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Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
DIVI fordert Empfehlung für RSV- und Influenza-Schutz für Kinder
In einer aktuellen Pressemitteilung macht die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) auf den bestehenden Pflegemangel in der Kinderintensivmedizin aufmerksam und meint: Impfkampagnen gegen das respiratorische Synzytialvirus (RSV) und Influenza könnten die Versorgungssituation direkt entspannen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat das Thema schon seit längerem im Blick und will sich spätestens im Sommer zumindest zu RSV-Präventionsmaßnahmen äußern.
Vor dem Hintergrund hoher Infektionszahlen sprach sich der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) bereits im Januar dafür aus, eine Impfempfehlung gegen Influenza auch auf Kleinkinder zu erweitern. Dabei hatte er offenbar vor allem den Schutz älterer Mitmenschen im Sinn.
Nun appelliert die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) allerdings zum Schutz kritisch kranker Kinder an die Ständige Impfkommission (STIKO), Empfehlungen für RSV- und Influenza-Impfungen für Kinder auszusprechen.
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Aufgrund des eklatanten Pflegemangels sowie akuter Krankheitsausfälle des Personals sind laut einer Pressemitteilung der DIVI aktuell nur 65 Prozent der pädiatrischen Intensivbetten überhaupt in Betrieb. Knapp 40 Prozent dieser betreibbaren Betten würden für Kinder mit schweren RSV-Verläufen oder anderen saisonal bedingten Infekten benötigt.
Vorbilder im Ausland
Hintergrund der Forderung der DIVI nach einer Erweiterung der Impfempfehlungen seien Vorbilder im Ausland: In Frankreich, Luxemburg, Spanien und den USA werde bereits seit längerem eine (nasale) Influenza-Impfung für Kinder empfohlen. Zudem erhielten Säuglinge in den genannten Ländern seit dieser Saison eine nur einmal notwendige passive Immunisierung mit einer neu zugelassenen Passiv-Immunisierung gegen RSV.
Es geht den Intensiv- und Notfallmediziner:innen mit ihrem Appell wie dem BVKJ also auch weniger um ein akut erhöhtes Risiko für schwere Influenza- und RSV-Verläufe bei Kindern als darum, im Krankenhaus freie Plätze „für andere akut oder chronisch erkrankte Kinder“ zu schaffen. Die Pressemitteilung wirft somit die Frage auf, ob sich der Pflegemangel sozusagen wegimpfen lassen könnte. Die DIVI ist der Auffassung, dass Impfkampagnen die Versorgungssituation direkt entspannen könnten: „Die STIKO ist jetzt gefordert. Durch Impfungen können genau diese raschen Entlastungen realisiert werden!“, wird DIVI-Präsident elect Professor Florian Hoffmann zitiert.
Zwei verschiedene Ansätze beim Influenza-Schutz
Derzeit empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Influenza als Standardimpfung jährlich im Herbst für Personen ab 60 Jahren. Als Indikationsimpfung sollen zudem Schwangere im 2. Trimenon gegen Influenza geimpft werden. Aber auch Personen ab sechs Monaten empfiehlt die STIKO bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung die Influenza-Impfung als Indikationsimpfung (z.B. bei Asthma, COPD, Immundefizienzen und vielen weiteren Grunderkrankungen). Zudem können „Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen gefährden können“, laut STIKO-Empfehlungen gegen Influenza geimpft werden.
Zu der Frage, warum in anderen Ländern die Impfung gesunder Kinder empfohlen wird und nicht in Deutschland, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI) auf seinem Internetauftritt (Stand: 18. September 2023): „Einige wenige EU-Länder empfehlen die Influenza-Impfung von gesunden Kindern (z.B. Finnland, Großbritannien, Litauen, Malta, Slowenien, Slowakei). Es bestehen jedoch Unterschiede bei den empfohlenen Altersgruppen: Je nach Land ist die Influenza-Impfung für Kinder z.B. von sechs Monaten bis zwei, drei, fünf oder zwölf Jahren empfohlen bzw. von zwei Jahren bis zu elf Jahren.“ Kein EU-Land empfehle die Influenza-Impfung für alle Kinder und Jugendlichen.
Die US-amerikanische Behörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfehle hingegen allen Kindern (ohne Kontraindikation) ab sechs Monaten eine jährliche Influenza-Impfung. Damit werde aber der Gemeinschaftsschutz und somit eine andere Strategie als in Deutschland verfolgt (Impfung von Risikogruppen). Die STIKO habe das Thema im Blick und bewertet fortlaufend die entsprechende Literatur, heißt es.
STIKO arbeitet an Empfehlung für RSV-Prävention
Zu den unterschiedlichen RSV-Präventionsmaßnahmen (aktive und passive Immunisierung) will sich die STIKO laut RKI spätestens im Sommer 2024 äußern. Das RKI verweist darauf, dass auch die pädiatrischen Fachgesellschaften Antikörper-Präparate gegen RSV (Palivizumab und Nirsevimab) bislang nur für ausgewählte pädiatrische Risikogruppen empfehlen.
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