Appell auf der INTERPHARM 2024

Das E-Rezept ist nur so gut, wie wir es machen

Mannheim - 13.04.2024, 17:00 Uhr

Haben Sie Probleme mit dem E-Rezept oder eher ein Kommunikationsproblem? Auch diese Frage wurde auf der INTERPHARM 2024 diskutiert. (Foto: Schelbert)

Haben Sie Probleme mit dem E-Rezept oder eher ein Kommunikationsproblem? Auch diese Frage wurde auf der INTERPHARM 2024 diskutiert. (Foto: Schelbert)


Am Samstagmorgen stand auf der INTERPHARM unter anderem die Digitalisierung in der Apotheke auf der Tagesordnung. Bevor Annette Sieper von der Rathaus-Apotheke in Hagen sich praktischen Tipps und Tricks für die Belieferung von E-Rezepten widmete, bot der Jurist und Autor des Buchs „E-Rezept – Arbeitshilfe für die Apotheke“ Florian Giermann einen Rückblick, welche Hürden die Apotheken bereits bei der Einführung des E-Rezepts hinter sich gebracht haben. Außerdem warf er einen Blick in die Zukunft, was noch ansteht.

Ob man nun dem Vortrag von Sieper oder Giermann lauschte – eine gemeinsame Botschaft hatten beide Referent:innen: Sie warben für aktives Mitgestalten. „Das System ist am Ende nur so gut, wie wir es machen“, sagte Giermann. Im Publikum waren die Reaktionen auf diesen gemeinsamen Appell in der anschließenden Diskussionsrunde gemischt und teils auch emotional. Das E-Rezept sorgt weiterhin für viel Arbeit in den Apotheken. Doch im Grunde zeigte auch diese Diskussionsrunde nur nochmal, wie viel Wahrheit im Appell zur aktiven Mitgestaltung der beiden Referent:innen liegt: Für den Erfolg des E-Rezepts ist die individuelle Anstrengung jedes einzelnen Apotheken-Teams gefragt.

Ist das E-Rezept in einem Jahr so normal wie Muster-16-Rezepte?

Der Blick zurück zeigt, wie viel des Weges schon geschafft ist, aber auch wie viel noch vor den Apotheken liegt: Von der ersten Idee zum E-Rezept im Jahr 2002 bis zur verpflichtenden Einführung für Ärzt:innen im Jahr 2024 war es ein langer Weg, wie Giermann nochmals verdeutlichte. Insofern würden wir heute mit Technik arbeiten, die eigentlich bereits 20 Jahre alt sei. Angesichts dieser langen Zeit der Ankündigung war manch eine:r offenbar nun doch überrascht, dass das E-Rezept jetzt wirklich in der Praxis ankommt und seine Nutzung deutlich an Fahrt aufnimmt. Dabei hat sich der Blick auf das E-Rezept im Lauf des ersten Quartals zunächst eher zum Negativen verändert. Das zeigten kleine, nicht repräsentative Umfragen. Mittlerweile blickten jedoch viele auch wieder zuversichtlicher in die Zukunft und geben dem Prozess noch ein bis zwei Jahre, bis er sich so normal anfühlen wird wie die bisherige Einlösung von Muster-16-Rezepten. Einige glauben jedoch auch, dass es eher noch fünf Jahre dauern könnte. Dabei bezog sich Giermann auf Daten einer noch laufenden DAZ-Umfrage:

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Richtig rund läuft es also noch nicht. Theorie und Praxis klafften häufig weit auseinander. Das machte Giermann unter anderem deutlich, als er darauf verwies, dass „die meistbenutzte E-Rezept-App in den letzten Wochen vermutlich“ WhatsApp war. Insofern sei die Übermittlung der E-Rezept-Daten mithilfe der elektronischen Gesundheitskarte ein „Gamechanger“ gewesen.

Wie können sich Apotheken für CardLink wappnen?

Außerdem machte Giermann darauf aufmerksam, dass seit dem 25.03.2024 eine beliebige Übertragung des Tokens nicht mehr erlaubt ist. So sei ein datenschutzkonformer Transport von Fotos des E-Rezeptes nicht mehr ohne weiteres möglich, was den Nutzen von Plattform-Lösungen stark einschränkt. An dieser Stelle kommt das CardLink-Verfahren als „simuliertes Kartenlesegerät“ ins Spiel. Vor wenigen Tagen hat DocMorris die benötigten Zulassungen von der Gematik dafür erhalten. 

Ob die Einlösung per eGK plus Smartphone künftig auch in der Apotheke vor Ort zum Haupteinlöseweg wird, gilt es wohl noch abzuwarten.

Doch werden Apps, die das CardLink-Verfahren nicht unterstützen, künftig noch eine Relevanz am Markt haben? Giermann ist sich sicher: „Alle Technologieanbieter müssen sich imperativ damit auseinandersetzen.“ Wer sich also als Apotheke vor Ort für CardLink wappnen möchte, der müsse entweder eine apothekeneigene App anbieten mit der Möglichkeit gesetzeskonform Rezepte einzulösen oder sich nach künftigen Plattformanbietern mit möglichst kurzen Vertragslaufzeiten umschauen. Noch gibt es solche CardLink-Angebote von Plattformanbietern nicht. 

Beim Blick in die Zukunft stellte Giermann unter anderem auch die Einlösung des E-Rezepts im EU-Ausland für das Jahr 2025 in Aussicht. Angesichts des politischen Willens, die Freizügigkeit in Europa umzusetzen, hält Giermann eine zeitnahe Umsetzung nicht für unwahrscheinlich.

Giermann machte aber auch darauf aufmerksam, dass nicht jedes Problem mit dem E-Rezept ein Problem ist, das eine technische Ursache hat.

Probleme mit dem E-Rezept oder der Kommunikation?

Häufig steckten Kommunikationsprobleme dahinter. So hat wohl jede:r Apothekenmitarbeiter:in mittlerweile ihre ganz eigenen Erfahrungen mit den Stichwörtern Einzelsignatur, Stapelsignatur und Komfortsignatur gemacht. Häufig ist die Arztpraxis der Flaschenhals für die erfolgreiche Nutzung des E-Rezepts in der Apotheke. Giermann sprach von „Dr. Bottleneck“. Aus dem Publikum warb dann Carlos Thees im Sinne einer guten Kommunikation bei den Apotheken für Verständnis für die Ärzt:innen. Thees ist Co-Autor des Buchs „E-Rezept – Arbeitshilfe für die Apotheke“. So nutze seine Ärztin im Sprechzimmer die Komfortsignatur. Draußen an der Rezeption würde für die durch medizinische Fachangestellte ausgestellten E-Rezepte die Stapelsignatur genutzt, was für die Apotheke schwierig sei. Die Sprechstundenhilfen würden die Patient:innen aber über die Uhrzeit informieren, ab wann die Rezepte verfügbar sind. Für gebrechliche Patient:innen oder dringende Fälle würde die Einzelsignatur genutzt.

Thees hat also die persönliche Erfahrung gemacht, dass Ärzt:innen Einzelsignatur, Stapelsignatur und Komfortsignatur durchaus überlegt und zielgerichtet einsetzen. Wie in vielen Lebenslagen, scheint es also zu helfen, wenn über Probleme gesprochen wird. Sei es mit Ärzt:innen oder Softwareanbietern.

E-Rezept-Gipfel 2024

Zum E-Rezept haben Sie noch einige Fragen? 
Dann nehmen Sie vom 30.4. bis zum 31.7.2024 am E-Rezept-Gipfel 2024 teil. Das digitale Fortbildungsprogramm für Apotheken besteht aus vier Live-Events, die aber alle auch on demand abgerufen werden können

Hier finden Sie alle Informationen und Tickets.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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