstellung fürs Leitbild ist das Jahr 2030. Wobei das Leitbild nicht erst im Jahr 2030 angeknipst wird. Es sei ein Prozess, man könne bereits morgen damit beginnen, so Arnold.
Eine Arbeitsgruppe, der die Kammerpräsidenten bzw. Verbandsvorsitzenden Mathias Arnold, Thomas Benkert, Peter Froese, Hans-Peter Hubmann, Magdalene Linz und Gabriele Overwiening angehören, habe versucht, erste Strukturen eines neuen Leitbilds zu entwerfen. Eine angestellte Apothekerin bzw. einen angestellten Apotheker mit in die Arbeitsgruppe zu nehmen – daran hatte man nicht gedacht, man gelobte Besserung.
Und worum geht‘s im Leitbild? Es geht darum, der Gesellschaft zu zeigen, welche Lösungen die Apotheker für die demografische Herausforderung mit immer mehr älteren Patienten, mit Polymedikation und einer immer komplexer werdenden Arzneitherapie anbieten können. Und welchen Nutzen die Apotheker bringen können. Es geht darum, die Arzneimitteltherapie optimal zu gestalten nach den Patientenbedürfnissen. Und es geht um „völlig neue Prozesse“. Es baut auf den Kernkompetenzen des Apothekers auf. Hinzu kommen Therapiebegleitung in einem heilberuflichen Netzwerk, Medikationsmanagement. Klare Ansage: Ohne Honorierung kann das nicht funktionieren. Wie geht‘s nun weiter? Die Leitbildung-Überlegungen soll nun in die Mitgliedsorganisationen getragen und dort diskutiert und Konsens geschaffen werden. Auf dem Apothekertag 2014 in München soll dann eine konkretere Entwicklung eines Leitbildes präsentiert und darüber abgestimmt  werden.

Die sich anschließenden Diskussionen im Forum drehten sich naturgemäß um das Leitbild. Dabei zeigte sich, dass es noch viele Missverständnisse dazu gab. Und nicht jede Apothekerin oder Apotheker war begeistert davon, diesen Schritt mitzugehen. Man wolle statt eines solchen engen Leitbildes viel lieber die Patienten betreuen, wie es heute schon geschieht, der Lotse im Gesundheitswesen sein und die Prävention ausbauen.

Aber nicht nur das Leitbild bewegte die Forumsteilnehmer. Auch die Kommunikation der ABDA zur Basis, die ABDA-Politik und die Möglichkeit der Mitsprache der Basis waren Inhalt von Fragen und Statements. In den Redebeiträgen zeigte sich deutlich, dass sich auch Nicht-Delegierte mehr Mitsprache wünschten. ABDA-Präsident Schmidt verwies allerdings  mehrmals auf die demokratischen Strukturen, die zu nutzen jedem offenstünden: Mitwirkung in den Kammerversammlung, Wahl zur Kammerversammlung. Schmidt: „Wenn Sie nicht an die repräsentative Demokratie glauben, dann kann ich nicht weiterhelfen.“ Weitere Themen waren der Frust bei den Apothekerinnen und Apotheker über Bürokratie und Gängelung durch die Kassen. Auch Kritik am ABDA-Präsidenten wurde laut. Schmidt dazu: Er schätze Widerspruch und Kritik. Aber diejenigen, die sich mit Meinungsbeiträgen in Internetforen engagierten, seien nicht gleichzusetzen  mit „der Basis“. Schmidt: Wir brauchen den Streit über den richtigen Weg, das sei sein Ziel. Wenn sein Tun kritisiert werde, dann halte er das aus, dies gehöre zu seinem Amt. Hinterfragt wurden auch die Strukturen der ABDA. Hier kam eine klare Ansage vom ABDA-Präsidenten: „Die ABDA-Struktur ist gut, sie hat sich bewährt, an eine Änderung denke ich nicht.“
Fazit des Diskussionsforums: Ein guter Ansatz, aber es sollte unbedingt besser strukturiert werden. Wünschenswert wäre es, wenn auch Apothekermedien zur filmischen Berichterstattung zugelassen würden – denn dieses Mal war ein Filmverbot ausgesprochen worden.

Beginn der Antragsberatung. In diesem Jahr war die Hauptversammlung mit über 70 Anträgen konfrontiert, was zur Zeitknappheit führte. Oft wurde der Antrag auf Ende der Debatte oder Ende der Rednerliste gestellt. Ungewöhnlich viele Anträge wanderten in die Ausschüsse, wo sie weiterdiskutiert und bearbeitet werden – allerdings dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hier ein kleiner kursorischer Durchgang durch die Antragsflut, einige ausgewählte Anträge:
- Ein Antrag, sich für die Mitgliedschaft der Apothekerschaft im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) stark zu machen, verfehlte knapp die Zustimmung.
- Das Securpharm-Projekt gegen Arzneimittelfälschungen soll weiterhin aktiv unterstützt werden.
- Bessere Kommunikation zwischen Apotheker(innen), Ärzten/Ärztinnen und Pflegepersonal, mehr Krankenhausapotheker(innen) (1 Apotheker(in) pro 100 Krankenhausbetten werden gefordert.
- Ab in den Ausschuss hieß es dagegen für die Anträge, die klären sollten, wie die zeitnahe Arzneimittelversorgung ermöglich wird, wenn Patienten Arzneimittel benötigen und der Arzt nicht erreichbar ist.
- Endlich ein Votum der Apotheker: Levonorgestrel (Pille danach) soll aus der Verschreibungspflicht entlassen werden.
- Mehr Substitutionsmöglichkeiten im Nacht- und Notdienst? Der Antrag findet sich im Ausschuss wieder.
- Es soll eine bundesweite Kampagne zur Gewinnung des apothekerlichen Berufsnachwuchses initiiert werden. Und es soll auf mehr Ausbildungsplätze hingewirkt werden.
- Der Antrag, die Vorschrift der Apothekenbetriebsordnung zum barrierefreien Zugang zu Apotheken mit Augenmaß anzuwenden, ebenso alle weiteren Anträge zur Apothekenbetriebsordnung, die vor allem von der LAK Brandenburg eingebracht worden waren, wurden in toto an den Ausschuss verwiesen. Zum einen wegen der Zeitknappheit, – eine intensive Diskussion wäre nicht möglich gewesen. Zum andern kam das doch einigen Vorsitzenden, Präsidenten und Pharmazieräten zupass, da man eine erneute Diskussion um die ApBetrO als „brandgefährlich“ bezeichnet.
- Die Bundesregierung wird aufgefordert, eine leistungsgerechte Honoraranpassung vorzunehmen. Die Vergütungssätze der AMpreisV sollten dynamisiert werden.
- Und auch fürs Abraten von Arzneimitteln sollte es ein Honorar geben.
- Klar: die BtM-Gebühr muss erhöht werden auf mindestens 2 Euro.
- Endlich: Reimporte sind überholt. Die Reimport-Förderungsklausel im SGB V sollte gestrichen werden.
- Ein Antrag zur ehrenamtlichen Nachwuchsförderung wurde abgelehnt. Warum eigentlich?
- Ebenso abgelehnt: Wahl des ABDA-Präsidenten durch die Hauptversammlung auf dem Apothekertag.
- Auch abgelehnt: der Antrag, die ABDA möge Beschlüsse und Stellungnahmen, die die ABDA als Vertretung des Berufsstandes im Namen der Apothekerinnen und Apotheker abgibt, auf der Homepage der Vereinigung veröffentlichen.
- Und im Ausschuss findet sich der Antrag wieder, der eine Potenzialberatung der ABDA durch einen externen Dienstleister zeitnah gewünscht hatte.

Zwei Tage vor der Wahl, am Freitagmorgen, noch eine Politikerrunde mit Jens Spahn (CDU), Dr. Marlies Volkmer (SPD), Gabriele Molitor (FDP), Maria Klein-Schmeink (Die Grünen) sowie Dr. Andreas Kiefer (BAK) und Fritz Becker (DAV). Was war von der Runde zu erwarten? Wahlkampf pur. Und allerbeste Worte über die Notwendigkeit der Apotheke. Versprechen, sich für mehr Honorar, Honoraranpassungen, Vergütungserhöhungen bei BtM-Gebühr und Rezepturarbeitspreise, und um neue Vergütungsformen einsetzen zu wollen. Und das querbeet durch alle Parteien. Frühere negative Äußerungen von Parteimitgliedern über die Apothekenstrukturen wie beispielsweise von Karl Lauterbach (SPD) – „Notdienstpauschale ist Kniefall vor der Apothekerlobby“ – oder von Jürgen Trittin (Die Grünen) – wir wollen das Mehrbesitzverbot bei Apotheken aufheben – wischten die anwesenden Sprecherinnen beiseite: „Sie kenne doch Herrn Lauterbach“ oder „Da ist Herrn Trittin der Gaul durchgegangen“.

Zur Expopharm: Unter dem neuen Leiter der Werbe- und Vertriebsgesellschaft Metin Ergül präsentierte sich die Organisation und Messe in neuem Look. Mehr als 500 Aussteller, davon 80 aus Europa und Übersee, präsentierten sich in drei Düsseldorfer Messehallen auf 40.000 Quadratmetern. Mehr als 27.000 Fachbesucher, so die Zahl der Werbe- und Vertriebsgesellschaft, waren zur Expopharm gekommen. Auffällig in diesem Jahr: alle großen IT- und Apothekensoftware-Häuser waren in diesem Jahr vertreten. Neu in diesem Jahr: die „pharma-world“, eine zentrale Arena in der Messehalle, in der Industrie und Verbände, aber auch Berufspolitiker und Wissenschaftler aktuelle Fragen und Entwicklungen diskutierten.

Zum neunten Mal wurde der Expopharm Medienpreis am Abend des 18. Septembers verliehen. In vier Kategorien wurden zwei Journalistinnen und zwei Journalisten ausgezeichnet, die sich in allgemein zugänglichen deutschsprachigen Medien mit der Funktion der Apotheken in der Gesellschaft konstruktiv-kritisch, eingehend und kompetent befasst haben. Die vier Gewinner können sich über ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 20.000 Euro freuen. Ein kleiner Feueralarm während der Preisverleihung, der zur kurzzeitigen Saalräumung zwang, tat der Veranstaltung im Roncalli‘s Apollo-Theater keinen Abbruch.

Der Apothekertag und die Expopharm 2014 finden vom 17. bis 19. September (die Messe bis 20. September)  in München statt.


Peter Ditzel


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