Plötzlich neues Geld

Zur Rose platziert Wandelanleihe und Kapitalerhöhung

Süsel - 01.09.2022, 13:30 Uhr

Frisches Geld für Zur Rose: Das Unternehmen platziert eine Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung. (s / Foto: IMAGO / Andreas Haas)

Frisches Geld für Zur Rose: Das Unternehmen platziert eine Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung. (s / Foto: IMAGO / Andreas Haas)


Die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose brauchte Geld und an den Kapitalmärkten wurde spekuliert, woher dieses kommen soll. Nun ging alles ganz schnell: Am gestrigen Mittwoch kündigte das Unternehmen eine Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung an und schon Donnerstagfrüh meldete es die Platzierung, allerdings zu hohen Zinsen für die Anleihe.

Seit Anfang des Jahres geht der Aktienkurs der Zur Rose Group zurück. Der negative Cashflow sorgt für andauernden Mittelabfluss. Darum hatte das Unternehmen weiteren Finanzbedarf. Es wurde bereits über einen möglichen Verkauf spekuliert. Doch am gestrigen Mittwochnachmittag meldete die Zur Rose Group, dass sie eine Wandelanleihe mit einem Gesamtnennbetrag von etwa 100 Millionen Schweizer Franken und eine Kapitalerhöhung von etwa 50 Millionen Franken im beschleunigten Bookbuilding-Verfahren lanciert. Für die Wandelanleihe wurde dabei ein Zinssatz zwischen 6,125 und 6,875 Prozent pro Jahr erwartet. Sie soll im September 2026 zurückgezahlt werden. Die Kapitalerhöhung soll aus dem bestehenden genehmigten Kapital erfolgen.

Schon am heutigen Donnerstagmorgen meldete das Unternehmen die Platzierung der Wandelanleihe und der Kapitalerhöhung. Die Wandelanleihe sei im Umfang von etwa 95 Millionen Franken zu einem Zinssatz von 6,875 Prozent pro Jahr platziert worden. Die Abwicklung werde voraussichtlich am 15. September stattfinden. Die Wandelanleihe werde vorläufig den Investoren zugeteilt, die an dem Angebot teilnehmen. Diese Zuteilung werde anteilig im Verhältnis zur Anzahl der ausgeübten Zeichnungsrechte der bisherigen Aktionäre gekürzt. 

Börse reagiert mit deutlichem Abschlag

Der anfängliche Wandlungspreis betrage 49,725 Franken. Dies entspreche einer Prämie von 27,5 Prozent auf den Referenzpreis der Aktien von 39 Franken, der im beschleunigten Bookbuilding ermittelt worden sei. Zu diesem Preis seien die neuen Aktien bei der Kapitalerhöhung platziert worden. Damit ergebe sich ein Bruttoerlös von 44 Millionen Franken. Das Aktienkapital steige damit um 33.583.890 Franken auf 340.965.420 Franken. Soweit die Angaben von Zur Rose.

Zwei Wege, um sich neues Geld zu beschaffen

Das Unternehmen verschafft sich damit also auf zweierlei Weise neues Geld. Erstens gibt es eine neue Anleihe aus, wobei die Besonderheit einer Wandelanleihe darin liegt, dass die Investoren diese später in Aktien umtauschen können. Falls der Kurs der Zur-Rose-Aktie deutlich steigen sollte, kann das mehr einbringen als der zuvor gezahlte Nennbetrag. Anderenfalls wird die Anleihe nach vier Jahren zum Nennbetrag zurückgezahlt. Üblicherweise müssen Unternehmen für solche Wandelanleihen einen eher geringen Zins zahlen, weil die Aussicht auf steigende Aktienkurse lockt. Doch Zur Rose musste 6,875 Prozent Zinsen bieten, was am oberen Ende der vom Unternehmen angegebenen Spanne liegt. 

Die zweite Maßnahme ist die Ausgabe neuer Aktien zu einem Kurs, der gemäß der Berechnung von Zur Rose um 14,9 Prozent unter dem bisherigen Aktienkurs liegt. Doch das alles ging sehr schnell. Um neue Anleger zu finden, wählte Zur Rose ein beschleunigtes Verfahren und sammelte das Geld damit innerhalb von Stunden offenbar bei institutionellen Investoren ein. Die Börse reagierte auf diese Schritte mit einem deutlichen Abschlag. Nach einem Kurs von 45,82 Franken am Vortag eröffnete die Aktie am Donnerstag mit 41,16 Franken, stieg dann aber wieder an. Insgesamt nimmt das Unternehmen mit den beiden Maßnahmen etwa 139 Millionen Franken ein.

Hoher Finanzbedarf bei Zur Rose für Anleiherückzahlung

Über den Finanzbedarf des Unternehmens gibt es unterschiedliche Angaben. Im Bericht der Zur Rose Group über das erste Halbjahr hieß es, im Juli 2023 müsse eine ausstehende 2,5-prozentige Anleihe über 115 Millionen Franken zurückgezahlt werden. Dafür sei „eine teilweise Refinanzierung notwendig“. Ein Analyst der Berenberg Bank hatte den Finanzbedarf für das nächste Jahr allerdings auf etwa 300 Millionen Franken geschätzt. 

Das grundlegende Problem dürfte der andauernde negative Cashflow des Unternehmens sein. Für das laufende Jahr wird wiederum ein negatives operatives Ergebnis erwartet. Die jüngste Transaktion zeigt, dass sich dennoch Geldgeber finden, wenn auch zu hohen Zinsen und mit einem deutlichen Kursabschlag. Doch das sind nur zwei weitere Kapitalmaßnahmen. Langfristig dürfte entscheidend sein, ob das Unternehmen den Mittelabfluss stoppen kann.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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