Arzneimittel und Therapie

Raucher sind doppelt so häufig betroffen

Rauchen verdoppelt das Risiko, im Alter an Alzheimer oder einer anderen Demenzform zu erkranken. So lautet das Ergebnis der Rotterdam Study, in der Alzheimer- und andere Demenzfälle bei 6870 über 55jährigen untersucht wurden. Träger der genetischen Anlage für das Apolipoprotein E4 (APOE4), eines Risikofaktors für die Alzheimer-Demenz, weisen dagegen kein erhöhtes Risiko auf, wenn sie zur Gruppe der Raucher zählten.


Rauchen erhöht die Gefahr für Arteriosklerose und Thrombosen und steigert dadurch das Risiko für vaskuläre Demenzformen. Akut vermindert Rauchen die Gehirndurchblutung und kann auf diese Weise zur Entstehung einer Demenz beitragen.
In einer prospektiven Kohortenstudie am Institut für Epidemiologie und Biostatistik der Erasmus Universität in Rotterdam wurden 7528 Bewohner eines Rotterdamer Vororts im Alter von 50 Jahren und älter angesprochen, um die Verbindung zwischen einer Alzheimer-Demenz und Rauchen zu untersuchen. 6870 Teilnehmer wurden nach zwei Jahren erneut im Hinblick auf eine Demenz vom Alzheimer-Typ oder eine andere Form der Demenz untersucht.

146 Demenzfälle in zwei Jahren


Während des Studienverlaufs starben 429 (6,2%) der Probanden, 962 (14%) konnten aufgrund schwerer Erkrankungen oder Weigerung kein zweites Mal untersucht werden.
Unter den 146 diagnostizierten Fällen hatte die Alzheimer-Krankheit einen Anteil von 72%, 13% litten an vaskulärer Demenz. Die Zahl der Demenzerkrankungen nahm mit steigendem Alter der Probanden zu. Während die Häufigkeit pro 1000 Personenjahren im Untersuchungszeitraum bei den 55- bis 64jährigen nur bei 0,9 lag, stieg sie bei den 64- bis 74jährigen auf 2,7, bei den 75- bis 84jährigen auf 20,1 und bei den über 85jährigen auf 52,8. Das relative Risiko für Raucher war im Vergleich zu den Nichtrauchern doppelt so hoch.

Alzheimer schon mit 76?


Das Alter bei Beginn der Erkrankung lag bei Rauchern und ehemaligen Rauchern unter dem der Nichtraucher, die im Durchschnitt erst im Alter von 85,5 Jahren erkrankten. Ehemalige Raucher dagegen erkrankten schon mit 81,4 Jahren und aktive Raucher sogar bereits mit 76,9 Jahren.
Auch die Zahl der gerauchten Zigaretten hat einen Einfluß auf das Risiko, an Alzheimer oder einer anderen Demenzform zu erkranken. Bei weniger als 20 Packungsjahren (=gerauchte Packungen pro Tag multipliziert mit den Jahren des Rauchens) lag das Risiko bei aktiven Rauchern um 0,5 niedriger als bei mehr als 20 Packungsjahren.

Glück für Raucher mit APOE4


Für Menschen mit dem Apolipoprotein-E4-Gen ist das relative Risiko für eine Alzheimer-Demenz auf 3,7 (heterozygot) bzw. 30,1 (homozygot) erhöht, wie in einer anderen Studie festgestellt worden war.
In der Rotterdamer Studie wurde auch der Einfluß des APOE4-Allels auf das Demenzrisiko untersucht. Bei allen Rauchern lag das Risiko für eine Alzheimer-Demenz bei 2,3, während bei Rauchern mit APOE4 keine Assoziation zwischen Rauchen und einer Demenzerkrankung festgestellt werden konnte. Die Gruppe der Raucher ohne APOE4 hatte mit 4,6 das höchste Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung. Rauchen scheint demnach Träger des APOE4-Gens vor der Alzheimer-Demenz zu schützen.

Spielen nicotinbindende Rezeptoren die Schlüsselrolle?


Bei Alzheimer-Patienten mit dem APOE4-Allel wurden weniger nicotinbindende Rezeptoren gefunden und eine geringere Aktivität der Cholin-Acetyltransferase gemessen als bei Nicht-APOE4-Trägern. Durch eine Erhöhung der Dichte der Nicotinrezeptoren oder eine Vereinfachung der Acetylcholinfreisetzung könnte Rauchen eine mit APOE4 assoziierte Schwächung der cholinergenen Systeme ausgleichen. Damit würde Rauchen bei diesem Genotyp vor einer Demenz schützen.
Literatur
Ott, A., et al.: Smoking and risk of demetia and Alzheimers disease in a population-based cohort study: the Rotterdam Study. The Lancet 351, 1840-1843 (1998).
Barbara Engels, Karlsruhe

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