„Mit kleinen Vertröstungen heruntergewirtschaftet“

Adexa kritisiert Lauterbachs Eckpunktepapier

16.01.2024, 16:45 Uhr

Adexa-Bundesvorstand Andreas May. (Foto: ADEXA)

Adexa-Bundesvorstand Andreas May. (Foto: ADEXA)


Der Bundesvorstand der Adexa, Andreas May, muss „lange hinschauen“, um Positives in den Plänen für eine Apothekenreform zu erkennen. Er sieht darin vor allem „Symptombekämpfung“. Geplante Maßnahmen zur finanziellen Entlastung, wie die Erhöhung der Notdiensthonorare, reichten bei weitem nicht aus, um die Lage der Apotheken zu entspannen.

Die Apothekenteams würden mit „kleinen Vertröstungen weiter heruntergewirtschaftet, bis auch die letzten engagierten PTA, PKA und angestellten Apothekerinnen und Apotheker in andere Arbeitsbereiche abgewandert sind.“ Andreas May, Bundesvorstand der Apothekengewerkschaft Adexa, positionierte sich am vergangenen Montag in einem Kommentar zum Eckpunktepapier des Gesundheitsministeriums (BMG) klar gegen die von Karl Lauterbach (SPD) am 20. Dezember 2023 vorgestellten Pläne zur Apothekenreform. 

Adexa sieht es als notwendig an, dem BMG weiterhin zu verdeutlichen, dass die Bedürfnisse der Apothekenangestellten in den derzeitigen Reformvorhaben weitgehend unberücksichtigt bleiben. Nun habe man sich „an den Bundesgesundheitsminister gewandt“, um den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Notdiensthonorare reichen nicht aus

May rechnet vor, welche finanziellen „Erleichterungen“ von den Vorhaben des Ministers zu erwarten sind: Mit der geplanten Erhöhung der Notdiensthonorare von 50 Millionen Euro im Jahr würden jeder Apotheke im Schnitt 2.780 Euro mehr zur Verfügung stehen. Davon könnte jede Apotheke eine Pharmazeut:in im Praktikum (PhiP), eine PTA-Praktikantin und eine PKA-Auszubildende für einen Monat bezahlen – jedoch keine ausgebildete PKA, so May. Von einer angemessenen Inflationsausgleichszahlung für die Apothekenteams könne unter den gegebenen finanziellen Voraussetzungen ohnehin keine Rede sein – zumal die Kassenabschläge pro Packung mit 2,00 Euro weiterhin viel zu hoch seien.

Skepsis gegenüber Telepharmazie und PTA-Apotheken

Von der Telepharmazie verspricht sich May keine unmittelbaren Umsatzzuwächse und Gewinne, die für Gehaltserhöhungen eingesetzt werden könnten. Was die vom BMG geplanten neuen Möglichkeiten für PTA in diesem Zusammenhang betrifft, betont May: „Die PTA sind nicht für die Leitung einer Apotheke ausgebildet und überdies selbst ein Mangelberuf.“ Zudem sei die Haftungsfrage zu diesem Vorhaben völlig ungeklärt.

Symptombekämpfung

Man müsse im Eckpunktepapier „lange und genau hinschauen“, um positive Aspekte für die Apothekenteams zu finden. Zwar seien die Pläne zur Entbürokratisierung zu begrüßen, jedoch wären auch flexibilisierte Öffnungszeiten eher ein Mittel der „Syptombekämpfung“. Von dem Vorhaben, Filialapotheken durch zwei Approbierte leiten zu lassen, könnten laut May einige Approbierte und Filialverbünde profitieren. Jedoch würde sich dadurch die finanzielle Lage der Apotheken insgesamt voraussichtlich auch nicht verbessern.


Michael Zantke, Redakteur, DAZ
redaktion@daz.online


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