Medikationsfehler

Bei Schweizer Hausärzten gibt es Verbesserungspotenzial

Remagen - 18.08.2017, 09:00 Uhr

(Foto: picture alliance/chromorange)

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Was waren die häufigsten Fehler?

Über einen zusätzlichen Fragebogen erfuhren die Forscher von den Ärzten, dass es noch weitere Fälle gegeben habe, die jedoch nicht gemeldet worden seien. Immerhin rund ein Viertel gab an, dass das aus Zeitmangel oder Vergesslichkeit selten oder manchmal vorkomme oder dass sie nie meldeten. Die Schweizer Wissenschaftler schließen aus dem Rücklauf der Fragebögen auf eine rund 58-prozentige Rate an Underreporting. Nach ihrer Berechnung steigt die Rate an „medication incidents“ damit auf 2,07 pro Arzt und Jahr bzw. 46,5 pro 100.000 Patientenkontakte und für die Pädiater auf 0,15 bzw. 2,8 auf 100.000 Kontakte.

Die meisten Meldungen betrafen fehlerhafte Dosierungen (meistens zu hoch). An zweiter Stelle folgten Verschreibungen von falschen Medikamenten. Die Mehrzahl bezog sich auf orale Arzneimittel, aber in vier Fällen ging es auch um Fehler bei Parenteralia (Insulin und Impfstoffe). Die drei Fälle aus der Pädiatrie waren allesamt falsche Dosierungen (darunter zweimal von Antibiotika). In 89 von 195 Fällen wurde im Zusammenhang mit den Vorfallmeldungen über Schädigungen von Organsystemen berichtet, bei 13 war mehr als ein Organsystem involviert. 17 Prozent der Patienten hatten durch die Fehler mittelschwere oder schwerwiegende Probleme. 3,5 Prozent brauchten eine stationäre Behandlung. Todesfälle gab es nicht.

Beim Essen zum falschen Arzneimittel gegriffen

Unter den falsch eingesetzten Medikamenten standen im Einklang mit der Verordnungshäufigkeit die ATC-Gruppen C (Kardiovaskuläre Mittel, 23 Prozent) und N (Nervensystem, 22 Prozent) im Vordergrund. Gemessen an den Verordnungen überproportional häufig wurden Fehler bei Mitteln aus der ATC-Gruppe B (Blut und blutbildende Organe, 12 Prozent) mit den oralen Antikoagulanzien (Rivaroxaban, Phenprocoumon und Acenocoumarol) berichtet. Nicht immer gab es bei den Medikationsfehlern einen Bezug zu einer Arzneimittelgruppe. In 17 Fällen hatten Patienten in Pflegeeinrichtungen Medikamente eingenommen, die für andere Bewohner bestimmt waren. Meist hatten beide beim Essen am selben Tisch gesessen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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