Tag der Pharmazie in Jena

Keine arbeitslosen Apotheker in Thüringen

Stuttgart - 30.09.2016, 14:30 Uhr

Das Problem der leeren Hörsäle hat die Pharmazeutische Fakultät in Jena nicht: Ihnen fehlen die Plätze. (Foto: Catalin / Fotolia)

Das Problem der leeren Hörsäle hat die Pharmazeutische Fakultät in Jena nicht: Ihnen fehlen die Plätze. (Foto: Catalin / Fotolia)


Eine Jobgarantie von 100 Prozent für Apotheker und 400 fehlende Apotheker bis 2025: Grund für Thüringens Apothekerverbände sich am Tag der Pharmazie auch politisch für mehr Studienplätze stark zu machen.

Nur eine Hochschule in Thüringen bietet Pharmazie als Studienfach an. An der Friedrich-Schiller-Universität in Jena können 50-60 pharmazeutisch Interessierte ihr Studium aufnehmen – einmal jährlich zum Wintersemester. „Viel zu wenig“, findet nicht nur der Apothekerverband Thüringen. Objektiv lässt sich das Defizit mit Zahlen belegen: Auf jeden Studienplatz kommen zwei Bewerber. Langfristige Prognosen sehen 400 unbesetzte Apothekerstellen in Thüringen bis 2025.

Die Landesapothekerkammer (LAK) und der Apothekerverband Thüringen nutzten den Tag der Pharmazie am 28.09.2016, um auf die unglückliche Lage aufmerksam zu machen. 1500 Schüler kamen zum Tag der Pharmazie. Das Interesse am Pharmaziestudium sei groß, sagt Danny Neidel, Geschäftsführer der LAK Thüringen.

Das ungebrochene Interesse führt Neidel zum Einen auf Aktionen wie den Tag der Pharmazie zurück, der nun schon zum dritten Mal in Jena stattfand. Aber auch auf die äußerst guten Berufsaussichten, die Apotheker nach Abschluss ihres Pharmaziestudiums erwarteten. 

Pharmazie: Großes Interesse, keine Studienplätze

„Es müsste viel mehr Studienplätze geben“, findet auch Ronald Schreiber, Präsident der LAK Thüringen. Sorgen um die Arbeitsplatzsituation der Apotheker macht er sich ebenfalls nicht. So gebe es in Thüringen quasi keinen arbeitslosen Apotheker. 

Thüringen liegt im Bereich der Erwerbslosigkeit mit 6,2 Prozent knapp über dem bundesweiten Durchschnitt von 5,9 Prozent. Das geht aus der Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom September 2016 hervor. 71.228 Menschen in Thüringen sind derzeit ohne Job. 

Pharmaziestudium

„Umso schöner wäre es, wenn die Anzahl der Plätze erhöht würde, dass wir auch mehr jungen Menschen die Chance geben können, Apotheker zu werden“.

Somit warb die Apothekerschaft weniger für mehr Studenten an der Jenaer Universität und das Interesse an der Naturwissenschaft, sondern viel mehr für zusätzliche Studienplätze. Das Signal richtet sich an die Landesregierung Thüringen.

Weitere Studienplätze kosten Geld. Es bräuchte hierfür erhebliche Investitionen in die bestehende pharmazeutische Infrastruktur der Universität in Jena. „Es müsste teuer renoviert werden“, sagt Stefan Fink, Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbands. Dies sei in Summe weit kostenintensiver als ein „mutiger, neuer Bau, der alles zusammenfasst“. Dies sei nicht nur wirtschaftlich, sondern auch perspektivisch sinnvoll.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Arbeitskräftemangel in Apotheken - wen interessiert´s überhaupt?

von Wolfgang Müller am 01.10.2016 um 14:57 Uhr

Der Arbeitskräftemangel in den Apotheken wird sich nicht durch "zusätzliche Studienplätze" beheben lassen. Es gibt dafür nur zwei ernstzunehmende Ansätze:

1) Die KONSTRUKTIVE Methode:
Überflüssige Anforderungen im Tagesgeschäft konsequent beseitigen. Vor Allem endlich offiziell 90 % des "Labors", alle medizinisch überflüssigen Rezepturen (wäre sehr einfach durch auskömmliche Honorierung zu erreichen) und QM-Schmankerl wie "Fertigarzneimittel-Stichprobenprüfung" etc. Und vor Allem: Keine neuen zeitraubenden "QM"-Tätigkeiten dazu kommen lassen.

(Mal so ganz nebenbei, FS bzw. KPS: Wo soll eigentlich in "Typischen" Apotheken die Personal-Kapazität für sinnvolle zusätzliche Dienstleistungen in der Pharmazeutischen Betreuung/AMTS etc. herkommen, wenn wir diesen ganzen vorgestrigen Krimskrams weiter mit rumschleppen? Traut sich überhaupt mal BITTE Einer, DAZU was Ernstzunehmendes zu überlegen und zu sagen? Außer, wie einem mittelrangigen Berufspolitiker aus Versehen schon mal rausgerutscht: "Die keine Kapazität für MM haben werden, die schaffen ja jetzt schon unser Kammer-QM nicht". Fröhliches verzweifeltes Bemühen und anschließendes Sterben dann .....)

Die geschilderten Entrümplungen haben die Apotheker selber in der Hand. Der DAV/Die ABDA müsste das "Der Politik" nur mal endlich vorschlagen. "Die Kammern" als Solche werden es wegen ihres offensichtlichen, sicher menschlichen Interessen-Konflikts (s. o.) wohl niemals alle mittragen. Was sollt denn dann noch groß vorgeschrieben, geschult, kontrolliert werden? Außer dem Pharmakologischen und Organisatorischen, was uns alle sowieso WIRKLICH interessiert und was wir daher auch viel eher picobello im Griff haben? .

2) Die DESTRUKTIVE Methode:
Das Schließen von mindestens einem Viertel unserer Apotheken.

Zur Zeit betreiben "Wir" beflissen die Methode 2). Allerdings viel zu langsam, um dem Personalmangel wirksam entgegenzutreten. So dass es sehr schön für den Verdrängungswettbewerb zugunsten des Versandes und der "Ziemlich Großen" ist, und für die - eine begrenzte Zeit noch - gesuchten Angestellten. Aber ein rechtes Elend für normale kleine und mittlere Betriebe, wo es keinen besser verdienenden Ehepartner gibt. Und die daher bei weiter stagnierendem Fixhonorar keine "marktgerechten" Gehälter mehr zahlen können. Noch für viele, viele Jahre.

Vielleicht wäre der erste, konstruktive Weg von einer erneuerten ABDA ja BITTE doch einmal zu prüfen. Einer ABDA, die auch wieder einmal die "normalen", offensichtlichen ArbeitGEBER--Interessen zu berücksichtigen sich traut. Auch und vor Allem: Für "Die Jungen"!

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