Dufte Wirkung

Aromatherapie bei Kindern

12.12.2023, 07:00 Uhr

Das riecht so gut! Aromatherapie arbeitet mit Duft - die dafür verwendeten ätherischen Öle können aber noch mehr und sind auch für Kinder eine Empfehlung. (Foto: ulza/AdobeStock)

Das riecht so gut! Aromatherapie arbeitet mit Duft - die dafür verwendeten ätherischen Öle können aber noch mehr und sind auch für Kinder eine Empfehlung. (Foto: ulza/AdobeStock)


Die Aromatherapie, bei der ätherische Öle zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden eingesetzt werden, gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Von Bauchweh über Zahnschmerzen, bei Erkältung oder bei allgemeinem Unwohlsein – ätherische Öle können in vielen Fällen eingesetzt werden, um kleine Alltagsbeschwerden zu lindern und Kindern Trost zu spenden. Nicht alle ätherischen Öle sind jedoch für kleine Patienten geeignet – und bei ihrem Einsatz kommt es auch auf das Wie an. Worauf sollte bei der Beratung geachtet werden?

Beim Einsatz von ätherischen Ölen sollten Sie bedenken, dass Kleinkinder viel empfindlicher darauf reagieren als Erwachsene, denn die Nase ist viel sensibler: Der Geruchssinn ist bei Kindern von Anfang an sehr stark ausgebildet. Das ist wichtig, damit Babys nach der Geburt sofort den elterlichen Geruch und vor allem den Duft der Muttermilch bzw. der Brustwarze wahrnehmen können. Über die Nase werden Gerüche und auch ätherische Öle aufgenommen und die Reize dann über den Geruchsnerv direkt ins limbische System geleitet. In diesem Teil des Gehirns werden auch Emotionen und Erinnerungen gespeichert, was erklärt, warum Düfte häufig mit Gefühlen verknüpft sind und besondere Vorlieben oder auch Abneigungen auslösen können. Bei Kindern kommen über diesen Weg die Reize sehr stark an. Es sollten daher immer Verdünnungen eingesetzt werden.

Warnung vor Campher, Eucalyptus und Menthol 

Ätherische Öle entfalten ihre Wirkung jedoch nicht nur über die Nase, sondern werden auch über die Lunge inhaliert. Manche ätherischen Öle, wie z. B. Campher, Eucalyptus oder Menthol können dort eine Verkrampfung des Kehlkopfes (Stimmritzenkrampf) auslösen, die sich in Atemstörungen bis hin zur Atemnot bemerkbar macht. Campher- und Menthol-haltige Produkte sind daher mit einem Warnhinweis versehen und bis zum zweiten Geburtstag kontraindiziert. Da aber auch ältere Kinder entsprechend reagieren können, sollten diese ätherischen Öle erst ab sechs Jahren eingesetzt werden. Eine Gefahr besteht zudem, wenn ätherische Öle wie Campher-, Eucalyptus- (Cineol) und Pfefferminzöl (Menthol) versehentlich über den Mund aufgenommen und verschluckt werden. Die Folgen reichen von Haut- und Mundrötungen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Unruhe, Zittern bis hin zu Bewegungsstörungen, Krämpfen und Atemstörungen. Die Giftwirkung kann sehr schnell eintreten, und es genügen oft schon kleine eingenommene Mengen (z. B. 5 ml), um für Kinder lebensbedrohlich zu sein. Ätherische Öle müssen daher immer außerhalb der Reichweite von Kindern gelagert werden!

Aromatherapie für Kinder sicher gestalten

Wie kann man in der Apotheke den Wunsch der Eltern nach einer natürlichen, sanften Aromatherapie mit den Warnungen vereinbaren und eine sichere Aromatherapie für Kinder gestalten? Folgende Grundregeln sind wichtig:

  • Ätherische Öle müssen bei Kindern verdünnt eingesetzt werden. Bei Kindern ab vier Jahren sollte eine 0,5%- bis 1%-Verdünnung hergestellt werden (entspricht 10 bis 20 Tropfen auf 100 ml Neutralöl). Bei Säuglingen sollte noch stärker verdünnt werden: auf 0,1 % bis 0,25 % (entspricht 1 bis 6 Tropfen pro 100 ml Neutralöl). Alternativ können Sie auch Hydrolate empfehlen. Diese Pflanzenwässer entstehen als Nebenprodukt bei der Wasserdampfdestillation und enthalten neben wasserlöslichen Pflanzeninhaltsstoffen nur Spuren von ätherischen Ölen.
  • Verzicht auf Campher, Menthol und Eucalyptus in den ersten sechs Lebensjahren. Um das Risiko von schwerwiegenden Nebenwirkungen zu minimieren, sollten nicht nur in den ersten zwei Jahren, sondern bis zum Schulalter auf stark reizende ätherische Öle verzichtet werden. Geben Sie diese Empfehlung an die Eltern weiter und raten Sie auch den Eltern, bei sich selbst auf Campher und Menthol zu verzichten, insbesondere wenn Kinder noch viel getragen werden.
  • Blick auf die Inhaltsstoffe von Präparaten werfen: Leider decken sich die Altersangaben auf Präparaten oft nicht mit den allgemeinen Empfehlungen. Überprüfen Sie also bei der Abgabe von Arzneimitteln die Inhaltsstoffe im Beipackzettel und sprechen Sie dann eine passende Empfehlung aus (siehe Tab. 1).
  • Keine ätherischen Öle für Kinder mit Asthma, Keuchhusten oder Lungenentzündungen: Ätherische Öle sollen bei bereits gereizter Schleimhaut nicht eingesetzt werden, denn dann ist das Risiko für Nebenwirkungen wie Atemnot besonders hoch.
  • Ätherische Öle nicht direkt ins Gesicht auftragen, denn das kann schnell zur Überreizung bei Kindern führen. Bei Säuglingen im ersten halben Lebensjahr sollten verdünnte ätherische Öle besser in die Fußsohle einmassiert werden. So kann ein Sicherheitsabstand eingebaut werden und verhindert werden, dass die empfindliche Babynase überreizt wird. Gleichzeitig können ätherische Öle über die speckigen Babyfüße gut aufgenommen werden.

Ätherische Öle im Kinderalltag

Unter Berücksichtigung der oben genannten Grundregeln kann die Aromatherapie sehr gut bei Kindern bei kleineren Alltagsbeschwerden angewendet werden. In den meisten Fällen hilft der gute Duft in Kombination mit einem liebevollen Ritual dabei, dass Eltern und Kind zur Ruhe kommen und nötige Kraft für die Genesung sammeln können. Dabei gibt es verschiedene Anwendungsmöglichkeiten:

  • Raumbeduftung: Mit fertigen Raumsprays oder elektrischen Verneblern können Sie für eine angenehme Atmosphäre sorgen. Alternativ können Tücher oder Duftsteine mit ein paar Tropfen einer Duftölmischung verwendet werden. Auf Duftkerzen oder Duftlampen, die mit Kerzen betrieben werden, sollte verzichtet werden. Bei der Verbrennung kann Feinstaub, Ruß oder Formaldehyd frei­gesetzt werden, was die empfindliche Kinderschleimhaut besonders leicht reizen kann. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass Kinder sich an der Flamme verbrennen.
  • Einreibung: Bei Kindern ab etwa sechs Monate können geeignete ätherische Öle, verdünnt als Creme, Salbe oder Öl, direkt auf den Bauch oder Rücken gegeben werden. Außerdem eignen sich Duftroller z. B. zur Beruhigung oder zur Konzentrationsförderung, die direkt auf das Handgelenk aufgetragen werden (Roll-ons).
  • Inhalation: Einige Tropfen ätherischen Öls können in eine Schüssel mit heißem Wasser gegeben werden. Das Kind kann dann den Dampf einatmen, was bei Atemwegsproblemen hilfreich sein kann. Das funktioniert allerdings erst bei älteren Kindern (ab Schulalter), da die Kinder aktiv mitmachen müssen – ohne dass dabei die heiße Schüssel umkippt. In der Apotheke gibt es außerdem geeignete Inhalationsbehälter aus Plastik mit einer Maske fürs Gesicht.
  • Vollbad: Ätherische Öle können auch in ein Vollbad gegeben werden. Bei Kindern gilt jedoch besondere Vorsicht, insbesondere wenn ein Erkältungsbad gemacht werden soll. Die Wärme in Kombination mit ätherischen Ölen kann für Kinder „zu viel“ sein und sogar den Kreislauf belasten und werden daher erst ab vier Jahre und gutem Allgemeinzustand empfohlen.

Den passenden Duft wählen

Ätherische Öle haben eine breite Einsatzmöglichkeit im Familienalltag. Sie können begleitend eingesetzt werden bei Unruhe und Schlafschwierigkeiten, gegen Schmerzen (Kopf-, Bauch-, Ohrenschmerzen), bei Erkältung und Schnupfen sowie beim Zahnen und bei Konzentrationsschwierigkeiten. Damit das Kind die Aromatherapie gut annimmt, ist es am wichtigsten, dass ein Duft gewählt wird, den das Kind gerne mag. Bei Kindern sind Düfte mit einer Zitrusnote wie Zitrone, Mandarine oder Orange besonders beliebt. Ein passender Duft kann dann als Erste-Hilfe-Mittel bei allen möglichen „Alltagswehwehchen“ eingesetzt werden, damit das Kind sich wieder wohlfühlen und Kraft tanken kann. Darüber können Sie bei spezifischen Beschwerden auch ein zusätzliches ätherisches Öl empfehlen. Welche ätherischen Öle sich bei Kindern besonders gut eignen, erfahren Sie in Tabelle 2.

Und was ist mit Tee für Kinder?

Neben Duftmischungen sind auch Tees in fast jeder Hausapotheke zu finden. Wichtig ist dabei, dass ein Kind erst dann Tee erhalten sollte, wenn es bereits am Familientisch mitisst. Ein Baby, das noch voll gestillt wird bzw. Pre-Nahrung erhält, sollte keine zusätzliche Flüssigkeit wie Wasser oder Tee erhalten. Denn darin befinden sich im Gegensatz zu Milch weder Kalorien noch Elektrolyte, sodass die Gabe von Wasser bzw. Tee bei voll gestillten Säuglingen zu Elek­trolytstörungen (durch Hyponatriämie) oder Gedeihstörungen führen kann. Auch bei den sogenannten Dreimonats-Koliken sollte kein Tee zum Einsatz kommen. Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass übermäßiges Schreien nicht durch Bauchschmerzen (Koliken), sondern durch eine Regulationsstörung ausgelöst wird. Dazu passt auch das aktuelle Statement der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA, in dem vor der Verwendung von Fenchel und Anis im Kindesalter gewarnt wird. Denn: Beide Pflanzen enthalten Estragol, das als mutagen und krebserregend eingestuft wird. Aus Sicherheitsgründen sollen Estragol-haltige Produkte daher so wenig wie möglich verwendet werden – bei Kindern unter vier Jahren sollte komplett auf die Einnahme von Fenchel und Anis verzichtet werden.

Literatur

Ahl, AM. Natürlich Thieme, Mit Aromatherapie Alltagsbeschwerden bei Kindern auf sanfte Weise lindern, https://natuerlich.thieme.de/therapieverfahren/aromatherapie/detail/duefte-zaubern-ein-laecheln-ins-gesicht-97 (abgerufen am 22.11.2023)

Berufsverband der Kinder und Jugendärzt*innen. Ätherische Öle eignen sich nicht als Heilmittel bei kleinen Kindern, Pressemeldung vom 26.1.2022, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/aetherische-oele-eignen-sich-nicht-als-heilmittel-bei-kleinen-kindern/ (abgerufen am 22.11.2023)

Berufsverband der Kinder und Jugendärzt*innen. Kinder- und Jugend­ärzte warnen vor ätherischen Ölen in Duftkerzen, - stäbchen und -lampen, Pressemeldung vom 17.11.2016, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/kinder-und-jugendaerzte-warnen-vor-aetherischen-oelen-in-duftkerzen-staebchen-und-lampen/ (abgerufen am 22.11.2023)

European Medical Agency (EMA), Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): EMA/HMPC/137212/2005 Rev 1 Corr 1* Public statement on the use of herbal medicinal products1 containing estragole, Mai 2023, https://www.ema.europa.eu/en/documents/other/public-statement-use-herbal-medicinal-products-containing-estragole-revision-1_en.pdf (abgerufen am 22.11.23)

Wolz, D. Stellungnahme zum Thema „Ätherische Öle und Einreibemittel daraus zur Anwendung bei Kindern“, Januar 2006, https://www.bahnhof-apotheke.de/download/stellungnahme_aeth_oele_kinder.pdf (abgerufen am 22.11.2023)


Clara Steinbrück, Apothekerin


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