Studie von Privacy International

Datenlecks durch Werbetracker auf Gesundheitsportalen entdeckt

Stuttgart - 05.09.2019, 08:59 Uhr

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)


Die Nichtregierungsorganisation Privacy International, die sich um das Thema Datenschutz kümmert, hat in einer jetzt veröffentlichten Studie herausgefunden, dass Online-Gesundheitsportale in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich teils sensible Daten, etwa über das Thema Depression, an Werbetreiber weitergeben. 

Das Internet ist zweifelsfrei ein enormer Werbemarkt. In der Hinsicht sind sich alle Experten einig. Und wie eine aktuelle Befragung, der Media Innovation Report von nextMedia.Hamburg, jetzt zeigte, sind fast die Hälfte der repräsentativ Befragten nicht bereit, Geld für journalistische Inhalte im Netz zu bezahlen, dementsprechend wird Werbung auch in Zukunft eine wichtige Quelle bleiben, um solche Inhalte im Internet zu finanzieren.

Zu den journalistischen Inhalten im Netz gehören auch die bei Nutzern sehr beliebten Ratgeber-Seiten, darunter zahlreiche Gesundheitsportale. Gern genommen sind dabei auch Tests, mit denen sich etwa herausfinden lässt, ob man etwa an einer Depression leidet – Internet-Nutzer geben dabei auch Informationen preis, die sie vielleicht nicht einmal ihren besten Freunden erzählen würden, sich anonym wähnend im Internet.

Dass das offensichtlich ein Trugschluss ist, deckte nun die Nichtregierungsorganisation (NGO) Privacy International (PI)  auf. In einer jetzt veröffentlichten Studie mit dem Titel „Your Mental Health for Sale“ legte die britische NGO dar, dass zahlreiche Webseiten in Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich von Usern eingegebene Daten zum Thema Depression in unterschiedlicher Form an werbetreibende Drittanbieter weitergeben.

98 Prozent aller untersuchten Seiten mit Drittanbieter-Tools

136 Seiten untersuchten die Datenschützer, darunter auch die Themenseiten der Apotheken-Umschau und des Gesundheitsportals netdoktor, die über das Thema Depression informierten. Auf 97,78 Prozent aller untersuchten Seiten fanden die PI-Experten eingebaute Programme und Inhalte von Drittanbietern, sogenannte Cookies, Java-Scripts, Bilder auf anderen Servern oder Tracking-Programme, was die Experten laut der Studie für datenschutztechnisch bedenklich halten. Zwar verstehe man, dass manche Drittanbieter-Elemente nützliche Features böten wie Schriften oder visuelle Effekte, sagen die Experten. Allerdings hätten die Forschungen gezeigt, dass 76,04 Prozent aller untersuchten Webseiten Drittanbieter-Tracker für Werbezwecke enthielten. Auch zwei Drittel der 44 untersuchten deutschen Seiten sind davon betroffen, französische Portale sogar zu 90 Prozent.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Wasser predigen und selbst Wein trinken!

von Georg Huber am 06.09.2019 um 15:10 Uhr

Privacy International glätzt auch nicht gerade mit vorbildlichem Umgang mit dem Datenschutz... wer sich wirklich die Mühe macht und die "Studie" durchliest wird feststellen, dass sie als weiterführende Online Lektüre für Depressionen / Suizidgedanken ausgerechnet eine Seite weiterempfehlen, die ganz munter via Google (!) Analytics Nutzerdaten sammelt; und zwar OHNE vorherige Usereinwilligung - also genau so, wie sie es eigentlich anprangern! Doppelmoral und so...

Quelle: Besagt Studie "Your metal health for sale" - https://privacyinternational.org/sites/default/files/2019-09/Your mental health for sale - Privacy International.pdf - Seite 6 - Dort findet sich der Verweis auf https://www.befrienders.org/ , die OHNE Einwilligung Google Analytics einsetzen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

!

von Anita Peter am 05.09.2019 um 9:46 Uhr

Digitalisierung first, Bedenken second

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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