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Was in Deutschland jetzt erst anlaufen soll, ist in Österreich schon Realität. Hier wird bereits seit einigen Wochen verstärkt getestet, um wieder mehr Normalität in der Corona-Pandemie zuzulassen. Doch wie sind die Erfahrungen im Nachbarland?
In Österreich fährt man beim Testen zweigleisig: Seit 8. Februar werden unter anderm in Apotheken kostenlose Schnelltests durchgeführt. Hintergrund ist, dass seither körpernahe Dienstleistungen wie Friseur, Kosmetik, Massage oder Pediküre wieder angeboten werden dürfen, aber beim Besuch ein negativer PCR- oder Schnelltest vorgelegt werden muss, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Die Beteiligung der Apotheken ist sehr rege: Laut Information der Österreichischen Apothekerkammer bieten – Stand 2. März – 928 der knapp 1.400 öffentlichen Apotheken den Gratis-Schnelltest an. Honoriert werden sie dafür mit 25 Euro. Damit werden der Aufwand für die Testdurchführung, das Testkit, die Schutzausrüstung, die Bestätigung des Testergebnisses und die Meldung positiver Testergebnisse an die Gesundheitsbehörde abgedeckt.
Ansturm war kaum zu bewältigen
Vor allem in den ersten Tagen war der Ansturm groß und kaum zu bewältigen, berichtet der Präsident des Österreichischen Apothekerverbands Jürgen Rehak in einem Beitrag im „Tagesspiegel Background“. Ein wesentlicher Aspekt sei die Abwicklung der Anmeldungen. Anfangs hätten die Telefone durchgehend geklingelt, daher hätten einige Apotheken rasch auf Online-Anmeldeplattformen gesetzt. Der Vorteil dabei sei, dass die Kunden sämtliche Daten bereits selbst eingetragen hätten; in der Apotheke werde das Formular dann ausgedruckt und lediglich das Testergebnis eingetragen.
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Pro Person und Test werde mit einer Dauer von fünf Minuten kalkuliert, erklärt Rehak weiter. In größeren Apotheken in Ballungszentren werde vom frühen Morgen bis in die Abendstunden getestet, teilweise würden 200 Tests pro Tag und mehr durchgeführt. Bewährt habe sich dabei ein Zwei-Team-Modell: Ein Team testet am Vormittag, das zweite am Nachmittag – dazwischen werden die Räumlichkeiten desinfiziert.
Zweite Säule: „Wohnzimmer-Tests“
Die zweite Säule der österreichischen Teststrategie ist die Abgabe von Gratis-Selbsttests durch die Apotheken. Dabei bekommt seit 1. März jedermann, der vor 2006 geboren ist, monatlich fünf der sogenannten Wohnzimmer-Tests kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Kunde steckt bei der Abholung seine E-Card in den Kartenleser, der in jeder österreichischen Apotheke vorhanden ist, oder gibt seine Sozialversicherungsnummer an. Die Abgabe wird dann in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gespeichert und damit sichergestellt, dass nicht mehr als fünf Tests pro Person und Monat geholt werden. Die Apotheken bekommen die Testkits in größeren Gebinden aus Beständen des Bundes, ausgeliefert wird über den pharmazeutischen Großhandel. Daraus werden dann Packungen zu jeweils fünf Stück ausgeeinzelt und eine Gebrauchsanweisung dazugepackt. Honoriert wird die Abwicklung mit 10 Euro je abgegebener Fünferpackung.
Warten auf die nächste Lieferung
Doch wie lief die Verteilung am vergangenen Montag an? Klar war bereits im Vorfeld, dass nicht alle Berechtigen sofort versorgt werden könnten. Die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer Ulrike Mursch-Edlmayr hatte Ende vergangener Woche angekündigt, dass bis zum Wochenende insgesamt drei Millionen Einzeltests an die Apotheken geliefert werden sollten. Im Optimalfall könnten in der ersten Woche 600.000 Menschen mit Selbsttests versorgen werden. Dazu muss man wissen, dass Österreich knapp neun Millionen Einwohner hat, wobei Kinder und Jugendliche über die Schulen Zugang zu Tests haben.
Erwartungsgemäß war die Nachfrage am vergangenen Montag groß. Aktuell dürften kaum mehr Wohnzimmer-Tests in österreichischen Apotheken verfügbar sein, vermutet Ralph Luger, Pressesprecher des Österreichischen Apothekerverbands. Doch der Nachschub rolle, gegen Ende kommender Woche sei mit der nächsten Lieferung zu rechnen.
Privatversicherte sind noch ausgenommen
Derzeit werden die Tests allerdings noch nicht an jedermann kostenlos abgegeben. Insbesondere Selbstständige, die privat versichert sind, werden von der Regelung nicht erfasst. Das Gesundheitsministerium arbeite hier bereits an einer Lösung, erklärt Luger. Ebenfalls keinen Zugang haben alle Versicherten, die sich von der Elektronischen Gesundheitsakte abgemeldet haben. Denn dadurch kann die Abgabe der Tests nicht elektronisch erfasst werden, sodass keine Kontrolle möglich ist.
1 Kommentar
Kostenerstattung Coronaselbsttests
von HOHMANN am 06.03.2021 um 18:02 Uhr
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