Hilfsangebot von Medwatch

Gesundheitsinformationen für Geflohene aus der Ukraine

Stuttgart - 07.03.2022, 16:45 Uhr

Beim Koordinierungsbüro für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Nürnberg ist der Andrang groß, überall aus Deutschland gibt es ähnliche Bilder. (s / Foto: IMAGO / IPA Photo)

Beim Koordinierungsbüro für die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Nürnberg ist der Andrang groß, überall aus Deutschland gibt es ähnliche Bilder. (s / Foto: IMAGO / IPA Photo)


Angesichts der schrecklichen Geschehnisse in der Ukraine wird ein großer Flüchtlingsstrom erwartet, die ersten Menschen sind bereits in Deutschland angekommen. Das Team des Rechercheportals Medwatch hat sich überlegt, wie es den geflohenen Menschen aus der Ukraine helfen könnte und stellt ihnen nun wichtige Gesundheitsinformationen in ihrer Landessprache zur Verfügung, darunter Basis-Informationen sowie Infos zu Arzneimitteln und zur Corona-Impfung.

Zahlreiche Hilfsorganisationen sind derzeit an der ukrainisch-polnischen Grenze und in der Ukraine selbst tätig, um die Not der Menschen dort ein wenig zu lindern. Sie bringen palettenweise Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Arzneimittel und Medizinprodukte. Gleichzeitig fliehen immer mehr Menschen aus den umkämpften Gebieten. Die meisten wurden bislang in Polen aufgenommen, doch auch in deutschen Städten sind schon viele angekommen. Das Bundesinnenministerium weiß nach eigenen Angaben – Stand Montagmorgen – von 50.294 Eingereisten. Und auch sie benötigen Hilfe – Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung. 

Die Mitgliedstaaten haben sich immerhin darauf geeinigt, Kriegsflüchtlinge schnell und unkompliziert in die EU aufzunehmen. So sollen alle Geflüchteten aus der Ukraine mindestens ein Jahr Schutz in der EU bekommen – ohne Asylverfahren – und eine Arbeitserlaubnis, Krankenversicherung und Zugang zu Bildung und Sozialhilfe erhalten. Was es aber außerdem braucht, sind Informationen. Auf den behördlichen Seiten gibt es aktuell noch kaum Informationen auf Ukrainisch.

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Hier möchte das Team des Rechercheportals Medwatch helfen: mit wichtigen Gesundheitsinformationen. „Wir von MedWatch.de haben überlegt, wie wir den Menschen aus der Ukraine helfen können“, heißt es in einer Mitteilung. Man sei froh etwas tun zu können, um vielleicht immerhin ein ganz kleines bisschen helfen zu können, auch wenn es nur ein ganz kleiner Beitrag sei. Aber wenn nur einem Menschen, der jetzt in Deutschland ankommt, eine drängende Frage zu seiner Gesundheit beantwortet werden könne, habe es sich für das Medwatch-Team schon gelohnt.

Die Journalist:innen haben per Twitter und Facebook nach Übersetzer:innen mit medizinischem Hintergrund gesucht. Mehr als 200 Menschen hätten sich gemeldet – und meldeten sich noch, berichtet Gründerin Nicola Kuhrt. Parallel hat das Medwatch-Team begonnen, ein Netzwerk aufzubauen. Dabei arbeitet es mit „TranslatorsAgainstWar“ zusammen und vermittelt zu diesem Projekt alle, die helfen möchten, aber keinen medizinischen Hintergrund haben. Die Ärzt:innen, die Apotheker:innen, PTAs und Medizin-Studierenden, die sich gemeldet haben, treffen sich ab sofort in der ukrainischen Medwatch-Gruppe (gerne melden unter kontakt@medwatch.de).

Teilen erwünscht!

Außerdem sollen die Gesundheitsinformationen, unter anderem zu Corona und zur Corona-Impfung, mit „Ärzte der Welt“ und auch mit der Caritas geteilt werden, um vielen Menschen Zugang zu ermöglichen.

Und das Angebot wird angenommen: „Die Menschen schreiben uns aktuell bereits aus den Bussen, irgendwelchen PKWs, Bahnhöfen, noch aus der Ukraine – mit Ziel Berlin, Hamburg oder München“, berichtet Nicola Kuhrt gegenüber der DAZ. „Manche brauchen ein Ankunftszentrum oder ähnliches, andere wollen wissen, ob und wie / wo der Onkel, die Tante oder die Freundin ihre Krebs-Therapie fortsetzen kann. Gestern Abend schrieb eine Frau, die mit ihrer dreijährigen Tochter auf der Flucht ist. Sie muss dringend zum Kinderarzt.“ Sie allein habe vergangene Woche rund 500 Mails geschrieben, erzählt die Journalistin. Außerdem bittet sie darum, die Infos in den sozialen Netzwerken zu teilen und an die Aktiven vor Ort weiterzuleiten.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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