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Beratung

Die pflanzliche Lösung

Saponine und ätherische Öle bei Erkältungshusten und akuter Bronchitis

Phytopharmaka, die ätherische Öle oder Saponine enthalten, sind eine gute Empfehlung, wenn sich ein festsitzender, verschleimter Husten lösen soll. Für einige Mittel wurde die Wirksamkeit – bei geringer Nebenwirkungsrate – in randomisierten placebokontrollierten Studien gezeigt. |  Von Claudia Bruhn

Neben sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften besitzen die in Präparaten gegen Husten enthaltenen Pflanzenextrakte zusätzlich antibakterielle oder antivirale, spasmolytische und entzündungshemmende Wirkungen. Einschränkend muss darauf verwiesen werden, dass diese teilweise nur in vitro nachgewiesen werden konnten. Einige lösende Phytopharmaka, mit denen randomisierte placebokontrollierte Studien durchgeführt wurden, sind in der Leitlinie Husten der Deutschen Ge­sellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) erwähnt [1].

Saponine als Schleimlöser

Pflanzen wie die Schlüsselblume (z. B. Primula veris L.), Efeu (Hedera helix L.), Süßholz (z. B. Glycyrrhiza glabra), Senega (z. B. Polygala senega L.), Stiefmütterchen (Viola tricoloris L.), Seifenspiere (Quillaja saponaria Mol.), das Echte Seifenkraut (Saponaria officinalis L.) und das Schleierkraut (Gypsophila paniculata L.) sind für ihren Gehalt an Triterpensaponinen in Wurzeln, Rinde oder im Kraut bekannt. Nach oraler Aufnahme wirken Saponine auf verschiedene Weise. Zum einen können sie wahrscheinlich durch Spreitung über die Rachenschleimhaut direkt in die Bronchien gelangen und dort durch ihre oberflächenaktiven Eigenschaften die Bronchialschleimhaut reizen. Dadurch wird die Sekretion des Schleims angeregt und derselbe verflüssigt. Im Magen wirken Saponine indirekt reflektorisch, indem sie die sensiblen Nerven der Magenschleimhaut erregen und dadurch die Sekretolyse in den Bronchien stimulieren (gastropulmonaler Reflex). Efeublätter-Extrakt wird zusätzlich zu seinen expektorierenden Eigenschaften eine krampflösende Wirkung zugeschrieben. Diese vermittelt wahrscheinlich das Saponin α-Hederin. Es erhöht die β2-adrenerge Ansprechbarkeit der Bronchialzellen, wodurch das körpereigene Adrenalin stärker relaxierend wirken kann und die Surfactant-Produktion angeregt wird [2]. Neben Saponinen enthalten die in Hustenmitteln verarbeiteten Pflanzenextrakte weitere Inhaltsstoffe wie beispielsweise Flavonoide, die für zusätzliche Eigenschaften wie zum Beispiel eine entzündungshemmende Wirkung verantwortlich sein können.

Wirksamkeit in Studien gezeigt

Die genannten Saponin-haltigen Drogen sind – oft in Kombination mit antitussiv wirkenden Schleimstoff-Drogen wie beispielsweise Eibisch-Wurzel oder Isländisch Moos – Bestandteil von zahlreichen Hustenteemischungen. Fertigarzneimittel in Form von Säften, Tropfen oder Dragees enthalten vor allem Efeublätter-Extrakt und Schlüsselblumen-Wurzel (s. Tab.). Für einige dieser Zubereitungen liegen Ergebnisse aus randomisierten Untersuchungen vor. So wurde in einer multizentrischen, randomisierten, placebokontrollierten, Doppelblind-Studie die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Efeu-Extrakts EA 575® (in Prospan® Hustensaft) geprüft. Zur Beurteilung der Symptome wie Häufigkeit der Hustenattacken, Schleimproduktion und Brustschmerzen verwendete man standardisierte Skalen. Bereits 48 Stunden nach der ersten Einnahme des Arzneimittels bis zum Ende des siebentägigen Beobachtungszeitraums wurden dabei signifikante Unterschiede zwischen Verum und Placebo festgestellt [3]. Mit einem Präparat, in dem Efeublätter-Extrakt mit Thymiankraut-Extrakt kombiniert ist (Bronchipret® Saft TE) zeigten sich in einer doppelblinden Phase-IV-Studie mit 361 erwachsenen Patienten mit akuter Bronchitis und produktivem Husten eine signifikant stärkere Linderung der Husten­symptomatik, gemessen mit dem Bronchitis Severity Score (BSS), als unter Placebo. Außerdem setzte die Verbesserung zwei Tage früher ein als unter Placebo [4].

Tab.: Phytopharmaka mit überwiegend schleimlösender Wirkung Die Palette der Präparate mit schleimlösenden Saponinen oder ätherischen Ölen ist breit. Einreibungen sind sowohl zur Anwendung auf der Haut als auch zum Inhalieren geeignet. Dafür stehen auch Kombipackungen mit Inhalator (z. B. Soledum® Balsam Flüssig mit Inhalator) zur Verfügung.
Wirkstoffe/Extrakte
Präparate (Beispiele)
Saponin-haltige Monopräparate
Efeublätter-Extrakt*
Bronchostad® Hustenlöser Sirup
Esberi-Efeu® Hustensaft
Hedelix® Hustensaft, Hustentropfen, Husten-Brausetabletten
Prospan® Hustensaft, -tropfen, -sachet, Lutschpastillen, Hustenliquid (auch im Portionsbeutel)
Monopräparate mit ätherischem Öl bzw. Destillat
Thymiankraut-Extrakt*, Thymianöl
Aspecton® Hustensaft, -tropfen
Babix® Baby-Thymianbad
Bronchicum® Thymian Lutschtabletten, -pastillen
Bronchipret® Thymian Pastillen
GeloBronchial®-Saft
Hustagil® Thymian-Hustensaft
Melrosum® Hustensirup
Pertussin® Sirup, Hustentropfen, Lutschtabletten
Eukalyptusöl
Pinimenthol® Erkältungsbad für Kinder, Pulmotin® Inhalat
Cineol
Soledum® Kapseln, -forte, -junior, Balsam
Kombinationspräparate
Extrakte aus Thymiankraut und Primelwurzel
Bronchicum® Elixier, Saft, Kapseln, Tropfen
Bronchipret® TP Filmtabletten
Phytobronchin® Saft
Extrakte aus Thymiankraut und Efeublättern
Bronchipret® Saft TE, Tropfen
Mischungen ätherischer Öle
Aspecton® Junior Balsam (Eukalyptusöl, Campher, Minzöl, Thymianöl)
Babix® Inhalat (Eukalyptusöl, Fichtennadelöl)
Bronchoforton® Salbe (Eukalyptusöl, Pfefferminzöl, Fichtennadelöl)
GeloDurat®-Salbe (Eukalyptusöl, Levomenthol)
GeloMyrtol® forte Weichkapseln, Myrtol® Weichkapseln (Eukalyptusöl, Süßorangenöl, ­Myrtenöl, Zitronenöl)
Hustagil® Balsam (Thymianöl, Eukalyptusöl, Lavendelöl)
Pinimenthol® Erkältungsbad (Eukalyptusöl, Campher, Levomenthol)
Pinimenthol® Erkältungsbalsam mild (Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl)
Pinimenthol® Erkältungssalbe (Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl, Menthol)
Pulmotin® Salbe (Anisöl, Eukalyptusöl, Thymianöl, Koniferenöl, Campher)
Transpulmin® Baby Balsam (Lavendelöl, Sternanisöl, Thymianöl)
Transpulmin® Erkältungsbalsam für Erwachsene (Menthol, Campher, Cineol)
Transpulmin® Erkältungsbalsam für Kinder (Eukalyptusöl, Kiefernnadelöl)
Wick® VapoRub Erkältungssalbe (Levomenthol, Campher, Terpentinöl, Eukalyptusöl)

*verschiedene Auszugsmittel

Ätherische Öle als Schleimlöser

Expektorierend wirkende ätherische Öle sind vor allem in Thymian (Thymus vulgaris L., Thymus zygis L.), Eukalyptus (z. B. Eucalyptus globulus LABILL.), Anis (Pimpinella anisum L.), Bitterem und Süßem Fenchel (Varietäten von Feoniculum vulgare L.) sowie Nadelbäumen wie Fichte (z. B. Picea abies L.), Tanne (z. B. Abies sibirica LEBED.) und Kiefer (Pinus silvestris L.) enthalten. Die Drogen bzw. daraus gewonnene ätherische Öle sind als Hustentees bzw. Hustensäfte und -tropfen, Kapseln, Einreibungen und Inhalate verfügbar (s. Tab.). Ihre expektorierende Wirkung kommt bei Inhalation durch Reizung der serösen Bronchialdrüsen zustande, wodurch zäher Schleim verflüssigt wird. Außerdem erhöhen sie die Schlagfrequenz der Zilien der Bronchialschleimhaut und fördern dadurch den Abtransport von Bronchial­sekret und Infektionserregern. Thymol, ein Hauptbestandteil des Thymianöls, wirkt in höheren Konzentrationen β2-mimetisch und damit direkt bronchienerweiternd.

Alkohol-Grenzwert eingehalten

Häufig sind Eltern skeptisch, wenn bei Phytopharmaka ein Alkoholgehalt deklariert ist. Die EMA hat einen Blutalkohol-Grenzwert von 0,125‰ festgelegt, der nach Verabreichung einer Einzeldosis eines Arzneimittels nicht überschritten werden soll. Eine Studie hatte kürzlich an 16 Kindern mit akuter Bronchitis im Alter zwischen einem und zwölf Jahren untersucht, ob dieser Grenzwert im Falle des Kombinationspräparats Bronchicum® Elixier, das 4,9% Alkohol enthält, eingehalten wurde. Die gemessenen Blutalkoholkonzentrationen lagen 45 Minuten nach Verabreichung weit unter diesem Grenzwert (0,0029 ± 0,0057‰).

Quelle: Ludwig S. Evaluation of blood alcohol concentrations after oral administration of a fixed combination of thyme herb and primrose root fluid extract to children with acute bronchitis. Drug Res 2016;66(2):69-73, doi: 10.1055/s-0034-1398543

Auch bei oraler Einnahme von Präparaten sowie bei Anwendung auf der Haut wird ein Teil der ätherischen Öle inhaliert. Zusätzlich spielt bei kutaner Anwendung die Resorption und nachfolgende Ausscheidung über die Lunge eine Rolle. Bei oraler Einnahme kommt es wie bei den Saponinen zusätzlich zur reflektorischen Wirkung durch Reizung der Magenschleimhaut. Auch zu Phytotherapeutika mit ätherischen Ölen liegen einige Studien vor, in denen eine Überlegenheit gegenüber Placebo gezeigt werden konnte. So wurde beispielsweise mit einem Kombinationspräparat aus Thymian­kraut-Fluidextrakt und Primelwurzel-Fluidextrakt (Bronchicum® Elixier, s. Tab,) gezeigt, dass unter dem Verum die Änderungen im Bronchitis Severity Score signifikant waren, in der Placebo-Gruppe jedoch nicht [5].

Zuwendung als Wirkprinzip: Hausmittel gegen Husten

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Fragen von Kunden, ob zusätzlich zum gekauften Produkt ein lösendes Hausmittel wie Zwiebelsaft mit Honig oder Kartoffel-Brustwickel sinnvoll sei, sollten in der Beratung positiv beantwortet werden. Denn die Zubereitung und Gabe eines solchen Mittels – idealerweise durch einen Angehörigen – kann das Wohlbefinden des von Husten Betroffenen deutlich verbessern. Hustentees sollten mit Rohrzucker oder Bienenhonig gesüßt und schluckweise möglichst heiß getrunken werden. Letzteres begünstigt einen inhalativen Effekt während des Trinkens sowie bei Saponin-haltigen Drogen die Spreitung dieser Wirkstoffe in den Atemwegen. Zusätzlich reizt der Zucker aufgrund seiner osmotischen Wirkung die Magenschleimhaut und führt reflektorisch zur Anregung der Bronchialsekretion. Vorsicht ist jedoch bei Patienten mit Magenproblemen und bei Diabetikern geboten. Eine weitere Einschränkung, die bei Hausmitteln beachtet werden muss, ist der Verzicht auf Bienenhonig bei Kindern unter einem Jahr. Er kann geringe Mengen Botulinumtoxin enthalten, die für Säuglinge lebensbedrohlich sind. Bezüglich der verbreiteten Empfehlung „Viel trinken bei Erkältung“ verweist die DEGAM-Leitlinie „Husten“ darauf, dass zwar auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden sollte, eine erhöhte Flüssig­keitszufuhr jedoch nicht empfohlen werden kann.

Mischungen ätherischer Öle

Randomisierte klinische Studien liegen auch zu einem Fertigarzneimittel vor, das ein Gemisch ätherischer Öle enthält (GeloMyrtol®, s. Tab.) und neben Bronchitis auch zur Behandlung der akuten und chronischen Sinusitis zugelassen ist. Die Wirkstoffe sind in einer magensaftresistenten Kapsel enthalten, sodass sie erst im Dünndarm resorbiert werden. Dieses Präparat wurde unter anderem in einer placebokontrollierten Studie an 413 Patienten mit akuter Bronchitis geprüft, wobei sich eine signifikante Überlegenheit gegenüber Placebo zeigte [6]. Auch das Monoterpen Cineol (1,8-Cineol, Eucalyptol, s. Tab.), das aus Eukalyptusöl durch Ausfrieren gewonnen wird, kann außer bei Bronchialkatarrh bei weiteren Erkrankungen der oberen Luftwege empfohlen werden.

Geringe Nebenwirkungsraten

In den genannten sowie weiteren Studien mit schleimlösenden Phytopharmaka wurden keine schwerwiegenden Wirkungen beobachtet. Häufig lag die Nebenwirkungsrate auf Placeboniveau (z. B. [5]). Bei Anwendung Saponin-haltiger Zubereitungen muss bei empfindlichen Menschen mit Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall gerechnet werden. Auch allergische Reaktionen sind möglich. Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit sind einige der genannten Phytopharmaka bereits ab dem Säuglings- bzw. Kleinkindalter zugelassen. Grundsätzlich sollte vor Anwendung von schleimlösenden Präparaten bei Kindern unter einem Jahr ein Arztbesuch angeraten werden. Auch Kinder unter zwei Jahren, die unter Husten leiden, sollten einem Arzt vorgestellt werden. Säuglinge und Kleinkinder unter zwei Jahren dürfen nicht mit Zubereitungen behandelt werden, die Campher, Menthol oder Minzöle ent­halten, da es zu lebensbedrohlichen Schwellungen der Kehlkopfschleimhaut (Glottisödem) und Krämpfen der Bronchialmuskulatur kommen kann. |

Literatur

[1] Husten. Leitlinie Nr. 11 der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Stand Februar 2014

[2] Teuscher E, Melzig M, Lindequist U. Biogene Arzneimittel. 7. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2012

[3] Schaefer A et al. A randomized, controlled, double-blind, multi-center trial to evaluate the efficacy and safety of a liquid containing ivy leaves dry extract (EA 575®) vs. placebo in the treatment of adults with acute cough. Pharmazie 2016;71:504-509, doi: 10.1691/ph.2016.6712

[4] Kemmerich B et al. Efficacy and tolerability of a fluid extract combination of thyme herb and ivy leaves and matched placebo in adults suffering from acute bronchitis with productive cough. A prospective, double-blind, placebo-controlled clinical trial. Arzneimittelforschung 2006;56:652-660

[5] Gruenwald J et al. Efficacy and tolerability of a fixed combination of thyme and primrose root in patients with acute bronchitis. A double-blind, randomized, placebo-controlled clinical trial. Arzneimittelforschung 2005;55:669-676

[6] Gillissen A et al. A multi-centre, randomised, double-blind, placebo-controlled clinical trial on the efficacy and tolerability of GeloMyrtol® forte in acute bronchitis. Drug Res 2013;63(1):19-27, doi: 10.1055/s-0032-1331182

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin. Sie schreibt seit 2001 regelmäßig Bei­träge für die DAZ.

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