BTU Cottbus-Senftenberg

Neue Hoffnung für ein Pharmazie-Studium in Brandenburg

Berlin - 08.11.2018, 15:15 Uhr

Wird es an der BTU Cottbus-Senftenberg (hier der Standort Senftenberg) einen Studiengang Pharmazie geben? (m / Foto: imago)

Wird es an der BTU Cottbus-Senftenberg (hier der Standort Senftenberg) einen Studiengang Pharmazie geben? (m / Foto: imago)


In Brandenburg wirbt die Landesapothekerkammer in zahlreichen Gesprächen mit der Politik seit Jahren dafür, einen Studiengang Pharmazie im Land zu etablieren. Die Forderung traf zwar auf Verständnis – viel mehr passierte jedoch nicht. Nun könnte jedoch Bewegung in die Sache kommen. Die Wissenschaftsministerin des Landes, Martina Münch (SPD), findet jedenfalls, dass die Pharmazie eine „hervorragende Ergänzung des Gesundheitscampus Brandenburg“ wäre.

Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert bohrt schon seit Jahren dicke Bretter: Beharrlich kämpfen er und seine Kammer dafür, dass ein Studiengang Pharmazie im Land eingeführt wird. Brandenburg und Bremen sind die einzigen Bundesländer, die keine pharmazeutische Fakultät besitzen. Doch die Gespräche mit der Politik sind ein Wechselbad der Gefühle. Bei allem Verständnis für diesen Wunsch, gab es bislang doch immer wieder „Gründe“, nicht aktiv zu werden. Für die Kammer Brandenburg ist dies allerdings kein Grund, aufzugeben.

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Pharmaziestudiengang in Brandenburg?

Nun keimt neue Hoffnung auf. Im Sommer kündigte die Landesregierung in Potsdam an, in den kommenden beiden Jahren zusätzlich rund 100 Millionen Euro in Wissenschaft, Forschung und Kultur zu investieren. Der Gesundheitscampus Brandenburg, der maßgeblich von der Universität Potsdam, der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und der Medizinischen Hochschule Brandenburg getragen wird, soll zusätzlich 1,6 Millionen Euro jährlich erhalten. „Mit dem Aufbau des Gesundheitscampus Brandenburg schaffen wir nicht nur ein einmaliges Forschungsnetzwerk in Deutschland – es ergeben sich auch neue Chancen für die Fachkräftesicherung und die medizinische und pflegerische Versorgung der Brandenburgerinnen und Brandenburger“, erklärte seinerzeit Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD). Zudem verhandelt Brandenburg derzeit eine Rahmenvereinbarung für die Jahre 2019 bis 2023 mit den Hochschulen des Landes. Darin heißt es: „Das Land prüft die Einrichtung eines Studienganges ‚Pharmazie‘“.

Auf Nachfrage von DAZ.online bestätigt Münch, die übrigens selbst Medizinerin ist, diese Verhandlungen und gibt auch sonst Grund zur Hoffnung: „Die Einrichtung eines Pharmaziestudiums an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg würde zusätzliche Studierende anziehen und eine in der Forschung passende, wichtige und leistungsstarke Erweiterung der Universität ermöglichen“, erklärt die Ministerin. Und weiter: 


Mit der Pharmazie würde eine Lücke im Studienangebot des Landes geschlossen und gesuchte Fachkräfte qualifiziert werden. Die Pharmazie wäre zudem eine hervorragende Ergänzung des Gesundheitscampus Brandenburg, in dem die Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, die Universität Potsdam und die Medizinische Hochschule Brandenburg vernetzt sind. 

Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD)


Der Gesundheitscampus stärke die Forschung und trage dazu bei, die Fachkräfteausbildung für die medizinische und pflegerische Versorgung im Land Brandenburg für die kommenden Jahre und Jahrzehnte zu sichern.

Münchs Ministerium macht allerdings auch klar, dass eine Einführung des Pharmaziestudiums trotz aller guten Gründe keinesfalls bereits in trockenen Tüchern ist. Noch sei man in der Prüfphase, betont es. Und diese werde sich über mehrere Monate hinziehen. Mit einer endgültigen Entscheidung sei voraussichtlich nicht mehr in dieser Legislaturperiode zu rechnen – in Brandenburg wird am 1. September 2019 gewählt. 

Brandenburger Behörden suchen selbst Apotheker

Wie auch immer die Landtagswahlen in einem knappen Jahr ausgehen: In Brandenburg muss man sich auch angesichts des absehbaren Ausstiegs aus der Braunkohle Gedanken über einen Strukturwandel machen. Es gilt Perspektiven zu entwickeln und neue Beschäftigungsmöglichkeiten aufzubauen – Wissenschaft und Forschung ist dabei sicherlich ein Thema. Unterstützer hat die Kammer zudem in der Union: Michael Schierack, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im brandenburgischen Landtag, hatte erst kürzlich bei der Veranstaltung betont, dass seine Partei seit Langem eine Pharmazeutenausbildung in Brandenburg fordere. Dagegen gab sich die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, Bettina Fortunato, skeptisch. Schließlich gebe es keine Garantie, dass die Absolventen nicht in die Industrie abwandern, statt sich im flachen Land niederzulassen.

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Das Brandenburger Gesundheitsministerium kann sich indessen derzeit selbst ein Bild machen, wie leicht oder schwer Apotheker zu finden sind. Infolge des Lunapharm-Skandals sollen bis Ende des Jahres neue Stellen in der Arzneimittelüberwachung besetzt werden – unter anderem mit Apothekern. Wie begehrt diese Jobs sind, wird sich zeigen, das Ministerium will sich nicht dazu äußern, wie viele Bewerber es gibt. Möglicherweise finden sich jedoch welche – jedenfalls winkt hier eine deutlich bessere Bezahlung als in der Apotheke. Das Land bietet eine Vergütung nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder (14 TV-L). Das bedeutet ein Einstiegsgehalt von knapp 4000 Euro. Im zweiten und dritten Jahr sind es schon mehr als 4.400 Euro – und mit den Jahren kann man auf mehr als 5.700 Euro kommen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

Brecher

von Maria am 11.11.2019 um 17:41 Uhr

Wirklich ein sehr interessanter Beitrag. Vielleicht passt in dem Kontext Brecher von https://www.hazemag.com/de/produkte/compound-brecher-hpc/ dazu.

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Pharmazeutenausbildung

von Wolf am 08.11.2018 um 21:20 Uhr

Wozu noch Pharmazeuten ausbilden? Irgendwann wird auch die letzte Apotheke in D trotz wohltätiger Zuwendungen vom Staat zusperren (Sonder-PZN).Dann wird alles aus Holland oder vielleicht auch aus Tschechien, Polen oder Bulgarien viel besser und schneller erledigt als jetzt von den knapp 20000 Apotheken im Lande. Und viel billiger!

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