Arzneimittelversorgung in Gefahr

7 Punkte für Thüringen

Berlin - 13.06.2023, 13:00 Uhr

Die Versorgungslage in Thüringen kippt. (Foto: Ausschnitt aus der LAKT-Pressemitteilung)

Die Versorgungslage in Thüringen kippt. (Foto: Ausschnitt aus der LAKT-Pressemitteilung)


Vor den Apothekenprotesten am Mittwoch legen die einzelnen Kammern und Verbände sich noch einmal mächtig ins Zeug. Das ist in Thüringen nicht anders. Am Dienstag veröffentlichte die Kammer einen 7-Punkte-Plan, um die Situation der Apotheken in dem Bundesland zu verbessern. Auffällig ist: Einige schließen an die Forderungen der ABDA an – andere haben eine deutliche lokale Note.

Die Thüringer Apotheken schlagen Alarm: Nur noch 500 Apotheken gibt es in dem Bundesland – das bedeutet, dass in den vergangenen 15 Jahren 80 schließen mussten. Die Versorgungslage kippt, heißt es in einer Pressemitteilung der Landesapothekenkammer Thüringen vom Dienstag, die anlässlich des Protesttags am morgigen Mittwoch versendet wurde.

Damit sich an der dramatischen Lage etwas ändert, hat die Kammer einen 7-Punkte-Plan ausgearbeitet, für den sie unter anderem auch auf der Webseite https://www.lebenszeichen-apotheke.de wirbt. Gefordert wird:

  1. Mehr Pharmazie-Studienplätze in Jena
  2. Runden Tisch „Thüringer Gesundheit“ einberufen
  3. Land und Leute stärken
  4. Pharmazeuten aus Drittstaaten integrieren
  5. Initiative im Bundesrat „Apothekenstärkung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung“ 
  6. Arzneimittelversorgung stabilisieren
  7. Heilberufliche Kooperation beim Medikationsmanagement bundesweit fortführen

Während die Punkte 5 und 6 sich an die Forderungen der ABDA bezüglich der Erhöhung des Honorars, der Abschaffung von „Null-Retaxationen“ und der Entbürokratisierung anschließen, haben die anderen eine lokale Note, die unter anderem auch die Frage der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum in den Vordergrund stellt. So wird in Punkt 1 darauf hingewiesen, dass es in Thüringen jedes Jahr doppelt so viele Bewerbungen wie Pharmazie-Studienplätze gebe. Gefordert wird deshalb, dass es am Institut für Pharmazie in Jena statt 75 in Zukunft 100 Studienplätze geben soll.

Zudem wird eine bessere Integration von Pharmazeut:innen aus Drittstaaten – also nicht EU-Ländern – angeregt (Punkt 4). Das Bundesland könne dies erleichtern, indem Anerkennungsverfahren entbürokratisiert werden. Punkt 3 stellt die prekäre Situation der Apotheken in einen Zusammenhang mit der allgemeinen Infrastruktur im ländlichen Raum in Thüringen und fordert Nachbesserung im öffentlichen Nahverkehr, den „Datenautobahnen“ und unter anderem auch bei der Kinderbetreuung. Um Ideen und Erfahrungen zu sammeln, sollen an einem „Runden Tisch“ Fragen der gesundheitlichen Versorgung besprochen – schließlich würden nicht nur Apotheker:innen fehlen, sondern auch Ärzt:innen. Punkt 7 thematisiert die nachgewiesenen positiven Effekte von ARMIN und möchte an diese in einem bundesweiten Projekt anknüpfen.

Auf der erwähnten Webseite https://www.lebenszeichen-apotheke.de gibt es die Möglichkeit, ein Statement für den geplanten „Runden Tisch“ abzugeben. „Unterstützen Sie unseren 7-Punkte-Plan für die von den noch bestehenden Thüringer Apotheken getragene sichere Arzneimittelversorgung“, heißt es dazu auf der Seite.


Matthias Köhler, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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