Gesundheitsinformation online

Patientenplattform MedWatcher will mit Apotheken zusammenarbeiten

08.08.2023, 09:15 Uhr

Die Patientenplattform MedWatcher lockt mit individuell zusammengestellten Gesundheitsinformationen. (Screenshot: DAZ / MedWatcher)

Die Patientenplattform MedWatcher lockt mit individuell zusammengestellten Gesundheitsinformationen. (Screenshot: DAZ / MedWatcher)


Die Patientenplattform MedWatcher kooperiert jetzt mit der Initiative „Frag die Apotheke“. Patienten, die eine Arzneimitteltherapie benötigen, erhalten dort speziell für sie zusammengestellte Gesundheitsinformationen. Wie finanziert sich das Angebot und weshalb sollten Apotheken sich als sogenannte Publisher beteiligen? Die DAZ hat nachgefragt.

Die neue Patientenplattform MedWatcher will ihre Kooperation mit Apotheken ausbauen: Diese können sich kostenlos mit einem eigenen Auftritt auf der Seite präsentieren. Außerdem wurde eine Zusammenarbeit mit „Frag die Apotheke“ gestartet. Auf der Seite MedWatcher.io erhalten Patienten, die eine Arzneimitteltherapie benötigen, speziell auf sie zugeschnittene Gesundheitsinformationen. Gleichzeitig werden Daten von ihnen erhoben, die anonymisiert der Forschung und der Industrie zur Verfügung gestellt werden können.

Wie funktioniert MedWatcher?

Ähnlich wie bei Instagramm können Nutzer auf der Seite bestimmten „Publishern“ von Gesundheitsinformationen folgen, darunter die Apotheken Umschau, Ärzte, Forschungsinstitute, Hersteller – und Apotheken. Und sie werden regelmäßig dazu befragt, welche Symptome sie haben, welche Arzneimittel sie einnehmen und wie ihre Therapie verläuft.

Sobald ein Patient bei MedWatcher Fragen zu einem bestimmten Thema beantwortet hat, kann er Statistiken abrufen, die aus anderen Patientendaten erstellt werden. Wer zum Beispiel ein Präparat zur Behandlung von Typ-2-Diabetes einnimmt, erfährt, welche Arzneimittel andere Nutzer mit dieser Erkrankung nehmen, welches Geschlecht und Alter und welchen BMI diese durchschnittlich haben. „Das Angebot befindet sich noch im Aufbau“, sagt Friderike Bruchmann. Sie ist die Gründerin von XO Life, dem Start-up, das hinter MedWatcher steht. „In Zukunft wird es auch möglich sein, Therapieerfolge zu vergleichen.“ 

Um Gesundheitsdaten abzufragen und auszuwerten, nutzt MedWatcher wissenschaftlich validierte Standardverfahren und kooperiert mit Forschungsinstituten, wie dem Charité Center for Patient-Centered Outcome Research und nationalen und internationalen Fachgesellschaften für medizinische Forschung. Alle Daten werden laut XO Life gemäß der europäischen Datenschutzgrundverordnung verarbeitet und ausschließlich auf deutschen Servern mit höchsten Sicherheitsstandards verschlüsselt gespeichert.

Wie bezieht MedWatcher die Apotheken ein?

Apotheken sind bei MedWatcher auf verschiedene Arten eingebunden. Eine neue Funktion auf der Seite ist ein Chat-Fenster, über das der Service von Frag die Apotheke angeboten wird. Nutzer können darin eine Frage zu ihrer Arzneimitteltherapie posten und erhalten dann innerhalb von 30 Minuten eine Antwort. Davon unabhängig kann jede Apotheke sich ein eigenes Publisher-Profil anlegen, auf dem zweimal pro Woche Inhalte zu medizinischen Themen veröffentlicht werden. Die Inhalte können die Apotheken selbst verfassen oder automatisch von MedWatcher beziehen. XO Life hat ein eigenes Team aus Pharmaziestudenten und Pharmazeuten, das diese Inhalte erstellt.

Was bringt ein MedWatcher-Profil den Apotheken?

Zahlen müssen Apotheken für ein Profil bei MedWatcher nichts. Sie werden aber auch nicht dafür entlohnt, selbst wenn sie selber Inhalte liefern. Dafür bekommen sie die Software und technische Unterstützung gestellt und können auf ihrem Profil zum Beispiel auf Angebote ihrer Apotheke hinweisen. Das ist allerdings auch auf der eigenen Homepage möglich. 

Wo ist der Vorteil eines MedWatcher-Profils und kann es wirklich zur Kundenbindung beitragen? Man biete den Apotheken die Möglichkeit, „ihre Kunden digital nach Hause zu begleiten und nicht an andere Online-Quellen zu verlieren“, hatte Bruchmann bei einer Vorstellung der neuen MedWatcher-Angebote gesagt. Die Homepage ihrer Apotheke würden Kunden höchstens gelegentlich besuchen, sagt Bruchmann. MedWatcher hingegen sei für Patienten durch die verschiedenen Funktionen interessanter und biete ein individuelles Nutzererlebnis. Apotheken, die mit MedWatcher kooperieren wollen, können sich unter dem Button „Publisher werden“ auf der Seite registrieren. Sie bekommen dann von MedWatcher Marketingmaterial wie Rollups, Sticker und Flyer mit QR-Codes gestellt, die zum Profil der Apotheke bei MedWatcher verlinken. „Jeder Kunde, der sich über den entsprechenden QR-Code auf der Seite registriert, folgt dann als erstes automatisch seiner Stammapotheke“, erklärt Bruchmann.

MedWatcher hat getestet, wie gut das Marketing-Material von Apothekenkunden angenommen wird. Bei einer Verteilaktion hätten rund 20 Prozent der Kunden, die einen Flyer mitnahmen, versucht, sich über den Publisher-Account ihrer Apotheke bei MedWatcher zu registrieren. Wie viele Nutzer durchschnittlich dem Account einer Apotheke bei MedWatcher folgen, könne sie nicht sagen, so Bruchmann. Die Seite habe aber bisher rund 60.000 Nutzer.

Wie finanziert sich MedWatcher?

Auch diese müssen übrigens für die Nutzung von MedWatcher nichts zahlen: Haupteinnahmequelle der Plattform ist laut MedWatcher die Pharmaindustrie. So können Medikamentenhersteller Bereiche auf der Seite erwerben, für die sie Lizenzgebühren zahlen. In diesen Bereichen können sie eigene Inhalte einstellen und zum Beispiel eine digitale Therapiebegleitung für ein bestimmtes Medikament anbieten. Dabei können sie Marktforschung für ihre Produkte betreiben und ersparen sich die Mühe, eigene Apps zu Medizinprodukten oder Therapiebegleitung zu entwickeln. Die Hersteller-Bereiche und deren Informationen sollen dabei stets also solche gekennzeichnet sein und sich farblich abheben, sagt Bruchmann.

Auch die Kooperation mit „Frag die Apotheke“ wird laut Bruchmann teilweise durch die Pharmahersteller finanziert. So ist das Chat-Fenster, in dem Nutzer ihre Fragen stellen können, im allgemeinen Bereich von MedWatcher zugänglich. Hersteller müssen aber dafür zahlen, wenn sie es auf ihrem Bereich einbinden wollen. Auch das funktioniert laut Bruchmann über Lizenzgebühren und die Hersteller sollen keinerlei Einfluss auf die Inhalte haben. Für anonymisierte Patientendaten, die die Plattform ihnen liefern kann, zahlen die Pharmaunternehmen ebenfalls. Forschungsinstituten hingegen sollen die gleichen Daten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Welche Ziele verfolgt MedWatcher?

Größtes Ziel von MedWatcher ist es derzeit, zu wachsen. In Zukunft könnten noch andere Gesundheitsberufe wie zum Beispiel Hebammen mit eingebunden werden, um Inhalte zu ihrem Themenbereich zu erstellen, sagt Bruchmann. Und natürlich soll sich die Reichweite möglichst schnell erhöhen: „Wir streben an, bis zum Jahresende 250.000 Nutzer zu haben“, sagt Bruchmann. „Und irgendwann wollen wir eine Plattform sein, die jeder kennt.“


Irene Habich, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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