Brandenburg

Finanzministerium: Pharmaziestudium nicht vor 2025

Berlin - 27.11.2018, 09:10 Uhr

Das Brandenburger Finanzministerium widerspricht Kammerpräsident Jens Dobbert: Die gesamte Regierung habe festgelegt, dass der neue Pharmaziestudiengang erst später kommen soll. (b / Foto: Imago)

Das Brandenburger Finanzministerium widerspricht Kammerpräsident Jens Dobbert: Die gesamte Regierung habe festgelegt, dass der neue Pharmaziestudiengang erst später kommen soll. (b / Foto: Imago)


Die Diskussion um einen neuen Pharmaziestudiengang in Brandenburg geht weiter. Brandenburgs Kammerpräsident Jens Dobbert besuchte kürzlich das Wissenschaftsministerium und berichtete seinen Kammermitgliedern daraufhin, dass es nur am Finanzministerium liege, dass die Mittel für einen neuen Studiengang nicht freigegeben wurden. DAZ.online hatte beim Finanzminister nachgefragt und keine Antwort erhalten – nun widerspricht das Ministerium doch: Die gesamte Regierung sei eingebunden gewesen.

Die Kammer Brandenburg verfolgt seit Jahren ein Ziel: ein eigenes Pharmaziestudium in Brandenburg. Immer wieder berichtet Präsident Jens Dobbert seinen Mitgliedern, wie viele und welche Gespräche er mit der Politik darüber geführt habe. Die Angelegenheit ist inzwischen beim Ministerpräsidenten Dietmar Woidke angekommen, wo Dobbert – beide kommen aus der brandenburgischen Stadt Forst – bereits zwei Mal vorgesprochen hat. Und so unwahrscheinlich ist die Neugründung einer Fakultät gar nicht mehr: Zuletzt hieß es in Lokalmedien, dass die Uni Cottbus-Senftenberg eine Pharmazie-Fakultät bekommen solle. Die Berichte bezogen sich auf Pläne des Wissenschaftsministeriums.

Für die Apothekerkammer war an den Berichten das Problem: Man wusste nichts von einer Neugründung in Cottbus – und so ließ sich Präsident Dobbert einen Termin bei Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) geben. Nur einen Tag später fand in Potsdam die Kammerversammlung statt und Dobbert konnte seinen Mitgliedern aus dem Gespräch teils Erfreuliches, teils aber auch weniger Erfreuliches berichten. „Aus dem Termin kann ich Ihnen berichten, dass die Ministerin bereit ist, einen Studiengang Pharmazie an der BTU Cottbus/Senftenberg zu etablieren“, erklärte Dobbert in seiner Rede.

Dobbert bezog sich auf das Gespräch mit Münch und berichtete, dass es sogar schon einen Plan für das Pharmaziestudium im Doppelhaushalt 2019/2020 gegeben habe. Allerdings soll in letzter Minute wohl Finanzminister Christian Görke (Linke) interveniert haben. „Ministerin Münch hat uns glaubhaft vermittelt, dass die Gelder für ein Pharmaziestudium im Haushaltsentwurf eingestellt waren. In der letzten Abstimmungssitzung soll dann der Finanzminister die Kosten aus dem Entwurf gestrichen haben“, erklärte der Kammerpräsident. DAZ.online wollte das genauer wissen: Warum sollte der Finanzminister diese Position eigenmächtig aus dem Haushaltsplan streichen? Doch das Ministerium antwortete auf auch mehrfache Nachfrage nicht auf unsere Anfragen.

Finanzministerium: Regierungsinterne Abstimmung dazu hat stattgefunden

Vier Tage später hat die Sprecherin von Finanzminister Görke nun doch eine Stellungnahme geschickt. Das Ministerium bestreitet die Inhalte aus Dobberts Bericht aufs Schärfste und erklärt, dass man sich regierungsintern darauf geeinigt habe, die Kosten für das Pharmaziestudium erst Jahre später einzuplanen. Die Ministeriumssprecherin wörtlich:  „Die Thematik wurde zwar vom MWFK avisiert, ist aber dann im Rahmen der Haushaltsverhandlungen wegen Nichtfinanzierbarkeit fallen gelassen worden. Die Entscheidung, die zusätzlichen Mittel für einen Pharmaziestudiengang nicht aufzunehmen, war das Ergebnis der regierungsinternen Abstimmung und steht damit im Einklang mit früheren Entscheidungen der Landesregierung, die Einrichtung eines Pharmaziestudienganges nicht vor 2025 vorzusehen.“ Man wolle Dobbert nun ein persönliches Gespräch mit Minister Görke anbieten, „um die tatsächlichen Hintergründe aufzuhellen“. 


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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