Lieferengpässe

Metronidazol ist knapp – ein Beispiel von vielen

Stuttgart - 05.12.2023, 11:00 Uhr

Wenn ein Antibiotikum nicht lieferbar ist, beginnt häufig eine aufwendige Suche nach Alternativen. (Foto: Ideenkoch / AdobeStock)

Wenn ein Antibiotikum nicht lieferbar ist, beginnt häufig eine aufwendige Suche nach Alternativen. (Foto: Ideenkoch / AdobeStock)


Dass vor allem Antibiotika von Lieferengpässen betroffen sind, weiß mittlerweile auch die breite Masse. Besonders enttäuscht wird derzeit beispielsweise, wer mit einem Rezept für Metronidazol-Tabletten eine Apotheke aufsucht. Häufig muss die Apotheke in diesem Fall Patient:innen an die Arztpraxis zurückverweisen.

Ein Blick in die Lieferengpassdatenbank des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verrät: Bereits seit September 2023 sind „Metronidazol Aristo 400 mg Tabletten“ und „Metronidazol Artesan-Drossapharm“ Tabletten mit einem Engpass gemeldet, der bis Anfang März oder Ende Januar 2024 anhalten soll. Auch Metronidazol mit dem Markennamen Arilin ist demnach sowohl in der Kombipackung mit Vaginalzäpfchen, der 250-mg-Dosierung als auch in der 500-mg-Dosierung knapp. Dort hat der Engpass im Oktober 2023 oder sogar bereits im Dezember 2022 begonnen. Als Grund werden „Probleme beim sonstigen Hersteller“ angegeben. Das Ende des Engpasses wird auf Ende Januar 2024 prognostiziert. Doch wer ein Antibiotikum benötigt, kann so lange nicht warten.

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Die Drossapharm Arzneimittel Handelsgesellschaft gibt in der Lieferengpassliste des BfArM an, dass eine „Lieferunfähigkeit aller Mitbewerber“ besteht. In der Folge sind zahlreiche Patient:innen von dem Engpass betroffen.

„Arilin 250 Filmtabletten“ sind nämliche beispielsweise zur Behandlung von folgenden Erkrankungen indiziert:

  • Trichomoniasis
  • Bakterielle Vaginose (Aminkolpitis, unspezifischer Kolpitis)
  • Infektionen mit Beteiligung von Anaerobiern, besonders Infektionen, die vom weiblichen Genitale, Magen-Darm-Trakt, Hals-Nasen-Ohren- und Zahn-Mund-Kiefer-Bereich ausgehen.

In der 500-mg-Dosierung ist die Indikationsliste noch länger:

  • Trichomoniasis
  • Bakterieller Vaginose (Aminkolpitis, unspezifischer Kolpitis)
  • Amöbiasis
  • Lambliasis (Giardiasis)
  • Infektionen mit Beteiligung von Anaerobiern, besonders Infektionen, die vom weiblichen Genitale, Magen-Darm-Trakt, Hals-Nasen-Ohren- und Zahn-Mund-Kiefer-Bereich ausgehen
  • Infektion mit Helicobacter pylori im oberen Magen-Darm-Bereich
  • Infektionen der Knochen und Gelenke
  • Infektionen der Haut- und Weichteilgewebe
  • Infektionen des Zentralnervensystems (einschließlich Hirnabszess und Meningitis) insbesondere verursacht durch Bacteroides spp.
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Endokarditis
  • Zur Infektionsprophylaxe bei operativen Eingriffen im gynäkologischen Bereich oder im Magen-Darm-Trakt.

Die Suche nach Alternativen

Eine Suche nach alternativen Antibiotika stellt sich bei einer solchen Vielzahl an Indikationen schnell als kompliziert dar. Erst kürzlich berichtete beispielsweise die DAZ zwar, dass Metronidazol bei der Behandlung einer Clostridioides-difficile-Infektion (CDI) keine erste Wahl mehr ist. Die Primärtherapie soll vielmehr mit Fidaxomicin und Vancomycin erfolgen. 

Doch etwa in der Leitlinie zu Helicobacter Pylori heißt es: „Bei Therapieversagen, Penicillinallergie oder einer H.pylori-Infektion mit einem gegen Clarithromycin und Metronidazol doppelt resistenten Keim soll eine individuelle Therapieentscheidung in Abhängigkeit von Alter des Patienten und Resistenzergebnis gefällt werden. Hierbei wird auf Reserveantibiotika zurückgegriffen.“ Und auch bei Clarithromycin bestehen derzeit Lieferengpässe.

Ein weiteres Beispiel: Eine Therapie einer bakteriellen Vaginose soll mit oralem oder topischem Clindamycin, oder mit Metrondiazol erfolgen. Das entspricht der ersten Wahl. Doch auch für Clindamycin werden Engpässe in der BfArM-Liste aufgeführt. Lokale Antiseptika sind dann noch eine Alternative.

Während diese Abhandlung zu Metronidazol also keineswegs vollständig ist, zeigt sie doch auch in ihrer Kürze, wie komplex die Bewältigung von Lieferengpässen im Apothekenalltag sein kann. Denn selbst wenn noch Alternativen verfügbar sind, muss zunächst mit den Ärzt:innen abgeklärt werden, für welche der zahlreichen Indikationen überhaupt eine Alternative gesucht wird. 


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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