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Celtura® in Deutschland zugelassen, aber nicht verfügbar

STUTTGART (du). Zwar hat Novartis soeben die Zulassung für seinen zellkulturbasierten Pandemie-Impfstoff Celtura® erhalten, doch steht er für Deutschland nicht zur Verfügung, da der Bund und die Gesundheitsministerkonferenz der Länder diesen Impfstoff gegen die Neue Grippe nicht vorbestellt haben. Apotheken können ihn weder direkt vom Hersteller noch über den Großhandel beziehen.
Neu zugelassen Der in Deutschland neu zugelassene Pandemie-Impfstoff Celtura® wird zunächst nur an Länder mit Vorbestellungen ausgeliefert. Dazu zählen Japan und die Schweiz.
Foto: Novartis AG

Für die Influenza A/H1N1-Impfung hatten der Bund und die Gesundheitsministerkonferenz der Länder lediglich 50 Millionen Dosen des Impfstoffs Pandemrix® von GlaxoSmithKline bestellt. Der in Marburg produzierte Pandemieimpfstoff Celtura® von Novartis wurde nicht berücksichtigt.

Inzwischen ist die Versorgung mit Pandemrix® angelaufen, jedoch mit weniger Impfstoffdosen als erwartet. Bis alle 50 Millionen Dosen ausgeliefert sein werden, wird es noch eine Weile dauern. GlaxoSmithKline gibt als Zeitpunkt Anfang 2010 an. Für einen effektiven Schutz der Bevölkerung ist es jedoch notwendig, dass schnellstmöglich geimpft wird. Theoretisch könnte jetzt mit Celtura® zusätzlich Impfstoff bereitgestellt werden. Nach Auskunft des Ministeriums für Arbeit und Soziales des Landes Baden-Württemberg sollen zunächst einmal Informationen eingeholt werden, zu welchen Konditionen Novartis liefern kann.

Nachgefragt

Impfen nach durchgemachter Infektion

Die Lieferungen von Pandemrix sollen erst Anfang 2010 abgeschlossen sein. Wie wird dies vor dem Hintergrund der sich jetzt ausbreitenden Influenza-Welle bewertet? Ist eine Impfung gegen Neue Influenza nach einer durchgemachten Influenza A /H1N1-Infektion überhaupt sinnvoll? Dazu findet man auf den Seiten des Robert Koch-Instituts folgende Antwort:

"Eine Impfung gegen Neue Influenza ist prinzipiell auch nach einer durchgemachten Influenza A /H1N1-Infektion sinnvoll. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass eine Infektion mit Neuer Influenza eine gewisse Immunität gegen diesen Erreger erzeugt, es liegen hierzu jedoch keine Langzeitbeobachtungen vor. Inwieweit jedoch eine natürlich erworbene Immunität auch gegen Driftvarianten von Neuer Influenza schützt, ist nicht bekannt. Unklar ist auch, wie lange die etwaige Immunität anhält und ob sie tatsächlich ausreicht, um vor einer erneuten Erkrankung zu schützen. Veränderungen des Virus können dazu führen, dass ein solcher Schutz nicht mehr besteht.

Die pandemischen Influenzaimpfstoffe enthalten wirkverstärkende Substanzen, sogenannte Adjuvanzien. Diese bewirken unter anderem, dass die Impfstoffe nicht nur gegen den im Impfstoff enthaltenen Virusstamm, sondern auch gegen Varianten dieses Stammes wirken."


www.rki.de


Stand 8. Oktober 2009

Alternative bei Hühnereiweißallergie

Im Gegensatz zu Pandemrix® wird Celtura® nicht auf Hühnereibasis, sondern mithilfe von Zellkulturen hergestellt. In der Einverständniserklärung, die Impfwillige in Baden-Württemberg unterzeichnen müssen und die zur Aufklärung und Dokumentation dient, heißt es: "Wer an einer nachgewiesenen Allergie gegen Hühnereiweiß leidet, sollte nicht mit einem Impfstoff geimpft werden, der aus Hühnereiern gewonnen wird." Dem Aufklärungsmerkblatt ist jedoch nicht zu entnehmen, dass der einzige zur Verfügung stehende Impfstoff Pandemrix® mithilfe von Hühnereiern gewonnen wird. Für Impfwillige mit bestehender Hühnereiweißallergie wäre der zellkulturbasierte Impfstoff Celtura® daher eine Alternative.

Auch Celtura® enthält ein Adjuvans

Beide Impfstoffe sind adjuvantierte Spaltimpfstoffe: Pandemrix® enthält das neue Adjuvans AS03, Celtura® das Adjuvans MF59, das schon in dem saisonalen Influenzaimpfstoff Fluad® verwendet wird. Darüber hinaus wird Celtura® nicht wie Pandemrix® nur in Mehrdosenbehältnissen angeboten, sondern auch als Einmal-Fertigspritze, was die Durchführung der Impfung in der Praxis erleichtern könnte.

Warten auf adjuvanzienfreie Spaltvakzine

Nach wie vor gibt es in Deutschland keinen nicht-adjuvantierten A/H1N1-Spaltimpfstoff, den die STIKO zur Impfung von Schwangeren empfiehlt und der von Kinderärzten für die Impfung von Kleinkindern gefordert wird.


Hier kommen Sie zum Interview mit dem Sozialministerium BW


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