Arzneimittel und Therapie

Kardiovaskuläres Risikomanagement: Mit Rimonabant gegen Übergewicht und Rauche

Als das neue Wundermittel gegen Süchte aller Art ist der Cannabinoid-Rezeptorenblocker Rimonabant (SR141716, vorgesehener Handelsname Acomplia®) derzeit im Gespräch. Jetzt wurden auf dem Kongress des American College of Cardiology die Ergebnisse von zwei Phase-III-Studien vorgestellt, die Ų so Sanofi-Synthelabo Ų den Wirkstoff als neuen Ansatz für die Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren bei übergewichtigen Patienten und Rauchern bestätigen. Zudem sei Rimonabant wirksam bei der Raucherentwöhnung, ohne zu einer Gewichtszunahme zu führen.

Dass Rauchen und Übergewicht zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen ist bekannt. Auch dass diese durch Verhaltensänderungen beeinflussbar sind: durch eine Ernährungsumstellung kann Gewicht reduziert werden, durch den Willen ist es möglich, von der Nikotin-Sucht loszukommen.

Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall: Raucher, die eine Entwöhnung versuchten, legten an Gewicht zu, frustrierte Abnehmwillige greifen vermehrt zur Zigarette. Diesem Teufelskreis soll jetzt mit einem neuen Wirkstoff zur selektiven Blockierung der CB1-Rezeptoren entgegen getreten werden, der – so Sanofi-Synthelabo – viel versprechende Ergebnisse zeigt.

Das Endocannabinoidsystem normalisieren

Alle diese Risikofaktoren sind mit einem überstimulierten Endocannabinoidsystem verbunden, einem körpereigenen System, das durch Regelung der Nahrungsmittelaufnahme und des Energieverbrauchs eine Rolle bei der Aufrechterhaltung des Energiegleichgewichts spielen soll. Das Endocannabinoidsystem soll sich auch auf die Nicotinabhängigkeit auswirken.

Bei adipösen Menschen ist die übermäßige Nahrungsaufnahme und Fettablagerung mit einer Überaktivierung des Endocannabinoidsystem verbunden, das außerdem auch bei chronischem Tabakgenuss aus dem Gleichgewicht kommt. Dies führt dazu, dass der im Endocannabinoidsystem vorhandene CB1-Rezeptor, der auch im Gehirn und in anderen Teilen des Körpers zu finden ist (z. B. in adipösem Gewebe oder in "Fettzellen", die am Lipid- und Glukosestoffwechsel beteiligt sind), eine Reihe von Signalen aussendet.

Rimonabant soll eine selektive Hemmung dieser CB1-Rezeptoren ermöglichen und somit die Normalisierung des gestörten Endocannabinoidsystem unterstützen. Bei übergewichtigen/adipösen Menschen soll diese Wirkung zu Gewichtsverlust, einer Reduzierung des Taillenumfangs und zur Verbesserung des Lipid- und Glucosestoffwechsels führen. Bei Rauchern soll Rimonabant eine Entwöhnung ohne merkliche Gewichtszunahme unterstützen.

Erste Ergebnisse von zwei Phase-III-Studien mit Rimonabant

Die Ergebnisse der RIO-Lipids-Studie (Rimonabant-In-Obesity/ mit Rimonabant und adipösen Patienten) und der STRATUS-US-Studie (STudies with Rimonabant And Tobacco USe/ Studien mit Rimonabant und Rauchern) wurden der wissenschaftlichen Öffentlichkeit erstmals auf dem Jahreskongress des American College of Cardiology in New Orleans, Louisiana vorgestellt.

Ergebnisse der RIO-Lipids-Studie

RIO-Lipids ist eine internationale, multizentrische, doppelblinde plazebokontrollierte Studie, an der 1036 übergewichtige oder adipöse Patienten mit Dyslipidämie (mit erhöhten Triglyzeriden und/oder hohem Gesamtcholesterin/HDL-Cholesterin-Quotienten) und einem Körpermasseindex (BMI) zwischen 27 und 40 kg/m2 teilnahmen.

Die Patienten wurden randomisiert und erhielten entweder eine feste tägliche Dosis von 5 mg oder 20 mg Rimonabant oder Plazebo und mussten sich ein Jahr an eine kalorienreduzierte Diät halten. Die ein Jahr lang täglich mit 20 mg Rimonabant behandelten Patienten nahmen 8,6 kg ab, im Vergleich zu den Patienten der Plazebo-Gruppe, die nur 2,3 kg abnahmen.

Neben der Untersuchung des Gewichtsverlusts sollte die RIO-Lipids-Studie auch eine Reihe damit im Zusammenhang stehende wichtige kardiovaskuläre Risikofaktoren beurteilen. Alle Verbesserungen im Bereich der Risikofaktoren waren im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant. Die Anzahl der Patienten mit einer Diagnose von metabolischem Syndrom zu Studienbeginn (52,9%) wurde nach der Behandlung mit 20 mg Rimonabant um die Hälfte auf 25,8% reduziert.

"In dieser Studie zeigte sich Rimonabant als wirksames Mittel für die Reduzierung abdominaler Adipositas, die nach dem heutigen Wissensstand ein großer unabhängiger Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen ist", erklärte Jean-Pierre Després, Principal Investigator der RIO-Lipids-Studie.

"Neben der klinischen Relevanz des in dieser Studie beobachteten Gewichtsverlusts war auch die signifikante Wirkung von Rimonabant bei der Verbesserung der damit im Zusammenhang stehenden kardiovaskulären Risikofaktoren (Reduzierung des Taillenumfangs) und der Glucose- und Lipidprofile ein wichtiges Ergebnis."

Ergebnisse der STRATUS-US-Studie

An der STRATUS-US-Studie nahmen 787 Raucher teil. Es handelte sich um eine doppelblinde, plazebokontrollierte Studie, die an 11 Studienzentren in den USA durchgeführt wurde. Die an der Studie teilnehmenden Patienten rauchten im Durchschnitt 23 Zigaretten pro Tag, waren motiviert aufzuhören und hatten durchschnittlich vier frühere erfolglose Entwöhnungsversuche hinter sich.

Die Patienten wurden randomisiert und einer von drei Behandlungsgruppen zugewiesen (5 mg oder 20 mg Rimonabant oder Plazebo) und erhielten wöchentliche Beratung. Die Patienten wurden 10 Wochen lang behandelt. Während der ersten zwei Wochen der Studie durften die Patienten während der Einleitung der Behandlung noch rauchen, wurden aber angewiesen, dass sie am 15. Tag aufhören mussten.

Die von den Patienten berichtete Tabakabstinenz während der letzten vier Behandlungswochen wurde durch Messung der Kohlenmonoxidkonzentration in der ausgeatmeten Luft (≤ 10 ppm) und der Konzentration von Cotinin, dem hauptsächlichen Nicotinmetaboliten, im Plasma (≤ 8 µg/L) bestätigt.

36,2% der mit 20 mg Rimonabant behandelten Patienten, die die Studie abgeschlossen haben, gaben das Rauchen auf im Vergleich zu 20,6% der Patienten in der Plazebo-Gruppe, in der Gruppe mit 5 mg Rimonabant behandelten Patienten gaben 20,2% das Rauchen auf.

Die mit 20 mg Rimonabant behandelten Patienten verzeichneten einen durchschnittlichen Gewichtsverlust von 0,3 kg im Vergleich zu einer Gewichtszunahme von 1,1 kg bei Patienten der Plazebo-Gruppe. Während die mit 20 mg Rimonabant behandelten übergewichtigen oder adipösen Patienten Gewicht verloren, war dies bei Patienten mit normalem Gewicht nicht der Fall.

Nebenwirkungen: Übelkeit und Schwindelgefühl

In diesen Studien wurde Rimonabant von den Patienten gut vertragen. Die häufigsten, in erster Linie leichten und vorübergehenden Nebenwirkungen waren Übelkeit, Schwindelgefühl und Infektionen der oberen Atemwege. Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass die Studie keine kardiovaskulären Verträglichkeitsprobleme für Rimonabant aufzeigte.

Die Abbruchraten auf Grund von Nebenwirkungen lagen in der RIO-Lipids-Studie bei 7% in der Plazebo-Gruppe, 8,4% für 5 mg Rimonabant und 15% für 20 mg Rimonabant und in der STRATUS-US-Studie bei 3,8% in der Plazebo-Gruppe, 5,7% für 5 mg Rimonabant und 6,9% für 20 mg Rimonabant. ck

Als das neue Wundermittel gegen Süchte aller Art ist der Cannabinoid-Rezeptorenblocker Rimonabant (vorgesehener Handelsname Acomplia) derzeit im Gespräch. Jetzt wurden auf dem Kongress des American College of Cardiology die Ergebnisse von zwei Phase-III-Studien vorgestellt, die – so Sanofi-Synthelabo – den Wirkstoff als neuen Ansatz für die Behandlung kardiovaskulärer Risikofaktoren bei übergewichtigen Patienten und Rauchern bestätigen. Zudem sei Rimonabant wirksam bei der Raucherentwöhnung, ohne zu einer Gewichtszunahme zu führen.

Klinisches Entwicklungsprogramm für Rimonabant

Das Phase-III-Programm für Rimonabant umfasst insgesamt sieben klinische Studien, die im Rahmen von zwei klinischen Entwicklungsprogrammen durchgeführt werden. Das RIO-Programm (Rimonabant In Obesity) hat über 6600 übergewichtige/adipöse Patienten weltweit in vier klinische Studien aufgenommen.

Diese Studien sollen die Rolle von Rimonabant bei der Behandlung von Fettsucht, einschließlich Gewichtsreduzierung, Gewichtserhaltung, Verhinderung von erneuter Gewichtszunahme nach vorherigem Gewichtsverlust und Verbesserung der mit Fettsucht verbundenen Risikofaktoren wie Diabetes und Dyslipidämie untersuchen.

RIO-North America und RIO-Europe sind Zweijahresstudien. RIO-Lipids und RIO-Diabetes sind Einjahresstudien. Unter dem STRATUS-Programm (STudies with Rimonabant And Tobacco USe) wurden über 6500 Patienten in drei Phase-III-Studien weltweit eingeschlossen. Diese Studien sollen die Rolle von Rimonabant bei der Tabakentwöhnung und langfristigen Abstinenz sowie Verhinderung der Gewichtszunahme nach der Tabakentwöhnung untersuchen.

In den STRATUS-US- und STRATUS-EU-Studien wird 10 Wochen Rimonabant gegeben und über 42 Wochen nach der Behandlung beobachtet. In der STRATUS-WW-Studie wird ein Jahr behandelt und ein Jahr nachbeobachtet. Die klinischen Phase-III-Programme mit Rimonabant bei Übergewicht und bei der Tabakentwöhnung sollen Ende 2004 abgeschlossen sein. Sanofi-Synthelabo wird voraussichtlich 2005 die Zulassung beantragen.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.