Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

06.06.2021, 07:45 Uhr

7. Juni 2021: Tag der Apotheke mit dem Motto: Das E-Rezept kommt – wie schön, kennt nur keiner. (Foto: Alex Schelbert)

7. Juni 2021: Tag der Apotheke mit dem Motto: Das E-Rezept kommt – wie schön, kennt nur keiner. (Foto: Alex Schelbert)


4. Juni 2021

Nur mal so am Rande: Nächste Woche, am 7. Juni, ist Tag der Apotheke. Tag der was? Ja, Tag der Apotheke, am 7. Juni. Seit 1998 ist das so. Mein liebes Tagebuch, gefühlt hat sich dieser Tag nicht so recht in das Bewusstsein unserer lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch nicht in die Agenda unserer Medien eingebrannt. Ich vermute sogar, dass die Medienlandschaft jährlich aufs Neue überrascht ist, wenn die ABDA zur Pressekonferenz zum Tag der Apotheke einlädt. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass dieser Termin in den vergangenen Jahren kaum eine große Botschaft überbrachte, und der ABDA-Öffentlichkeitsarbeit vielleicht auch das Kleingeld fehlte, den Tag der Apotheke groß herauszubringen. Nun könnte sich der Tag der Apotheke in diesem Jahr ein wenig anders darstellen, denn er hat eine echte Botschaft: „Das E-Rezept kommt!“ Ja, mein liebes Tagebuch, da bahnt sich doch genau betrachtet eine kleine Revolution an: Es wird kein Papier, keinen rosafarbenen Zettel mehr geben, auf dem der Arzt, die Ärztin ihren Patientinnen und Patienten die Arzneimitteltherapie verordnet. Die Verordnung wird elektronisch, das E-Rezept kommt – das könnte doch wirklich ein echter Knaller sein. Zumal das E-Rezept doch auch viele Vorteile mit sich bringt. Das Dumme dabei ist nur, bisher kennen die wenigsten Bürgerinnen und Bürger das E-Rezept: 63% haben noch gar nichts davon gehört und 20 % haben früher mal davon gehört. Ob das wirklich eine passende Botschaft zum Tag der Apotheke ist:  Hey, liebe Leut, da kommt was auf euch zu, das ihr noch gar nicht kennt! Und mal ehrlich, wer an der Pressekonferenz teilgenommen hat, wird mir vermutlich beipflichten: So richtig lebendig und mit Enthusiasmus, mit Aufbruchstimmung für ein neues Zeitalter kam die Ankündigung des E-Rezepts auf der Pressekonferenz nicht wirklich über, eher lustlos, was auch an der miserablen Tonqualität der Videokonferenz gelegen haben mag. Und statt zu bedauern, dass nur wenige bisher vom E-Rezept gehört haben, hätte die Botschaft doch sein können: Wir freuen uns aufs E-Rezept, das vieles leichter und einfacher machen wird. Und keine Sorge, liebe Bürgerinnen und Bürger, eure Apotheken vor Ort nehmen euch an die Hand und geben euch alle Informationen, wie das mit dem E-Rezept funktioniert. Und zur Not gibt’s auch weiterhin ein E-Rezept – auf Papier. Eure Apotheken sind für euch da. Mein liebes Tagebuch, aber für diese Botschaft hätte die ABDA bereits im Vorfeld ein Konzept erarbeiten müssen, wie die Apotheken die Bevölkerung zum E-Rezept informieren – das wäre jedenfalls eine positive Ankündigung zum Tag der Apotheke gewesen.

 

Wie soll das mit den honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen eigentlich laufen? Der Deutsche Apothekerverband und der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen verhandeln zwar seit geraumer Zeit darüber, welche Leistungen die Apotheken anbieten sollen und was sie kosten dürfen, aber, mein liebes Tagebuch, hier liegt so manches, nein, fast alles noch im dichten Nebel. Man hört jedenfalls nichts. Und dabei soll eine Vereinbarung bis zum 30. Juni 2021 stehen, andernfalls entscheidet die Schiedsstelle. Mein liebes Tagebuch, wir wollen mal nicht unken, aber die Erfahrung aus früheren Verhandlungen zwischen Apotheker- und Kassenverband lehrt uns, dass es auf einen Schiedsstellenspruch hinausläuft. Nun ja, es ist nicht das einzige Dilemma, in dem diese Dienstleistungen stecken. Da gibt’s noch einige weitere ungeklärte Fragen, über die man bisher von offizieller Seite noch nichts gelesen oder gehört hat. Also, ab 15. Dezember 2021 wird das  Geld zur Finanzierung der honorierten Dienstleistungen eingesammelt, 20 Cent für jede Packung eines Rx-Fertigarzneimittels fließen in einen Topf. Laut ABDA sollen so 150 Mio. Euro im Jahr zusammenkommen. Rein rechnerisch würden da pro Apotheke knappe 8000 Euro im Jahr zur Verfügung stehen – und das soll angeblich ein zukünftiges Standbein für unsere Apotheken werden. Nicht gerade üppig. Wobei vermutlich nicht alle Apotheken Dienstleistungen erbringen können und auch nicht wollen. Und es gibt eine Menge an Fragen, die immer noch offen sind: Welche Dienstleistungen sollen da im einzelnen erbracht werden, welches Honorar steht für eine Dienstleistung zur Verfügung, wer veranlasst überhaupt eine Dienstleistung (Arzt, Apotheke, Patient, Krankenkasse) und was ist, wenn der Honorartopf im Lauf eines Jahres leer sein sollte, gibt’s dann keine Dienstleistungen mehr? Wird der Patient dann aufs nächste Jahr vertröstet? Mein liebes Tagebuch, kann so ein Konstrukt mit einem gedeckelten Honorartopf überhaupt ein vernünftiges Standbein der Apotheke werden? DAZ-Wirtschaftsexperte Dr. Thomas Müller-Bohn hat sich den Komplex der honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen mal angesehen und einen Vorschlag erarbeitet, wie das  Honorar verteilt werden könnte. Eine Grundidee des Vorschlags ist, dass die Apotheken selbst die Zahl der Leistungen steuern können müssen. Mein liebes Tagebuch, die Frage bleibt, was ist, wenn mehr Dienstleistungen erbracht werden könnten, aber kein Geld mehr da ist?



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Honorierte Dienstleistungen

von Karl Friedrich Müller am 06.06.2021 um 15:58 Uhr

2 Artikel dazu in DAZ 22, VdPP und Herr Müller-Bohn
Für wen? Klar: alte, mulimorbide Patienten, Pardon, geriatrische mit Polymedikation. Bewohner von Alten-und Pflegeheimen. (Und die, die von ambulanten Pflegediensten versorgt werden) Die werden aber nur von einem kleinen Teil der Apotheken versorgt und hätten damit eine Menge zu tun. Die anderen schauen in die Röhre. Ich denke, personell ist das von den Belieferern gar nicht zu leisten. Flächendeckend ist das jedenfalls nicht und hilft damit auch nicht allen Apotheken. Das wird im Artikel auch erwähnt, aber aus anderen Gründen. Lösung: Aufbau von Zweig- oder kommunalen Apotheken? Da glaube ich nicht dran. Auch wenn das die Aufgabe der öffentlichen Hand wäre, für die Strukturen zu sorgen. Man sieht es schon bei den Krankenhäusern: der Staat hält sich raus, wenn es ums Bezahlen geht.
Um wieviel Geld reden wir? Im Schnitt 8000€ pro Apotheke. Ist das überhaupt ein Betrag, der das Weiterleben einer Apotheke sichert? Nein. Wenn ich dafür noch investieren oder Personal einstellen muss, schon gar nicht. Die ganze Rechnerei zeigt, dass wir dann bei den Sprüchen der Ärzte angekommen sind: Das Budget ist verbraucht, Sie können einen Termin im nächsten Quartal haben (oder später). Dabei soll den Patienten doch geholfen werden.?
Über die genaue Höhe des Honorars kann nur spekuliert werden. Nach Zeit? Ok. Aber unwahrscheinlich. Ich denke das geht eher über Pauschalen. Und dann wird es schnell uninteressant. Eine Medikationsanalyse braucht Zeit.... womit wir wieder beim Personal und Kosten sind. Gibt der Arbeitsmarkt überhaupt genug Personal her?
Alles sehr vage und nebulös. Von den Apotheken wird mal wieder erwartet, ins kalte Wasser zu springen und zu hoffen, dass es gut ausgeht. Das kann es nicht sein. Zumal ein flächendeckender Erhalt damit überhaupt nicht verbunden ist, schon gar nicht mit der Einführung des eRezepts und dem damit verbundenen Verlust von Umsatz, Gewinn und Einkommen

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@Kommentar Michael Zeimke

von Gunnar Müller, Detmold am 06.06.2021 um 15:45 Uhr

Ich distanziere mich ausdrücklich von Ihrem Satz 2 und der damit verbundenen Ausgrenzung und Diffamierung.
Der Bundesankündigungsminister Spahn hat sich - bei all seinen vorhandenen Fähigkeiten - im Laufe der Pandemie derart viele Unfähigkeiten geleistet, da sollte „gegenseitiges Verzeihen“ allein nicht mehr reichen.
Und derartige Populistensprüche wie der Ihre aber haben - nicht nur - hier nichts verloren!
Wie wär‘s mit einer Klarstellung/Entschuldigung Ihrerseits...?

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Hirschhausen Buch

von Cs am 06.06.2021 um 14:47 Uhr

Der Anruf „im Auftrag des BMG“ war doch sehr irritierend. Ich hoffe nur, dass hier viele Kollegen NICHT zugreifen, die Binsenweisheiten des Herrn von Hirschhausen mögen doch bitte andere verteilen.

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Fragen über Fragen

von Dr.Diefenbach am 06.06.2021 um 12:52 Uhr

Warum fordert eigentlich aus UNSEREM Stand keiner den Rücktritt eines Ministers ,der ,sofern das zutrifft, ein weiteres Mal eine Entscheidung traf, die letztendlich auch Wirtschafts-UND Finanzminister auf den Plan hätte rufen müssen;EINE MILLIARDE für Nutzlosmasken??Warum tritt DAS keiner breit??Dafür senkt man Honorare für Testen.WEIL keiner ,auch das offenbar aus Schlamperei,prüfte,welche Ess und Würstchenbuden etc rasch von organisierter Seite her umgeswitcht wurden.WAS klar wird:So kann doch jede Testziffer,das abendliche Verlautbaren von Coronazahlen in massive Zweifel gezogen werden!! Dann wurde uU in manchen Regionen der Handel in die Knie gezwungen, durch Eingruppierung in "Stufe 1,Stufe 2" usw,was gar nicht hätte sein müssen??Was tut da eigentlich jedes Bundesland??
Punkt 2:Dieses Hirschhausen Buch:WIEVIELE 10000 davon werden verschenkt werden, im Müll landen,WER finanzierte diesem arroganten Selbstdarsteller sein Machwerk?? Der Typ stellte sich doch hin und meckerte über "goldene Apothekennasen " im Maskengeschäft.JETZT soll man seine Platitüden verschenken? NÖ!!!Ich frage mich täglich aufs Neue wie jemals dieser Staat die gigantische Geldvernichtung korrigieren will?! Dafür büssen am meisten Menschen die es heute vielleicht noch gar nicht gibt.Oder die zur Zeit als Säugling seit über einem Jahr nur halbe Gesichter zu sehen bekommen..
Allerdings werden auch viele Bundesbürger lange Mimik zeigen wenn die Konsequenzen aus vielerlei subjektivem Versagen seitens einiger Minister demnächst sichtbar werden....

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AW: Fragen über Fragen

von Sabine Schneider am 06.06.2021 um 13:50 Uhr

Wer von unseren Helden sollte denn den Rücktritt fordern? Frau O. Ist ja noch schwächer -kaum zu glauben- als Herr Schmidt. Und die Delegierten vom letzten Apothekertag bestimmt auch nicht. Was haben mich diese Duckmäuse aufgeregt.

Spahn

von Conny am 06.06.2021 um 8:32 Uhr

Das wars Herr Spahn, wenn denn der Bericht des Spiegels zutrifft. So blöd kann man eigentlich nicht sein, schlechte Masken für Obdachlose,Harzer und Behinderte. Es wäre der moralische Tiefpunkt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Spahn

von Michael Zeimke am 06.06.2021 um 14:26 Uhr

Ein unmenschlicher arroganter Typ. Warum hat er bei der Aufzählung von Randgruppen die Schwulen vergessen?


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