Falsche Fakten

Von gestern und ungelernt: Was Mayd Investoren über Apotheken erzählt

Stuttgart - 22.02.2022, 07:00 Uhr

Das Liefer-Start-up Mayd hat Großes vor, und dafür braucht es Geld. (Foto: Screenshot getmayc.com)

Das Liefer-Start-up Mayd hat Großes vor, und dafür braucht es Geld. (Foto: Screenshot getmayc.com)


„Nicht digital, geringe Lagerbestände und mangelhafte Beratung“

Dann werden Punkte aufgeführt, was nach Ansicht der Gründer dort alles schiefläuft.


Apotheken sind nicht digital: Online-Kauf und Sofortlieferung werden nicht angeboten.
 Geringe Lagerbestände bei Rx-Arzneimitteln machten wiederholte Besuche erforderlich.   
 
Mangelhafte Beratung: es gebe hauptsächlich ungelerntes Verkaufspersonal statt medizinischer Berater.
 
Die Öffnungszeiten passen nicht zu einem urbanen Lebensstil – zumindest nicht, wenn man den Wunsch nach 24/7-Service berücksichtigt.

 Präsentation „Mayd – Europe’s first instant delivery platform“


Auch das Angebot der Internet-Versender ist in den Augen der Mayd-Gründer aktuell an allen Ecken und Enden unzureichend:


Sie haben lange Lieferzeiten, da die Lieferung aus Holland erfolgt.
 Das schwierige Verhältnis zu den Apotheken vor Ort bremst die Plattformen.
 
Weil Rezepte auf dem Postweg in die Niederlande verschickt werden müssen, dauert es fünf Tage bis Patient:innen ihr Arzneimittel erhalten.
 
Die niederländischen Versender dürfen keine Lager in Deutschland betreiben.

 Präsentation „Mayd – Europe’s first instant delivery platform“


Und so kommen die Gründer zu dem Fazit, dass keine Apothekenlösung existiere, die ins 21. Jahrhundert passt. Das werde sich aber mit dem E-Rezept ändern, versprechen sie. Diese regulatorische Änderung eröffne die Möglichkeit einer vollwertigen Online-Apotheken-Erfahrung. Und Mayd werde die beste Lösung bieten, heißt es vollmundig weiter. Dann folgt die Beschreibung des Plattform-Modells, wo sich Kund:innen ja bekanntermaßen von den Partnerapotheken beraten lassen können. Wie die Apotheken allerdings mit dem „ungelernten Verkaufspersonal“ die ihnen zugedachte Beratungsleitung erbringen sollen, bleibt in der Präsentation unklar – denn dafür sind sie auch in der E-Rezept-Zukunft noch eingeplant. 

Update: Mittlerweile hat Mayd erklärt, wie es zu diesen Aussagen kam. Es soll sich um eine interne, nicht autorisierte Version aus Q2 2021 handeln, die längst korrigiert worden sei. 

 

Dieser Artikel wurde am 22.02.2022 um 11:10 aktualisiert.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Nicht vergessen den city lifestyle der Mitarbeiter

von Andreas Gruenebaum am 22.02.2022 um 19:00 Uhr

Auch die Apothekenmitarbeiter in der Großstadt verlangen nach einer Berücksichtigung des "City Lifestyle" - also Arbeit Montag - Freitag Vormittag und am Wochenende frei! Dann bleibt nur noch online Belieferung aus Bangladesh, solange es wenigstens hierzulande noch geduldige Ausfahrer bei den Lieferdiensten gibt.

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Mayd

von Ingrid Schierle am 22.02.2022 um 8:09 Uhr

Diese Verleumdungen zu lesen ist doch ein Schlag ins Gesicht eines jeden Apothekers! Für mich völlig unverständlich, wie auch nur eine einzige Apotheke mit derartigen Diensten zusammenarbeiten kann. Wie deutlich müssen die denn noch werden, damit die lieben Kollegen erkennen, dass sie die letzten sind, um deren Interessen es sich hier dreht, sondern dass sie bereitwillig Ihr eigenes Grab schaufeln!

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