Delegiertenversammlung der BLAK

Neue Approbationsordnung: Konzertiertes Papier in Q2/2022

München - 12.11.2021, 12:00 Uhr

BLAK-Präsident Thomas Benkert kündigte für das kommende Jahr ein konzertiertes Papier zur Neufassung der Approbationsordnung an. (c / Foto: DAZ)

BLAK-Präsident Thomas Benkert kündigte für das kommende Jahr ein konzertiertes Papier zur Neufassung der Approbationsordnung an. (c / Foto: DAZ)


Nachwuchsmangel ist das Thema. Das wurde auch bei der Delegiertenversammlung der bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) am gestrigen Donnerstag in München klar. Die Aufgabe sei, den Nachwuchs für die Apotheke zu begeistern, so Kammerpräsident Benkert. Immerhin scheint sich bei der Novellierung der Approbationsordnung konkret etwas zu bewegen. Die aktuelle ist schließlich ein Auslaufmodell – unter anderem im Hinblick auf die pharmazeutischen Dienstleistungen und andere künftige Einsatzgebiete für Apotheker:innen, die den Beruf auch für den Nachwuchs attraktiv machen sollen. 

Der Nachwuchsmangel beschäftigt die Apotheken bundesweit – auch in Bayern. Kammerpräsident Benkert bezifferte unter Berufung auf eine neue Bedarfsanalyse den „altersbedingten Ersatzbedarf“ bis Ende 2029 auf 28.400 Apotheker:innen. Bis dahin ist demnach aber nur mit 20.000 bis 23.000 neuen Approbationen zu rechnen. Erschwerend dazu kommen laut Benkert der Trend zur Teilzeittätigkeit – „das Denken der Generation Z hat mit unserem nur noch rudimentär zu tun“, so der Kammerpräsident – sowie das altersbedingte Ausscheiden der Apothekerassistenten und Pharmazieingenieure. Zudem erwartet Benkert, dass mit der Einführung der Stationsapotheker vermehrt Approbierte in die Krankenhäuser abwandern. Daher ist die Nachwuchsgewinnung bei der Kammer ein zentrales Thema mit zahlreichen Aktivitäten, zum Beispiel die AG Ausbildungsapotheke. 

„Wir müssen den Nachwuchs begeistern“

Benkert machte aber auch klar, dass das Thema bei jedem einzelnen und nicht nur bei der Standesvertretung anzusehen ist: „Wir müssen den Nachwuchs begeistern, klarmachen, dass die Apotheke ein ‚great place to work‘ ist. Wenn aber in der PJ-Apotheke den ganzen Tag nur gejammert wird, motiviert das natürlich niemanden, da einzusteigen.“ 

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Benkert bekräftigte in diesem Zusammenhang auch seine Forderung an die Politik nach mehr Studienplätzen. Bayern bilde pharmazeutischen Nachwuchs über den eigenen Bedarf hinaus aus, so Benkert. In seinen Augen müssten die Kosten für die Ausbildung auf alle Länder verteilt werden. Die neue Regierung sei hier gefragt, andere Wege zu gehen. Sich darauf zurückzuziehen, dass die universitäre Ausbildung Ländersache sei, will Bayern Kammerpräsident nicht gelten lassen.

„Der Apothekenalltag hat mit dem Pharmaziestudium nichts zu tun“

Dass der Nachwuchsmangel DAS Thema ist, wurde auch in der anschließenden Diskussion klar. So wurde von den Delegierten der Wunsch nach mehr Studienplätzen bekräftigt. Es studierten einem Apotheker zufolge beispielsweise hochmotivierte angehende Kolleg:innen in Österreich, weil sie hier in Deutschland nicht zum Zuge kamen. Außerdem kam mehrfach der Wunsch auf, das Thema Filialleitung in Teilzeit noch einmal bei der Aufsichtsbehörde zu platzieren – das ist derzeit in Bayern nicht möglich. Es könne nicht sein, dass man junge Frauen, die den Job machen wollen und auch können, aus diesen Leitungspositionen dränge, nur weil ihre Familienplanung es nicht erlaubt, Vollzeit zu arbeiten, so der Tenor. Zudem müsse man nach Meinung einer Delegierten auch beim Studium angreifen: „Der Apothekenalltag hat mit dem Pharmaziestudium nichts zu tun. Wenn man nach dem Studium in der Apotheke anfängt, ist das sehr ernüchternd.“

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Und zumindest hier tut sich offenbar bereits konkret etwas: So gibt es bekanntermaßen seit einiger Zeit einen runden Tisch – ein „Hardcore Gremium“, um es mit den Worten von Thomas Benkert zu beschreiben, der das Ganze auch leitet. Und dieser „illustre Haufen aus einem bunten Strauß an Koryphäen aus allen Ecken der Pharmazie“ hat das Ziel, die Approbationsordnung zu novellieren. „Ich war erst skeptisch, dann leicht positiv gestimmt und jetzt bin ich euphorisch“, berichtet der Kammerpräsident und ist überzeugt: „Wir kriegen das geregelt!“ In Benkerts Augen ist es sinnvoller, sich erst im Berufsstand zu einigen, wie man das Berufsbild ändern will und wo man den Apotheker der Zukunft in den einzelnen Bereichen sieht – als Grundlage für Diskussion. 

Weiterhin Ausbildung für alle Bereiche

Er traue sich festzulegen, dass im zweiten Quartal des kommenden Jahres mit einem konzertierten Papier gerechnet werden kann, so Benkert weiter. Insbesondere bei den Hochschullehren habe man dicke Bretter bohren müssen. Das Problem seien die Drittmittel. Diesbezüglich sei Versorgungsforschung im Bereich der klinischen Pharmazie weit weniger lukrativ als beispielsweise Chemie. „Aber wir müssen uns ändern, wir brauchen nicht vier Semester Nass-Chemie, sondern klinische Pharmazie, soziale Kompetenz, Empathie und Interdisziplinarität“, so Benkert. Außerdem soll es künftig ein Semester für eine wissenschaftliche Facharbeit geben, um die angehenden Kolleg:innen auch in dieser Richtung fit zu machen. Er machte nämlich auch deutlich, dass es weiterhin keine Spezialisierung innerhalb des Studiums geben soll. Man wolle weiterhin Generalapotheker:innen ausbilden, die zwar nicht berufsfertig, aber berufsfähig für alle Bereiche sind. „Es sollen nach dem Studium alle Wege offenstehen“, so Benkert. Ebenfalls festhalten will man laut Benkert am Staatsexamen. Denn nur so ist es in seinen Augen möglich, ein einheitliches Niveau an allen Universitäten zu garantieren.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

Begeisterung

von Holger am 15.11.2021 um 10:41 Uhr

Najaaa, dass vereinzelt deutsche Interessenten an einem Pharmaziestudium ins Ausland abwandern spricht nicht unbedingt für einen Mangel an Studienplätzen, sondern dürfte zumeist einer Diskrepanz zwischen Numerus Clausus und persönlicher Abinote geschuldet sein. Zwar kann man der Auffassung sein, dass allein ein Numerus Clausus schon ein Indikator für einen Angebotsmangel ist - aber das ist eine andere Fragestellung.

Und ich wage auch die Aussage, dass wir nicht grundsätzlich einen Mangel an Apotheker:innen haben, sondern eine gewisse Umverteilung weg aus der öffentlichen Apotheke und hin zu anderen traditionellen Berufsfeldern des Apothekers, z.B. Industrie oder Krankenhaus. DAS Problem kriegen wir nicht gesellschaftlich durch mehr teure Studienplätze gelöst, sondern da müssen sich die selbständigen Apothekers was einfallen lassen - von Arbeitszeiten über Gehalt bis hin zu vor allem sinnstiftenden Beratungsaufgaben. Und genau darauf würde ja eine Approbationsordnung, die mehr auf Anwendung von Arzneistoffen als auf deren Synthese/Analytik fokussiert, ja vorbereiten.

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