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3. Juni 2021
Der Umsatz im Apothekenmarkt mit rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln inklusive Apothekenversandhandel hat zwar auch im ersten Corona-Jahr 2020 zugelegt, im Vergleich zum Vorjahr um 4,9 Prozent, wie die neue Broschüre des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) zeigt. Doch Jubeltöne sind von den Pharmaherstellern nicht zu vernehmen. Im Gegenteil, die Hersteller beklagen immense Belastungen durch gestiegene Herstellerabschläge und Rabattzahlungen gegenüber den Krankenkassen: Die Belastungen sind im vergangenen Jahr auf mehr als 11,6 Milliarden Euro und damit höher als je zuvor geklettert (allein die Rabattverträge machen hier knapp 5 Milliarden Euro aus). BAH-Hauptgeschäftsführer Hubertus Cranz lässt daher die Politik wissen, dass der Kostendruck für die Unternehmen aufgrund der zahlreichen sozialrechtlichen Steuerungselemente immens sei, und fordert Entlastungen statt weiterer Belastungen. Und es müsse Anreize für die Hersteller geben, die Lieferketten nachhaltig zu sichern und weiterhin in die Forschung, auch mit bekannten Arzneimitteln, zu investieren. Mein liebes Tagebuch, so geht Politik.
Das E-Rezept kommt – aber die wenigsten Bürgerinnen und Bürger wissen, was es damit auf sich hat, was auf sie zukommt und wie das E-Rezept funktioniert. Mein liebes Tagebuch, stark oder? Da kommt eine der größten Revolutionen auf dem Gebiet der Arzneimittelversorgung auf uns zu und die wenigsten haben davon gehört. Damit das nicht so bleibt, hat die Gematik, die für die Einführung des E-Rezepts zuständig ist, die Deutsche Telekom AG beauftragt, ab 1. Juli dieses Jahres eine Hotline für Fragen rund um das E-Rezept zu betreiben. Man möchte mit diesem Angebot die Bürgerinnen und Bürger bei der Einführung der digitalen Verordnungen „intensiv begleiten“. Mein liebes Tagebuch, da sind wir gespannt, wie diese Begleitung aussehen wird. Welche Bürgerin, welcher Bürger erwartet denn von der Telekom, dass sie uns über das E-Rezept informieren und aufklären wird? Bei allem Einfallsreichtum der Gematik: Den Löwenanteil der Aufklärung übers E-Rezept werden wohl die Apotheken vor Ort leisten (müssen), im persönlichen Gespräch mit ihren Kundinnen und Kunden – so eine Telekom-Hotline kann da höchstens als Add-on hinzukommen. Vielleicht hätte die Gematik mal ein paar Euro in die Hand nehmen sollen, um die Apotheken zu unterstützen mit Infomaterial, mit kleinen Foldern und Broschüren, die sie ihren Kunden in die Hand geben können. Denn Gespräche übers E-Rezept kosten zusätzliche Arbeitszeit. Die Euro für die Infos und Aufklärung zum E-Rezept wären bei den kleinen Apotheken sicher besser angelegt als beim magentafarbenen Riesen.
7 Kommentare
Honorierte Dienstleistungen
von Karl Friedrich Müller am 06.06.2021 um 15:58 Uhr
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@Kommentar Michael Zeimke
von Gunnar Müller, Detmold am 06.06.2021 um 15:45 Uhr
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Hirschhausen Buch
von Cs am 06.06.2021 um 14:47 Uhr
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Fragen über Fragen
von Dr.Diefenbach am 06.06.2021 um 12:52 Uhr
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AW: Fragen über Fragen
von Sabine Schneider am 06.06.2021 um 13:50 Uhr
Spahn
von Conny am 06.06.2021 um 8:32 Uhr
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AW: Spahn
von Michael Zeimke am 06.06.2021 um 14:26 Uhr
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