Impfempfehlungen und COVID-19

Arbeitet die STIKO zu langsam oder wird zu langsam geimpft?

Stuttgart - 22.12.2021, 09:15 Uhr

Seit Beginn der Corona-Pandemie liegt der Fokus der Öffentlichkeit stark auf der STIKO und ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. Thomas Mertens – oft verbunden mit Kritik. Ist sie berechtigt? (s / Foto: IMAGO / IPON)

Seit Beginn der Corona-Pandemie liegt der Fokus der Öffentlichkeit stark auf der STIKO und ihrem Vorsitzenden Prof. Dr. Thomas Mertens – oft verbunden mit Kritik. Ist sie berechtigt? (s / Foto: IMAGO / IPON)


STIKO-Mitglied: Impfpflicht lohnt nicht 

Vergangenen Samstag berichtete die Nachrichtenagentur dpa, dass das STIKO-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen den Aufwand einer Impfpflicht in keinem Verhältnis zum Nutzen sehe. „Persönlich halte ich von einer gesetzlichen Impfpflicht nicht viel, da diese einen Rattenschwanz an Administration, Impfbefreiungszeugnissen und Klagen nach sich zieht und die gesellschaftliche Entzweiung fördert“, sagte der Experte der Ständigen Impfkommission (STIKO) den „Nürnberger Nachrichten“ und der „Nürnberger Zeitung“ (Samstag). „Das Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, erreicht man über andere Wege viel einfacher. Allein die Einführung der 2G-Regel hat ja schon dazu geführt, dass sich sehr viele Unentschlossene impfen haben lassen“, sagte Bogdan. „Die drei oder vier Prozent, die generell jede Impfung ablehnen, sind der Mühe nicht wert, eine Impfpflicht einzuführen.“

Zugleich verteidigte auch Bogdan die Arbeit der STIKO. „Wenn es zu Verzögerungen gekommen ist, dann aufgrund von Impfstoffmangel oder aufgrund von politischen Entscheidungen, die in der Bevölkerung den Eindruck hinterließen, die Pandemie sei vorbei.“ So habe die Politik das Zurückfahren der Impfzentren angekündigt und damit eine Impflethargie in der Bevölkerung ausgelöst. Nur fünf Wochen später seien dann Booster-Impfungen gefordert worden.

Lauterbach lässt nationales Impfregister prüfen 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) lässt mittlerweile prüfen, ob die Einrichtung eines nationalen Corona-Impfregisters zur zentralen Erfassung von Impfdaten sinnvoll wäre. „Ich lasse das prüfen“, sagte der SPD-Politiker am vergangenen Sonntag in der Bild-Sendung „Die richtigen Fragen“. Komme bei der Prüfung heraus, dass das Register ein „Riesen-Bürokratiemonster“ werde, weil es sehr schwer sei, die Impfungen der Bürger rückwirkend zu erfassen, dann werde er „wahrscheinlich dagegen sein“. Stelle sich heraus, dass das Impfregister nicht viel Mühe mache, „dann werde ich dafür sein“. 

Beim Schlagwort Impfregister geht es um Überlegungen, den Corona-Impfstatus der Menschen zentral zu erfassen. Dies ist in die Diskussion gekommen vor dem Hintergrund der Frage, wie eine mögliche allgemeine Corona-Impfpflicht kontrolliert werden könnte.

Für Lauterbach habe jetzt Priorität, das Impfen zu beschleunigen. „Ich will eines verhindern, dass wir mit noch mehr Bürokratie und Dokumentation die Ärztinnen und Ärzte vom Impfen abhalten.“ Da ist Lauterbach sich mit der STIKO also offenbar einig. Die mögliche Einführung eines Impfregisters ist auch innerhalb von Lauterbachs Partei umstritten. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich skeptisch gezeigt, Generalsekretär Kevin Kühnert lehnte eine zentrale Erfassung von Impfdaten ab. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (ebenfalls SPD) hatte dagegen ein nationales Impfregister gefordert. 

Übrigens hat Lauterbach bereits am 9. Dezember in der ARD angekündigt, dass er die STIKO besser ausstatten will. Diese sei wissenschaftlich frei, und da sollte die Politik sich nicht einmischen. Lauterbach glaubt aber, dass sie schneller sein könnte, wenn sie mehr Personal hätte und dafür werde er sorgen. 



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