Wirtschaft

Wachstumsmarkt Kosmetik?

Apotheker erwarten steigende Anteile des Versandhandels

STUTTGART (ms) | Nach Umsatz bilden Kosmetikprodukte das größte Segment im Ergänzungssortiment der Apotheke. Ein weiteres Wachstum ist wahrscheinlich. Davon werden aus Apothekersicht aber hauptsächlich die Versandapotheken profitieren. Das ist das Ergebnis der Sempora-Studie zu Apothekenkosmetik und Körperpflege.

Rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften Apotheken und Versandapotheken mit Kosmetikprodukten, wie der Apotheken­experte Dr. Thomas Müller-Bohn auf DAZ.online berichtete. Laut den Zahlen der ABDA macht der Umsatz mit Kosmetik und Körperpflege 40 Prozent des gesamten Ergänzungssortimentes aus. Um herauszufinden, wie Apotheker und Verbraucher die Zukunft der Apothekenkosmetik einschätzen, hat die Unternehmensberatung Sempora Consulting 163 Apotheker und 508 Konsumenten befragt.

Von den Verbrauchern werden die Apotheken einschließlich der Versandapotheken vergleichsweise selten für Kosmetik und Körperpflege genutzt. Lediglich 14 Prozent (Apotheke) bzw. 15 Prozent (Versandapotheke) sagten, dass sie immer oder oft entsprechende Produkte dort kaufen. Aus Apothekersicht wird die Bedeutung des Versandhandels zunehmen. Den Umsatzanteil der Versandapotheken für Kosmetik- und Körper­pflegeprodukte schätzen die Apotheker derzeit auf 18 Prozent ein, rechnen aber mit einem Anstieg auf 27 Prozent innerhalb von fünf Jahren. Schon jetzt sind andere Vertriebskanäle bei den Kunden beliebter als die Apotheken. 79 Prozent der Befragte gaben an, regelmäßig Kosmetik in der Drogerie zu kaufen – bei Amazon sind es 24 Prozent. Die Apotheker befürchten, dass derzeit apothekenexklusive Produkte in Zukunft vermehrt in diesen Kanälen angeboten werden. Die Verbraucher sind sich der Apothekenexklusivität scheinbar gar nicht bewusst. Beispielsweise wissen nur 39 Prozent der Kunden, dass Eucerin nur über Apotheken vertrieben wird. Darüber hinaus ist nur für jeden 7. Verbraucher die Exklusivität für die Kaufentscheidung relevant. Anders bei den Apothekern. Hier sehen 88 Prozent der Befragten die Apothekenexklusivität als entscheidend für den Erfolg einer Marke.

Auch bei den Preisen gehen die Meinungen von Konsumenten und Apothekern auseinander. Während nur 13 Prozent der Apotheker die Kosmetikprodukte als zu teuer für die Mehrheit der Verbraucher einschätzen, empfinden 34 Prozent der Kunden die Preise als zu hoch. Lediglich 14 Prozent der Konsumenten halten einen höheren Preis für angemessen. Es zeigte sich aber, dass die Verbraucher Schwierigkeiten haben, den Preis korrekt einzuschätzen. Beispiel: Für Linola Hautmilch 200 ml rechnen die Konsumenten im Durchschnitt mit einem Preis von 20,49 Euro, dabei kostet das Produkt nur 12,95 Euro.

Verbraucher erwarten persönliche Beratung

Viele Apotheker wünschen sich von Kosmetikherstellern mehr neue Produkte und Ideen. Für 35 Prozent der Apotheker sind die Hersteller insgesamt nicht innovativ genug. Die erfolgreichsten Neueinführungen hatte aus Sicht der Apotheker Medipharma Cosmetics (Wimpernbooster, Mascara Med, Hyaluron-Range), gefolgt von den Marken Linola und Eucerin.

Apothekenkunden schätzen vor allem, wenn das Kosmetiksortiment in Apotheken konkrete Problemlösungen bietet. 95 Prozent der Kunden erwarten das. Für diesen Anspruch werden apothekenexklusive Produkte benötigt. Jedoch fürchten bereits jetzt 15 Prozent der Apotheker, dass sich ihr Sortiment zu wenig von dem der Drogerien abgrenzt.

Neben einem innovativen Sortiment ist auch eine individuelle, patientenorientierte Beratung für eine Apotheke unverzichtbar. 81 Prozent der Verbraucher erwarten eine persönliche Beratung durch das Apothekenpersonal. Hierfür sind die Apotheken auf die Unterstützung der Industrie angewiesen. Bei der Zusammenarbeit sind die Apotheken vor allem mit Beiersdorf, L’Oreal und Pierre Fabre zufrieden. Alle drei Unternehmen erreichen in den Kategorien Point-of-Sale Lösungen, Schulungsangebote und Zusammenarbeit auf der Schulnotenskala einen Durchschnittswert von 2,7. Die schlechtesten Noten erhielten Wala (3,9), Leo Pharma (4,5) und Johnson & Johnson (4,5). Derzeit sind 60 Prozent der Apotheker der Ansicht, dass die Schulungskonzepte der Industrie austauschbar sind. Auch Apothekenkooperationen können nach Meinung der Apotheker hier wenig zur Verbesserung beitragen.

Online recherchieren, offline kaufen

Viele Kosmetikkunden nutzen digitale Medien nur zur Recherche. 40 Prozent gaben an, sich vorab im Internet zu Produkten zu informieren und diese dann anschließend in einer stationären Apotheke zu kaufen. Dabei stimmten 54 Prozent zu, dass die Informationen zu Kosmetik bei Onlineapotheken oft nicht ausführlich sind. Umgekehrt sagten aber 31 Prozent, dass sie sich häufig in einer Apotheke zu Kosmetikprodukten beraten lassen und diese dann online bestellen. |

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