Gemeinsamer Appell von Apotheker-, Ärzte- und Zahnärztekammer

Apotheker und Ärzte wollen „Hochschule für Heilberufe“ in Brandenburg

Berlin - 10.09.2021, 16:10 Uhr

Die Kammern sind sich sicher, dass auf diese Weise die Sogwirkung nach Brandenburg, die von der Medizinerausbildung ohnehin ausgehen werde, nochmals erheblich verstärkt werden könnte. (c / Foto: Martina Berg / AdobeStock)

Die Kammern sind sich sicher, dass auf diese Weise die Sogwirkung nach Brandenburg, die von der Medizinerausbildung ohnehin ausgehen werde, nochmals erheblich verstärkt werden könnte. (c / Foto: Martina Berg / AdobeStock)


Die Landesapothekerkammer Brandenburg drängt schon seit Jahren auf einen Pharmaziestudiengang in Brandenburg. Die Landespolitik zeigte sich zwar immer wieder verständig, geschehen ist jedoch nichts. Nun hat sich die Apothekerkammer mit den Ärzten und Zahnärzten im Land zusammengetan. Gemeinsam haben sie sich an den Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke gewandt – ihr Vorschlag: eine gemeinsame „Hochschule für Heilberufe“.

Nicht nur die Apotheker, sondern auch Ärzte und Zahnärzte halten es für dringend notwendig, eigene Studiengänge in Brandenburg einzurichten. Die Landesapothekerkammer zieht bereits seit Jahren alle Register, um auf diese Weise dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Die Hoffnung: Wer im Land studiert, bleibt auch später zum Arbeiten. Zuletzt hatte die Kammer bei ihrer Kammerversammlung im Juni eine Resolution zur Einrichtung eines Pharmaziestudiengangs sowie eines Förderprogramms für öffentliche Apotheken in Brandenburg gefordert. Doch auch wenn die Politik sich durchaus verständig für die Forderung zeigt, konkret geschehen ist bislang nichts.

Nun appelliert die Apothekerkammer gemeinsam mit der Landesärzte- und Landeszahnärztekammer erneut an die Politik. Denn jedenfalls bei den Medizinern ist Bewegung in die Sache gekommen. Für die Medizinerausbildung soll an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) eine Fakultät gegründet werden. Ab dem Wintersemester 2026/27 sollen sich erste Medizin-Studierende einschreiben können. Geplant ist auch, das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) zum Universitätsklinikum in Landesträgerschaft auszubauen. Das Projekt ist Bestandteil des Bundesgesetzes zur Strukturstärkung der vier Kohleregionen in Deutschland. Eine Expertenkommission hat bereits Empfehlungen erarbeitet.

Interprofessionelle Ausbildung erweitern

Nach Überzeugung der Landesapothekerkammer und der Landeszahnärztekammer Brandenburg haben die Politik und die Expertenkommission bei der Präsentation zur Medizinerausbildung somit selbst neue und starke Argumente auch in ihrem Sinne geliefert. Sie schlagen nun – unterstützt durch die Landesärztekammer – vor, das vorgesehene Konzept der interprofessionellen Ausbildung konsequent zu erweitern und in eine „Hochschule für Heilberufe“ auszubauen. 

Wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der drei Kammern heißt, haben sie sich zusammen mit einem Brief an den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke gewandt. Darin betonten die drei Kammerpräsidenten, dass die Besonderheiten des Flächenlandes mit seiner spezifischen demografischen Entwicklung es für alle drei Heilberufe seit Jahren ausgesprochen schwierig machten, ausreichend qualifizierten Berufsnachwuchs zu gewinnen.

Die deshalb bereits mittelfristig drohenden Versorgungslücken erforderten ein engagiertes Vorgehen auch vonseiten der Politik – beispielsweise eben durch Errichtung einer Hochschule für Heilberufe. Auch wäre die Bündelung der Ausbildungen dieser eng miteinander verwobenen akademischen Heilberufe für die geplante staatliche Hochschulmedizin von deutlichem und nachhaltigem Vorteil, denn zwischen den drei verwandten akademischen Ausbildungen gäbe es auch im beruflichen Alltag zahlreiche erwiesene „Wechselwirkungen“. Die Schaffung von koordinierten Studiengängen wäre somit ein „Quantensprung in der Ausbildung“ und damit auch für die Forschung zu innovativen Versorgungskonzepten in Brandenburg.

„Leuchtturm-Initiative“

Die Kammern sind sich sicher, dass auf diese Weise die Sogwirkung nach Brandenburg, die von der Medizinerausbildung ohnehin ausgehen werde, nochmals erheblich verstärkt werden könnte. Dies würde die Lausitz verjüngen und wäre damit eine Option für die Zukunft. „Als Leuchtturm-Initiative zur nachhaltigen Sicherung der Gesundheitsversorgung wäre sie zudem national und international beispielgebend und würde zahlreiche Studierende aus dem In- und Ausland in unser Bundesland ziehen. Das wiederum würde unseres Erachtens die Chancen auf Förderung durch die Bundesländer im Rahmen der Lausitzentwicklung erheblich steigern“, heißt es in dem gemeinsamen Schreiben der Kammern.

Nicht zuletzt betonen die Kammern ihre vertrauensvolle Zusammenarbeit – die hierzulande nicht selbstverständlich sei. Sie sei eine „hervorragende Voraussetzung“ dafür, dass diese selbst mit „gemeinsamen, praxisorientierten und vor allem umfänglich konsentierten Konzepten dazu beitragen, ihren Berufsnachwuchs auf eine zukunftsgerichtete Tätigkeit in Brandenburg vorzubereiten“.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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