BPhD-Kolumne

Ehrenamtliches Engagement im BPhD seit 75 Jahren

27.12.2023, 13:45 Uhr

Johanna Kintrup, Präsidentin des BPhD (Foto: BPhD)

Johanna Kintrup, Präsidentin des BPhD (Foto: BPhD)


Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland e. V. (BPhD) feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Seit 1948 setzt sich der Verein kontinuierlich für die Verbesserung des Studienganges ein, vertritt in vielfältigen Themen die Meinung der Studierenden und bringt Studierende im nationalen und internationalen Kontext zur Meinungsbildung und Fortbildung zusammen. Johanna Kintrup, Präsidentin des BPhD, wirft einen Blick auf die Historie des Vereins und die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements der Studierenden.

Vor 75 Jahren wurde der BPhD unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft Pharmaziestudenten (Agpha)" gegründet. Vielmehr war der BPhD lange unter dem Namen „Verband Deutscher Studentenschaften – Fachverband Pharmazie (FVP)" bekannt, bis mit einer Satzungsänderung 1996 der heutige Name offiziell wurde [1]. Die Aktivitäten des Verbandes begannen mit sozialen und informativen Aufgaben. Parallel entwickelten sich die internationalen Dachverbände European Pharmaceutical Students’ Association (EPSA) und International Pharmaceutical Students’ Federation (IPSF), in denen der BPhD von Beginn an die Stimme der deutschen Pharmaziestudierenden einbringen konnte.

Seit 75 Jahren zeigt der BPhD also gemeinsam mit den Fachschaften der Pharmaziestudienstandorte in Deutschland Einsatz für die Studierenden von heute und morgen. Die Studierenden können ihre Meinungen, Interessen und Kompetenzen dabei in diversen Feldern der politischen Meinungsbildung, des sozialen Engagements und des Networkings einbringen. Das betrifft zum einen die Themen des Studiums selbst, wie beispielsweise bei der Novellierung der Approbationsordnung für Apotheker*innen. Zum anderen reichen die Möglichkeiten hin bis zur Vertretung auf internationalen Kongressen, Themen des Berufs oder der Gesundheitspolitik wie z. B. bei pharmazeutischen Dienstleistungen oder dem Einfluss der Klimakrise in der Pharmazie. Im Rahmen des Vampire Cups, eines Wettbewerbs zur Blutspende, organisiert vom Dachverband IPSF, können sich die Fachschaften direkt für die Rettung von Leben einsetzen. Der große Einsatz der Pharmaziestudierenden und der 22 Fachschaften zeigt sich auch in ihrer Anwesenheit und aktiven Beteiligung auf unseren vergangenen Bundesverbandstagungen oder in hohen Teilnahmezahlen in aktuellen Umfragen und dem Erreichen repräsentativer Ergebnisse. Insgesamt können die Studierenden damit an ihrem Studienstandort vor Ort oder eben im bundesweiten Kontext das Studium mitgestalten und bereichern.

Der Wert ehrenamtlicher Arbeit

Das Bundesministerium des Innern und für Heimat bezeichnet das Ehrenamt als den „Motor der Demokratie“ [2]. Die Pharmaziestudierenden, die sich im Rahmen ihrer Arbeit in den Fachschaften oder im BPhD selbst engagieren, tragen dazu bei. Ihre Arbeit ist von sehr großem Wert. Dabei gehören sie zu den rund 28 Millionen Menschen in Deutschland (Stand 2019), die sich ehrenamtlich engagieren und somit das gesellschaftliche oder hier universitäre bis berufliche Leben formen. Im nächsten Jahr steht die 6. Deutsche Freiwilligensurvey an. Es bleibt abzuwarten, wie sich das freiwillige Engagement im Rahmen der Covid-Pandemie, der Situation des Kriegs in der Ukraine und Entwicklung der Klimakrise entwickelt hat [3,4]. Sicherlich haben sich dabei nicht nur im BPhD in den letzten Jahren digitale Strukturen ausgeweitet und verstetigt. Das BPhD-Team ist über ganz Deutschland und das Ausland vernetzt. Für unsere Arbeit und auch in der Zusammenarbeit mit den Mitgliedern, unseren Partnerverbänden sowie den Dachverbänden ist die niederschwellige Online-Kommunikation Alltag sowie sicherlich inzwischen zur Voraussetzung geworden. Vor 75 Jahren waren diese Möglichkeiten noch gar nicht gegeben.

Das Ehrenamt als Privileg und Chance zu Lernen

Die Ausübung eines Ehrenamts parallel zum Studium ist dabei ein Privileg und setzt die Investition von Zeit voraus. Zeit ist jedoch etwas, was gerade in einem Studium der Pharmazie, gefüllt mit Laborpraktika, Seminaren und Vorlesungen, sowie der entsprechenden Nach- und Vorbereitung, keine Selbstverständlichkeit ist. Dabei stellt sich automatisch irgendwann die Frage: Wer kann es sich leisten, sich zu engagieren? Nicht wenige nehmen den Bruch der Regelstudienzeit in Kauf, um im BPhD oder in der Fachschaft mitwirken zu können. Eine Verlängerung des Studiums über die Regelstudienzeit hinaus benötigt jedoch entsprechende finanzielle Unterstützung aus dem familiären Umfeld, Stipendien oder Arbeit neben dem Studium und dem zusätzlichen Engagement. Soziales Engagement und die daraus entstehenden Perspektiven und Möglichkeiten sind dabei immer auch unter dem Blickwinkel sozialer Ungleichheit zu betrachten. 

Ich persönlich habe in meinen fast 1,5 Jahren im BPhD vor allem in Bezug auf Kompetenzen und Soft Skills mehr gelernt, als ich es mit Sicherheit allein in den vier Jahren des Studiums hätte lernen können. Hinzu kommt das Sammeln von Erfahrungen sowie der Aufbau eines Netzwerks. Ich beobachte mit Begeisterung, wie viele junge Menschen sich engagiert und motiviert einbringen und welche persönlichen Entwicklungen in einem Ehrenamt möglich sind. Ich wünsche mir, dass alle die Möglichkeiten hätten, ein Ehrenamt auszuüben und selbst diese Erfahrungen zu machen. Dabei ist es eine gesamtgesellschaftliche, aber auch berufspolitische und hochschulpolitische Aufgabe, Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ehrenamtliches Engagement möglich und auch zugänglich ist.

Gerade das Engagement junger Menschen ist wichtig, damit diese ihre Perspektiven einbringen, demokratische Prozesse verstehen, mitgestalten – als „Motor der Demokratie“- und ihre eigene Zukunft mitformen. Dabei gilt denen, die den BPhD in den letzten Jahrzehnten vorangetrieben und unterstützt haben, unser Dank. Es liegt an uns, die Möglichkeiten zum Engagement zu nutzen, unsere Verantwortung wahrzunehmen und uns für das Schaffen dieser Möglichkeiten einzusetzen. Es liegt gesamtgesellschaftlich bei uns allen, für Engagement Möglichkeiten zu schaffen, Engagement anzuerkennen und denen, die sich einbringen, zuzuhören. Für den BPhD gilt das Motto „Mitmischen statt nur mörsern“ - Seit 75 Jahren und in der Zukunft.

Quellen

[1] Historie des Vereins. Informationen des BPhD. Stand 2023. https://www.bphd.de/historie-des-vereins-2/

[2] Die Bedeutung von Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement. Informationen des BMI. Abgerufen am 22.12.2023 https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/buergerschaftliches-engagement/bedeutung-engagement/engagement-node.html

[3] Zahlen, Daten, Fakten zur Entwicklung des freiwilligen Engagements in Deutschland. Pressemitteilung des BMFSFJ vom 18. März 2021. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/presse/pressemitteilungen/zahlen-daten-fakten-zur-entwicklung-des-freiwilligen-engagements-in-deutschland--176840

[4] Kurzfassung des 5. Deutschen Freiwilligensurveys. informationen von engagiert-mitgestalten. Abgerufen am 22.12.2023. https://engagiert-mitgestalten.de/de/-news/kurzfassung-des-5.-deutschen-freiwilligensurveys-


Johanna Kintrup, Präsidentin des BPhD 


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