Neues Handbuch der FIP

Wie Apotheken die Impfraten verbessern könnten

Remagen - 15.07.2021, 09:15 Uhr

Der Welt-Apothekerverband FIP hat ein neues Handbuch zu Impfservices in Apotheken herausgebracht. (Quelle: International Pharmaceutical Federation – fip.org)

Der Welt-Apothekerverband FIP hat ein neues Handbuch zu Impfservices in Apotheken herausgebracht. (Quelle: International Pharmaceutical Federation – fip.org)


Der Welt-Apothekerverband hat das Thema Impfen in Apotheken schon seit längerem auf der Agenda. Jetzt in Pandemie-Zeiten passt es aber besonders gut: Mehr und mehr Länder nutzen die Expertise der Pharmazeuten und den leichten Zugang zu Apotheken, um die Impfraten gegen das Corona-Virus zu maximieren. Nun hat die FIP ihr Informations-und Beratungsangebot zum Thema um ein weiteres anschauliches Handbuch erweitert. 

Der Welt-Apothekerverband FIP hat ein neues Handbuch zu Impfservices in Apotheken herausgebracht. Es beschreibt die vielfältigen Möglichkeiten, wie Apotheker und Apothekerinnen zur Verbesserung der Impfraten beitragen können, zum Beispiel beim Lieferketten- und Bestandsmanagement der Impfstoffe, deren Lagerung, der Dokumentation sowie bei der Erleichterung von Impfterminen und der Verabreichung von Impfstoffen.

Mehr zum Thema

Orientiert an der Praxis werden zahlreiche Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Impfstoffen geliefert. Außerdem wird die wichtige Rolle der Apotheker in der Aufklärung und Beratung betont. Die Inhalte sind sehr aktuell. Auch auf die Handhabung der zugelassenen COVID-19-Impfstoffe wird detailliert eingegangen.

Teil der täglichen Praxis

„Impfungen zu befürworten sollte Teil der täglichen Praxis von öffentlichen Apothekern sein“, meint Gonçalo Sousa Pinto, Herausgeber des Handbuchs und FIP-Leiter für Praxisentwicklung und Transformation. „In dieser Zeit zunehmender Impfskepsis sollten Apotheker ordentlich geschult werden und Instrumente an die Hand bekommen, damit sie der Bevölkerung evidenzbasierte Empfehlungen geben und so die Impfakzeptanz erhöhen können.“ Nicht alle in dem Handbuch beschriebenen Rollen stünden Apothekern derzeit in jedem Land offen, fügt Sousa Pinto an. Zum Beispiel sei der Zugang von Apothekern zu Impfausweisen weltweit noch nicht etabliert.

Daueranliegen der FIP

Der Welt-Apothekerverband beschäftigt sich schon seit über zehn Jahren mit dem Thema, bei dem vielerorts auch aus den eigenen Reihen der Apothekerschaft große Vorbehalte zu überwinden sind. Zu den jüngsten FIP-Veröffentlichungen in diesem Bereich gehören eine Sammlung von Erkenntnissen und Leitlinien für die Entwicklung von Impfdiensten (2020) sowie ein Bericht über die Ergebnisse einer weltweiten Umfrage zum Impfen in Apotheken (2020), an der Organisationen aus 99 Ländern und Gebieten teilgenommen haben.

In 36 Ländern gängige Praxis

Hiernach sind apothekenbasierte Impfungen in 36 der teilnehmenden Länder gängige Praxis. In 16 Ländern/Gebieten wird das Impfen in Apotheken aktuell vorgeschlagen oder bereits entwickelt. In 26 Ländern dürfen Apotheker die Impfungen in der Offizin selbst verabreichen, zum Beispiel in Australien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Irland, Israel, Kanada, Neuseeland, der Schweiz und in den USA. Apotheken sind weltweit an der Verabreichung von 36 verschiedenen Impfstofftypen beteiligt. Die häufigsten sind Impfungen gegen Influenza (29 Länder), Hepatitis B (19) und Tetanus (18). Vakzine gegen COVID-19 waren zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht verfügbar. Aus der Sicht der FIP ist mit Blick auf den rechtlichen Rahmen für Impfdienste durch Apotheken noch viel Luft nach oben.

Tool zur Selbstbewertung soll den Regierungen helfen

Als Haupthemmnis für eine erweiterte Rolle der Apotheker zur Verbesserung der Immunisierung der Bevölkerung wurde bei der Umfrage die fehlende Akzeptanz und Unterstützung durch Regierungen und andere Gesundheitsberufe ermittelt. Um diesem Problem zu begegnen, stellte die FIP Anfang dieses Jahres ein regulatorisches Selbstbewertungs-Instrument (2021) zur Verfügung. Es richtet sich vornehmlich an Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger und soll diese bei der Weiterentwicklung der Apothekendienste in diesem Bereich unterstützen.

FIP-Präsident Jordan: „Nutzen ganz klar“

Aus seiner eigenen Erfahrung sei der Nutzen für die Bevölkerung, sich in der örtlichen Apotheke impfen zu lassen, gerade in diesen harten Zeiten der Pandemie ganz klar, schreibt FIP-Präsident Dominique Jordan in dem Vorwort zu dem Handbuch. Deshalb lohne es sich für den Beruf, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um sich bei relevanten Interessengruppen in den Gesundheitssystemen dafür einzusetzen, dass Apotheker die Impfbefugnis erhalten.

Die Angebote der FIP in diesem Bereich sind als Beitrag der Apotheken zur Immunisierungsagenda 2030 der Weltgesundheitsorganisation und zum Global Vaccine Action Plan 2011–2020 zu verstehen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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