LKA Niedersachsen ermittelt

440.000 illegale Potenzmittel sichergestellt

Stuttgart - 19.09.2018, 15:45 Uhr

Wie gefährlich sind die beschlagnahmten Arzneimittel? ( r / Foto: Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim)

Wie gefährlich sind die beschlagnahmten Arzneimittel? ( r / Foto: Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim)


Präparate aus Indien? Erste Hersteller haben sich bei der Polizei gemeldet

Im Verlauf der Ermittlungen wurde bekannt, dass der 54-jährige Hauptverdächtige bereits im Fokus der „Politie Noord-Nederland“ stand, heißt es in der Pressemitteilung. Neben den vermutlich aus Indien stammenden illegalen Arzneimitteln sollen zahlreiche weitere Beweismittel beschlagnahmt worden sein. Nähere Angaben zu den beschlagnahmten Präparaten machte die Polizei nicht, jedoch wurde ein Foto veröffentlicht, auf dem drei verschiedene Präparate zu erkennen sind: „Vidalista 60“, das dubios erscheinenden Seiten im Internet zufolge von der indischen Firma Centurion Laboratories hergestellt wird und 60 mg Tadalafil enthalten soll; „Kamagra oral jelly“, das 100 mg Sildenafil enthalten soll ist kein unbekannter Name unter den (illegalen) Potenzmitteln. Bereits 2010 fand es in einer Warnung „Gefährliche Potenzmittel aus dem Internet“ der Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic Erwähnung: „Auch das in Indien hergestellte und illegal exportierte Nachahmerprodukt Kamagra wird bereits gefälscht: Ein analysiertes Muster enthielt anstelle des deklarierten einen anderen Wirkstoff.“ Kamagra-Hersteller in Indien ist nach eigenen Angaben die Firma Ajanta Pharma.   

Ebenfalls auf dem veröffentlichten Bild zu erkennen sind weitere Präparate von Ajanta Pharma: „Kamagra Effervescent“, das 100 mg Sildenafil enthalten soll und augenscheinlich Orangengeschmack verspricht; und lose Blisterpackungen von „Kamagra 100“, in denen bunte Tabletten zu sehen sind. Manche Hersteller sollen ihre Produkte auf dem Bild erkannt und sich einer Polizeisprecherin zufolge bereits bei der Polizei gemeldet haben.

Wie gefährlich sind die beschlagnahmten Tabletten?

Ob es sich nun um wirkstofffreie, unter- oder überdosierte Arzneimittel handelt, oder ob gar falsche Wirkstoffe enthalten sind, werde derzeit vom Landeskriminalamt untersucht, das den Fall übernommen hat. Die Pressestelle der Polizei machte deutlich, dass es sich bei den auf dem Foto abgebildeten Potenzmitteln nicht um alle vorgefundenen Präparate handelt. Doch auch die nicht abgebildeten sichergestellten Präparate sollen Potenzmittel sein.

Wer wissen möchte, ob im Internet angebotene Arzneimittel legal im Verkehr sind, der findet auf PharmNet.Bund Arzneimittel, die in Deutschland zugelassen sind. Dort gibt es auch eine extra Suchfunktion für Laien. Sind Arzneimittel dort nicht aufgeführt, muss davon ausgegangen werden, dass sie illegal angeboten werden. Eine gute Quelle für „Gepanschtes“ aus dem Internet ist außerdem die Datenbank der Zeitschrift „Gute Pillen – Schlechte Pillen“. Diese Datenbank widmet sich vor allem vermeintlich „natürlichen“ Nahrungsergänzungsmitteln, die via Internet vermarktet werden, aber nicht deklarierte (und potenziell gefährliche) Arzneistoffe enthalten.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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