Arzneimittel und Therapie

CSE-Hemmer: Schützen Statine vor Demenz?

In einer epidemiologischen Untersuchung konnte gezeigt werden, dass Statine das Risiko für eine Demenz deutlich senken. Falls dieses Ergebnis in weiteren Studien bestätigt werden kann, erschließt sich möglicherweise in der Präventionsmedizin für Statine ein neues Anwendungsgebiet.

Schätzungsweise leiden rund 10% aller über 65-jährigen an einer Demenzerkrankung. Die häufigste dieser Demenzerkrankungen ist der Morbus Alzheimer, weitere Formen sind die vaskuläre Demenz, Mischformen dieser beiden Typen, die frontotemporale Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und andere.

Ursachen weitgehend unbekannt

Die Ursachen dieser kognitiven Erkrankungen sind weitgehend unbekannt; eine genetische Komponente scheint nur in einigen wenigen Fällen vorzuliegen. Man vermutet, dass bei der Pathogenese des Morbus Alzheimer und bei der vaskulären Demenz Störungen im Fettstoffwechsel und vaskuläre Mechanismen eine Rolle spielen.

Diese Vermutungen basieren auf mehreren Beobachtungen, so beispielsweise auf epidemiologischen Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen vaskulären Risikofaktoren und dem Auftreten einer vaskulären Demenz hinwiesen oder auf den Risikofaktor APOE4 (Apolipoprotein-E-4-Allel) bei einer Alzheimer-Erkrankung.

Epidemiologische Studie

Eine Arbeitsgruppe ging nun von der Hypothese aus, dass eine günstige Modifizierung der Lipidparameter und/oder der mikrovaskulären endothelialen Funktionen das Risiko für eine Demenzerkrankung senken kann. Um diese Vermutung zu verifizieren, wurde in Amerika eine epidemiologische, fallkontrollierte Studie durchgeführt, in der der Einfluss von Statinen und anderen Lipidsenkern auf die Häufigkeit von Demenzerkrankungen untersucht wurde. Die dazu notwendigen Angaben wurden einer englischen Datenbank (General Practice Research Database) entnommen, in der seit 1987 zahlreiche demographische und medizinische Daten gespeichert werden.

Die ausgewählte Studienpopulation (alles Patienten über 50 Jahre) umfasste drei Gruppen:

  • Gruppe I bestand aus Patienten, die Lipidsenker erhalten hatten,
  • Gruppe II aus Patienten mit einer diagnostizierten, aber nicht therapierten Hyperlipidämie, und
  • Gruppe III aus einer randomisiert ausgesuchten Vergleichsgruppe.

Statine senken das relative Risiko

Aus dieser Basispopulation wurden alle Patienten ermittelt, bei denen eine Demenzerkrankung diagnostiziert worden war, und diese Patienten mit bis zu vier Kontrollpersonen verglichen. Insgesamt konnten 284 Demenzfälle identifiziert und diesen 1080 Kontrollpersonen zugeordnet werden. In der Kontrollgruppe hatten 13% der Patienten eine unbehandelte Hyperlipidämie, 11% erhielten Statine und 7% andere Lipidsenker. Die übrigen 69% nahmen keine Lipidsenker ein oder hatten keine Hyperlipidämie. Ermittelt man nun unter Berücksichtigung verschiedener Parameter (z.B. Alter, Geschlecht, Körpermassen-Index, Rauchverhalten, Hypertonie, koronare Herzerkrankung) das relative Risiko für eine Demenzerkrankung, so ergeben sich folgende Werte:

  • Patienten, die an keiner Hyperlipidämie litten, wiesen ein relatives Risiko von 1,0 auf.
  • Demenzpatienten mit einer unbehandelten Hyperlipidämie hatten ein relatives Risiko von 0,72 (p = 0,16).
  • Patienten, die aufgrund einer Hyperlipidämie mit Lipidsenkern – aber keinen Statinen – behandelt wurden, wiesen ein relatives Risiko für eine Demenzerkrankung von 0,96 auf (p = 0,91).
  • Das relative Risiko für Patienten, die Statine einnahmen, war deutlich geringer und betrug nur 0,29 (p = 0,002).

Wirkmechanismus ist noch unbekannt

Noch ist unbekannt, auf welche Art und Weise Statine das Demenzrisiko senken. Wahrscheinlich ist ihre antidementive Wirkung nicht über die Lipidsenkung zu erklären, da eine unbehandelte Hyperlipidämie, andere Lipidsenker oder normale Lipidwerte die Demenzhäufigkeit nicht beeinflussen. Möglicherweise entfalten die Statine ihre antidementive Wirkung auf vaskulärer Ebene. Sie führen unter anderem zu einem Anstieg der endothelialen Stickoxid(NO)-Synthase und senken die Bildung von Endothelin-1, was zu einer Erweiterung der Kapillaren und einem erhöhten Blutfluss führt. Genau diese Vorgänge – Abnahme der Stickoxidsynthase und eine verringerte zerebrale Durchblutung – spielen auch bei der Alzheimer-Erkrankung eine Rolle.

Literatur: Jick, H., et al.: Statins and the risk of dementia. Lancet 356, 1627–1631 (2000).

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