Nach Empagliflozin

Senken auch Canagliflozin und Dapagliflozin die Mortalität?

Stuttgart - 23.03.2017, 07:05 Uhr

Empagliflozin und Dapagliflozin: Die in Deutschalnd verfügbaren SGLT-2-Inhibitoren. (Foto: Boehringer, BMS/Astra Zeneca / Montage DAZ)

Empagliflozin und Dapagliflozin: Die in Deutschalnd verfügbaren SGLT-2-Inhibitoren. (Foto: Boehringer, BMS/Astra Zeneca / Montage DAZ)


Profitieren Patienten auch von Canagliflozin und Dapagliflozin?

Diese Daten interessierten auch AstraZeneca. In der von Astra gesponserten CVD-REAL-Studie untersuchten Wissenschaftler den Einfluss aller drei SGLT-2-Inhibitoren auf kardiovaskuläre Erkrankungen. Hierfür beurteilten sie die Daten von über 300.000 Typ-2-Diabetikern unter Real-Life-Bedingungen aus insgesamt sechs Ländern: Dänemark, Norwegen, Schweden, dem Vereinigten Königreich, Deutschland und den Vereinigten Staaten. Ein Großteil der eingeschlossenen Diabetiker – 87 Prozent – war zum Zeitpunkt der Datenerhebung kardiovaskulär gesund. Die für die Therapie des Diabetes mellitus vielleicht wegweisenden Ergebnisse wurden am 19. März 2017 beim 66. Jahreskongress des American College of Cardiology (ACC) vorgestellt.

Canagliflozin und Dapagliflozin: Weniger Herzinsuffizienz, weniger Tod

Im Unterschied zur EMPA-REG-Studie, die lediglich Empagliflozin an kardiovaskulär vorerkrankten Diabetikern untersuchte, flossen in die CVD-REAL-Studie Daten von Canagliflozin, Dapagliflozin und Empagliflozin ein. 

Dabei zeigte sich Folgendes: Eine Therapie mit SGLT-2-Inhibitoren reduzierte die Hospitalisierungsrate aufgrund von Herzinsuffizienz um 39 Prozent. Auch die Sterblichkeit der Diabetiker sank: Unabhängig von der Todesursache starben 51 Prozent weniger bei den Gliflozin-Patienten. Die kombinierte Auswertung der Krankenhausbehandlung wegen Herzinsuffizienz und Tod jeglicher Ursache ergab eine Risikoreduktion um insgesamt 46 Prozent unter Canagliflozin-, Dapagliflozin- oder Empagliflozin-Therapie.

Positiver kardiovaskulärer Klasseneffekt der SGLT-2-Inhibitoren

Die meisten Diabetiker in der Untersuchung nahmen Canagliflozin (52,7 Prozent) oder Dapagliflozin (41,8 Prozent) ein. Nur 5,5 Prozent der Patienten entfielen auf die Empagliflozin-Gruppe. In den Vereinigten Staaten war die Population der Canagliflozin-Diabetiker am stärksten – Canagliflozin war der erste zugelassene SGLT-2-Inhibitor in den USA. Die Patienten der in der Studie vertretenen europäischen Länder nahmen vorwiegend Dapagliflozin ein. 

Eine Aufsplittung des Benefits auf die einzelnen Wirkstoffe nahmen die Wissenschaftler nicht vor. Die bemerkenswerte Tatsache, dass die Ergebnisse länderübergreifend konsistent seien – unabhängig davon, welcher Wirkstoff bevorzugt eingenommen wurde – deute auf einen Klasseneffekt der SGLT-2-Inhibitoren hin, sagt Mikhail Kosiborod vom Saint Luke`s Mid America Heart Institute in Kansas City. Kosiborod ist Hauptautor der Studie.

Auch wenn die Ergebnisse der Datenerhebung durchaus optimistisch klingen, hatte die CVD-REAL-Studie Beobachtungs-Charakter. Somit lassen sich Störfaktoren, die die Datenerfassung, -auswertung und das Ergebnis beeinflusst haben können, nicht vollständig ausschließen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Nicht nur Empagliflozin scheint Diabetiker vor Herzinfarkt und Schlaganfall zu schützen

Kardiovaskulärer Nutzen ein Klasseneffekt?

Beratungswissen zu Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen

Gliflozine

SGLT-2-Inhibitoren ermöglichen orale Therapie bei Typ-1-Diabetes

Gliflozine setzen eins drauf

Erstmals positives Outcome für ein neues Antidiabetikum

Empagliflozin senkt das kardiovaskuläre Risiko

FDA warnt vor akutem Nierenversagen unter Canagliflozin und Dapagliflozin

Empagliflozin – die große Ausnahme?

Belegt die EMPA-REG-Outcome-Studie den Zusatznutzen?

Empagliflozin: Die Nutzenfrage

2 Kommentare

Wesentliche Einschränkung der Aussagekraft nicht erwähnt

von Dr. Iris Hinneburg am 23.03.2017 um 9:04 Uhr

Leider fehlt in dem Beitrag ein Hinweis auf die wesentlichen Einschränkungen der Studie (die sogar in der Pressemitteilung von AstraZeneca erwähnt werden): "While CVD-REAL was a large study with a robust propensity-matching technique, given its observational nature the possibility of residual, unmeasured confounding factors cannot be definitively excluded." Ob die gefundenen positiven Effekte also tatsächlich auf die Medikation zurückgeführt werden können, lässt sich mit dieser Studie nicht zweifelsfrei belegen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wesentliche Einschränkung der

von Celine Müller am 23.03.2017 um 9:44 Uhr

Liebe Frau Dr. Hinneburg,

vielen Dank für den wertvollen Hinweis. Ich habe den Text entsprechend ergänzt.

Schöne Grüße, Celine Müller

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.