Umpacken, abspeichern, abgeben

In Österreich gibt es ab Montag kostenlose Laientests

Traunstein - 23.02.2021, 16:45 Uhr

Zwei Drittel der österreichischen Apotheken bieten bereits Corona-Schnelltests an. (Foto: IMAGO / photosteinmaurer.com)

Zwei Drittel der österreichischen Apotheken bieten bereits Corona-Schnelltests an. (Foto: IMAGO / photosteinmaurer.com)


Während die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der vergangenen Woche zum 1. März angekündigten Gratis-Schnelltests auf SARS-CoV-2 für alle nach einem Machtwort aus dem Kanzleramt verschoben wurden, wird in Österreich bereits eifrig getestet. Und während in Deutschland noch kein einziger Laientest auf dem Markt ist, werden diese in Österreich ab dem 1. März sogar kostenlos in den Apotheken abgegeben.  

„Wir sind unter den Ländern, die am meisten testen in ganz Europa“, fasst der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) seinen Weg in Richtung Normalität zusammen. Und in der Tat: In Österreich werden derzeit alle Hebel in Bewegung gesetzt, um trotz der anhaltenden Bedrohung durch das Coronavirus und seine Mutanten dem Wunsch der Bevölkerung nach einem baldigen Ende der Einschränkungen Rechnung zu tragen. Bereits seit mehr als zwei Wochen ist der Besuch beim Friseur wieder möglich, wenn man eine Bestätigung über einen negativen PCR- oder Antigentest vorlegen kann. Letzteren führen unter anderem auch die Apotheken durch – und zwar kostenlos für die Getesteten. Die Beteiligung der Apotheken ist rege: Nach einer Mitteilung der Österreichischen Apothekerkammer vom vergangenen Montag bieten mittlerweile zwei Drittel der Apotheken die kostenlosen Schnelltests an.

10 Euro für die Abwicklung

Ab 1. März zündet dann die nächste Stufe der österreichischen Teststrategie: die Abgabe der kostenlosen Laientests. In Österreich werden Schnelltests schon seit Längerem auch an Laien abgegeben, doch jetzt bekommt jedermann, der vor 2006 geboren ist, monatlich fünf der sogenannten Wohnzimmer-Tests kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Verteilung erfolgt über die öffentlichen Apotheken. Laut Auskunft der Österreichischen Apothekerkammer erhalten die Apotheken die Testkits in größeren Gebinden aus Beständen des Bundes, ausgeliefert wird über den pharmazeutischen Großhandel. Daraus werden dann Packungen zu jeweils fünf Stück ausgeeinzelt und eine Gebrauchsanweisung dazugepackt. Bei der Abholung steckt der Kunde seine E-Card in den Kartenleser, der in jeder österreichischen Apotheke vorhanden ist, oder gibt seine Sozialversicherungsnummer an. Die Abgabe wird dann in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gespeichert und damit sichergestellt, dass nicht mehr als fünf Tests pro Person und Monat geholt werden.

Für die Abwicklung erhalten die Apotheken ein pauschales Honorar in Höhe von jeweils zehn Euro pro abgegebener Packung mit fünf Stück. Damit werden der logistische Aufwand, die Konfektionierung, die Beratung und die Bereitstellung der schriftlichen Kundeninformation abgegolten. Verrechnet wird das Honorar über die pharmazeutische Gehaltskasse. Dabei handelt es sich um eine öffentlich-rechtliche Körperschaft mit Sitz in Wien, die unter anderem für die Besoldung der angestellten Apotheker und die Rezeptabrechnung zuständig ist. Die pharmazeutische Gehaltskasse rechnet dann wiederum die Abgabe der Tests mit den Krankenversicherungen ab.

„Wünschen uns mehr Vorlaufzeit von der Politik“

Das Ganze ist natürlich für die Apotheken mit erheblichem Aufwand verbunden. So äußerte der Präsident der Steirischen Apothekerkammer Gerhard Kobinger gegenüber ORF.at, er sei zwar froh, dass die Apotheken mit der Durchführung der Antigentests nun einen Beitrag zur Gesundheit in der Bevölkerung leisten können. Vor allem dünner besiedelte oder schwer erreichbare Gegenden ohne Teststraßen hätten nun Zugang zu Testungen. Andererseits sei man dadurch auch extrem belastet: „Es haben sehr viele Betriebe – ich würde schätzen ein Drittel – zusätzlich Personal aufgenommen, Sanitäter beispielsweise oder Absolventen von naturwissenschaftlichen Studien, beziehungsweise auch bestehendes Personal im Dienstausmaß erhöht, sodass mehr Stunden gearbeitet werden.“ Von der Politik wünsche man sich mehr Vorlaufzeit, so Kobinger weiter. Es werde zu wenig Rücksicht darauf genommen, dass von Ankündigungen bei Pressekonferenzen bis zur Anwendung – etwa von Gratis-Tests – sehr viel Logistik notwendig sei, die in kurzer Zeit oft kaum umzusetzen sei.



Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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