DAZ.online Wochenschau

Blutungs-, Versorgungs- und Verständnisprobleme

Stuttgart - 10.05.2014, 08:00 Uhr


Nicht nur die neuen oralen Antikoagulanzien bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, auch bei Marcumar und Co. gibt es immer wieder Überraschungen. Ebenfalls für Überraschungen und vor allem für Versorgungsprobleme hatte der Rückruf von MCP-Tropfen gesorgt. Diese Probleme schließen sich nahtlos an Versorgungsprobleme aufgrund nicht lieferbarer Arzneimittel an, die nach wie vor den Alltag in der Apotheke prägen. Trotz solcher Probleme hielt sich das Verständnis für die Sorgen und Nöte der Apotheker durch Politik und Überwachungsbehörden auch diese Woche in Grenzen. Unsere DAZ.online-Wochenschau gibt einen Überblick.

Blutungsgefahr für Marcumar-Patienten? Das BfArM gibt Änderungsinformationen für Clindamycin-haltige Arzneimittel weiter, die auf Empfehlungen des europäischen Pharmacovigilance Risk Assessment Committee  (PRAC) beruhen. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin und Acenocoumarol wurden erhöhte Blutgerinnungswerte gemessen. Daher wird unter Clindamycin-Therapie eine engmaschige Kontrolle der Gerinnungswerte bei allen mit Vitamin-K-Antagonisten behandelten Patienten empfohlen, also auch bei Marcumar-Patienten. Weitere Antibiotika, die die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten verstärken können, sind unter anderem Chloramphenicol, Cloxacillin, Erythromycin, Tetracycline, Trimethoprim-Sulfamethoxazol, N-Methylthiotetrazol-Cephalosporine, Cefazolin, Cefpodoximproxetil, Cefotaxim und Ceftibuten.
Folgen des MCP-Widerrufs. Der Widerruf bestimmter Metoclopramid-Zubereitungen und der sofortige Vertriebsstopp bereitet weiterhin Probleme. Welches Datum ist rechtlich verbindlich? Was ist bei Rezepturen zu beachten? Weil in Deutschland keine oralen 1mg/ml-Lösungen im Handel sind, gibt es hier jetzt eine Versorgungslücke, die möglicherweise erst im Herbst mit Fertigarzneimitteln geschlossen werden kann.
Lieferengpässe (k)ein Problem? Die Aufregung über Lieferengpässe hält Walter Schwertfeger, Präsident des BfArM, zwar für übertrieben, doch spricht er sich für eine Meldepflicht aus und wünscht sich eine Rückverlagerung der Produktion wichtiger Ausgangsstoffe nach Europa. Der Hessische Apothekerverband begrüßte den Vorstoß zur Meldepflicht.
Orientierung im Vertragsdschungel. DAV-Präsident Fritz Becker hat angekündigt, dass der DAV ab dem 1. Juli 2014 allen Mitgliedern ein Online-Vertrags-Portal zur Verfügung stellen will. Hier sollen unter anderem alle Verträge einsehbar sein, die ein LAV oder der DAV mit Krankenkassen geschlossen hat. Eine Schnittstelle zum Warenwirtschaftssystem soll konkrete Aussagen zur tatsächlichen Abgabefähigkeit schon beim Patientengespräch ermöglichen.
Kein weiteres Geld für Apotheken. Sowohl Karl-Josef Laumann (CDU)  als auch MdB Michael Hennrich (CDU) haben Hoffnungen auf mehr Geld für Apotheker zerschlagen. Laumann verwies auf Berufsgruppen im Gesundheitswesen, bei denen Honorarerhöhungen dringlicher seien. Als Beispiel nannte er die Pflegekräfte.
Schwierige Leitbilddiskussion. Die Kommentierungen des Leitbildentwurfs unter www.leitbildprozess.de sind verhalten. Während der Vorsitzende des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Klaus Michels, in dem Entwurf einen Schritt in die richtige Richtung sieht, befürchtet der stellvertretende Vorsitzende des hessischen Apothekerverbandes, Dr. Hans Rudolf Diefenbach, dass die hohen Ansprüche von einer normalen Apotheke nicht zu leisten sind.
Weniger Apotheken, mehr Beschäftigte. Die ABDA hat ihren Wirtschaftsbericht vorgelegt. Daraus geht hervor, dass die Zahl der Apotheken im vergangen Jahr um 259 gesunken ist. Die Zahl der Beschäftigten ist gestiegen.
Umstrittener Verbraucher- bzw. Patientenschutz. Nicht nur die Stiftung Warentest und ihre Arbeitsweise sind unter Beschuss. In der aktuellen DAZ wird auch das neue Pharmakovigilanz-Verfahren der EMA auf den Prüfstand gestellt. Hintergrund sind unter anderem die Verfahren zu Tetrazepam und Metoclopramid.


Dr. Doris Uhl