Arzneimittel und Therapie

Lipodystrophie-Syndrom: Therapiedauer ist entscheidend

Fettumverteilungen sind bei HIV-Patienten ein häufiges, potenziell stigmatisierendes Symptom, das mit der antiretroviralen Behandlung mit Nukleosidanaloga und Proteaseinhibitoren in Zusammenhang gebracht wird. Eine neue Studie an therapienaiven Patienten, die zu Beginn mit einer hochaktiven antiretroviralen Kombinationstherapie (HAART) behandelt wurden, widmete sich der Identifizierung einzelner Risikofaktoren. Ergebnis: Die Dauer der Therapie, nicht aber einzelnen Substanzen, übt den wesentlichen Einfluss auf die Lipodystrophie-Häufigkeit aus, wie Bristol-Myers Squibb berichtete.

An der Studie der Münchner Poliklinik nahmen 115 Patienten teil, die als Ersttherapie mit einer Therapie unter Einschluss von Stavudin oder Zidovudin behandelt wurden. 18 Patienten waren schwarzer Hautfarbe, 2 Patienten hispanischer Abstammung. Bei fast allen Patienten war Lamivudin Bestandteil der Therapie, sein Einfluss konnte daher nicht analysiert werden. Zwei Drittel der Patienten erhielten einen Proteasehemmer. Lipodystrophie wurde definiert als eine Lipoatrophie im Gesicht oder an den Extremitäten oder aber eine Lipohypertrophie an Nacken, Brust oder Abdomen.

Lipodystrophie bei der Hälfte der Patienten

Lipodystrophie-Zeichen traten bei fast der Hälfte der Patienten auf: Bei einer mittleren Therapiedauer von 101 Wochen betrug ihre Prävalenz 48,7%, mit einem nicht-signifikanten Unterschied zwischen einer Stavudin- (46%) und Zidovudin-Behandlung (50%). Eine Lipoatrophie wurde bei 33,9%, eine Lipohypertrophie bei 28,7% der Patienten festgestellt. Auch bei Patienten mit einer Mindestbehandlungsdauer von 6 Monaten waren Lipodystrophien etwa gleich verteilt (Stavudin: 48,1%, Zidovudin: 42,6%). Dies traf sowohl auf Lipoatrophien (33,3% vs. 31,5%) als auch auf Lipodystrophien (29,6% vs. 22,2%) zu.

Mit einer Lipoatrophie korrelierten fünf Parameter signifikant:

  • Eine hochaktive antiretrovirale Kombinationstherapie (HAART) über mehr als zwei Jahre (Odds ratio: 4,4)
  • Eine initiale Viruslast über 100 000 Kopien/ml (OR: 4,3)
  • Alter über 40 Jahre (OR: 3,2)
  • Weiße Hautfarbe (OR: 5,4)
  • Eine initiale Hypercholesterinämie (> 200 mg/dl) senkte dagegen das Risiko für eine Lipoatrophie signifikant (OR: 0,36).

Dauer der Therapie entscheidend

Bei der Lipohypertrophie war insbesondere die Dauer der Therapie (OR: 2,7) ein signifikanter Risikofaktor. Auch unter Therapieregimen, die einen Proteaseinhibitor enthielten, war die Lipohypertrophie-Häufigkeit höher und resultierte in einer signifikanten Risikosteigerung (OR: 3,8).

Neben einem geringeren Einfluss von höherem Alter und weißer Hautfarbe scheint somit die Dauer der Therapie am stärksten zum Auftreten einer Lipodystrophie beizutragen. Zwischen Stavudin und Zidovudin als Bestandteil der Therapie ergaben sich auch nach Adjustierung auf die Behandlungsdauer keine signifikanten Unterschiede. Hohe Cholesterinspiegel scheinen einen signifikanten protektiven Einfluss auf das Lipoatrophie-Risiko zu haben.

Literatur Bogner, J. R., et al.: Stavudine versus zidovudine and the development of lipodystrophy. J. Acquir. Immune. Defic. Syndr. 27, 237 - 244 (2001).

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