Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

07.06.2020, 07:55 Uhr

Die Apothekenzahlen sinken weiter – wo soll das hinführen? (Foto: Andi Dalferth)

Die Apothekenzahlen sinken weiter – wo soll das hinführen? (Foto: Andi Dalferth)


4. Juni 2020 

300 Euro für jedes Kind, eine zeitlich begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer, eine Investition in ein Zukunftspaket und die Unterstützung der Gesundheitswirtschaft – das große Konjunkturpaket der Bundesregierung im Umfang von 130 Milliarden Euro hat es in sich. Ziel ist es, die Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder anzukurbeln. Was es letztlich bringt und ob die Maßnahmen greifen, werden wir sehen. Immerhin, die Regierung hat nicht vergessen, dass sich einiges in der Gesundheitswirtschaft ändern muss: Im Bereich von medizinischer Schutzausrüstung, der Herstellung von Wirkstoffen und deren Vorprodukten sowie in der Impfstoffproduktion muss Deutschland über größere Kapazitäten und mehr Unabhängigkeit verfügen, so geht es aus dem beschlossenen Konjunkturprogramm hervor. Also, auch die Produktion von wichtigen Arzneimitteln und Medizinprodukten soll wieder nach Deutschland zurückgeholt werden. Mein liebes Tagebuch, endlich, endlich. Es muss halt immer erst eine Krise kommen, bis auch die Politik die warnenden Stimmen der Fachleute ernst nimmt.,

 

Möglicherweise bringt auch die Corona-Krise so manche Apothekerinnen und Apotheker zum Umdenken, wenn es um das Thema Grippeschutzimpfungen in Apotheken geht. Nachdem anfangs bei vielen noch Skepsis vorherrschte, können sich das nun immer mehr durchaus vorstellen. Auf der Kammerversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, die zeitgemäß online stattfand, stimmten die Delegierten jedenfalls mit deutlicher Mehrheit (68 von 69) für die nötige Änderung der Berufsordnung, um bei Modellprojekten zur Grippeschutzimpfung in Apotheken mitmachen zu können. Mein liebes Tagebuch, das ist doch ein gutes Zeichen. Hoffen wir, dass möglichst viele Kammern folgen und ähnlich abstimmen.

 

In einer Videokonferenz stellt die ABDA die Wirtschaftsdaten für 2019 vor. Die Zahlen und Daten fallen wie erwartet aus: Weiterhin sinkende Apothekenzahlen, ansteigender Trend zur Filialisierung, leicht steigende Umsätze der Durchschnittsapotheke (wegen immer mehr hochpreisigen Arzneimitteln und sinkenden Apothekenzahlen), immer mehr Lieferengpässe und ein weiterhin steigender Marktanteil der Versandhändler im OTC-Markt. Was auch zu sehen ist: Trotz sinkender Apothekenzahl hat die Zahl der Beschäftigten in Apotheken weiter zugenommen. Mittlerweile liegt diese Zahl bei rund 160.600 und davon sind knapp 90 Prozent weiblich, die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in Teilzeit. Was auch deutlich zu sehen ist: Der Anteil der verschreibungspflichtigen Arzneimittel steigt: Im Jahr 2019 betrug ihr Anteil am Absatz über 55 Prozent und am Umsatz sogar knapp 82 Prozent. Ja, die öffentliche Apotheke lebt von Rx-Arzneimitteln, wie es auch Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Ökonomie, formulierte. Mein liebes Tagebuch, man sollte mal Szenarien aufstellen, wo diese Entwicklung in zehn oder zwanzig Jahren hinführt.

 

Nein, nicht alle Kammerpräsidentinnen und -präsidenten finden es gut, wenn der diesjährige Deutsche Apothekertag (DAT) wegen der Corona-Krise ausfällt. Der eine oder die andere könnte sich durchaus vorstellen, über ein digitales Format oder einen irgendwie gearteten Ersatz nachzudenken, wie meine Gespräche mit drei Vorsitzenden von Kammern zeigten. Aber es bleibt dabei, der Präsident sagt’s klipp und klar: Der Deutsche Apothekertag 2020 findet nicht statt. Punkt. Aus. Auch nicht digital. Der Gesamtvorstand hat’s so beschlossen. Mein liebes Tagebuch, schön, wie Schmidt einen der Gründe formulierte, warum es keinen digitalen Ersatz geben kann:  „Der DAT ist ein sehr interaktives Format mit sehr feinen und teils subtilen Diskussionen, die schlichtweg nicht zu ersetzen sind.“ Ist es nicht schön, dass es in unseren Zeiten noch Dinge gibt, die digital nicht zu ersetzen sind?!



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Wo bitte ist hier der Ausgang

von Bernd Jas am 07.06.2020 um 19:34 Uhr

Schön dass es noch positive Nachrichten gibt.
6 Prozentpunkte mehr Vertrauen in der Bevölkerung seit dem letzten Jahr. Hurrraaa! Sonst nix.
Dafür aber knapp sechs Prozent weniger Umsatzrendite in den letzten Jahren. Weniger als nix.
Wo ist die weitere Unterstützung für Herrn Bühler der seit der Nebelkerze (mit 400000 Unterschriften) im Petitionsausschuss wieder völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Beschämend viel nix.
Jetzt schon wieder mit der MwSt-Absenkung ein Schlag in die Magengeschwüre. Auch weniger als nix.
Securpharm; außer Ärger und Kosten nix.
Corona; wir stemmen das,.... ja` ; außer Ärger und kosten nix.
Antiquierter Kassenabschlag; weniger als nix
Eben so antiquiertes Inkasso des Zuzahlungsinkasso; außer Ärger und Kosten nix.
Kuschelkurs mit der Regierung; sonst nix.
Usw. ... nix.

Tag der (letzten) Apotheke kommt auch noch; sonst nix.

Das wird nix.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wo bitte ist hier der Ausgang

von Karl Friedrich Müller am 07.06.2020 um 19:44 Uhr

super :-))
Wir sind doch Helden...... ist das nix (LOL)
vielleicht wird noch geklatscht....
Die Versender tun es, vor Freude...
Corona war und ist sauteuer
und wir bekommen nur weitere Bürokratie
und vermutlich bleibt auch bei der Standeszertretung alles beim Alten - also auch nix -

Bleischwer ist inzwischen alles. Undurchsichtig, zerfahren. Die Digitalisierung fördert das. Das niemand mehr durchblickt - nur die Absahner.

Digitalisierung ist ein Fehler

von Dr. Radman am 07.06.2020 um 12:09 Uhr

Unsere Abhängigkeit von der Digitalisierung ist genauso ein Fehler wie unsere Abhängigkeit von Ausgangsstoffen und Fertigprodukte aus China und Indien. Es muss für die Apotheke Vorort eine Möglichkeit geschaffen werden, die die Apotheke ermöglicht völlig unabhängig von eRezept und SecurePharm, die Patienten versorgen zu können. Laut BMG-Plan soll ja ab 2021 nur noch eRezepte geben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Digitalisierung ist ein Fehler ...

von Christian Timme am 07.06.2020 um 13:16 Uhr

Wir könnten natürlich auch noch das analoge "lesen, schreiben und rechnen" abschaffen solange die Smartwatch auf Zuruf diese Dinge erledigt ... der Strom kommt ja automatisch aus der Steckdose ... wir schaffen das ...

gut gemeint

von Karl Friedrich Müller am 07.06.2020 um 9:20 Uhr

- vielleicht - ich noch nicht gut gemacht.
die Amateure und Dilettantenstadel in Berlin hat mal wieder versucht, sich zu profilieren mit Maßnahmen, die gut klingen, aber keineswegs das bringen, was sie sollen.
Die Mwst Änderungen werden in vielen Branchen mehr Ärger bringen, Aufwand. Entlastet werden mitnichten die Armen. Denn, wer wenig ausgeben kann, spart wenig. So kommt die Autoprämie oder für andere teure Dinge durch die Hintertür, auch wenn die Branche jammert (BWW nicht, die sehen das auch so).
Also: Schöner Schein und Propaganda auf Kosten der Bürger. Alles wie immer.
Durch den weiteren Anstieg von OTC im Versand steigt unsere Abhängigkeit von Rx, von Ulla und allen anderen Gesundheitsministern gewollt, um uns den garaus zu machen. (warum eigentlich? Sollte man nicht spätestens jetzt gemerkt haben, wie wichtig wir sind?)
Spahn engelszüngiges Gesülze ist nicht zu trauen. Auch in der Pflege werden nun Versprechungen eingedampft. Wort wird nicht gehalten. Das wird auch uns passieren. Digitalisierung und E-Rezept zur Freude des Versands. Mal sehen, was von uns übrig bleibt.
Hätte man uns OTC gelassen, oder wenigstens die Preise fest gelassen, hätten wir sehr viel weniger Probleme. Da wäre der Versand schon endgültig Pleite, auch wenn unsere Gericht mal Recht sprechen würden und nicht einseitig Kassen und Versand bevorzugen würden. Da könnten wir uns sogar diese schwache ABDA leisten....
Verdienen werden halt auch noch die Datenkraken. Unsere Datensicherer dringen mit ihren Mahnungen nicht durch. Da werden halt lieber mal ein paar Lehrer abgestraft für die Onlineschule....
Auch alles wie immer.....
Was für eine elende Kacke die Abhängigleit von der Digitalisierung ist, zeigt das Desaster der Apo Bank und das Problem mit den Konnektoren, das 80.000 Arztpraxen lahm gelegt haben soll,
Tolle Zukunft.... in der nix funktioniert....

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Notdienst durch Präsenzapotheken

von Ulrich Ströh am 07.06.2020 um 9:15 Uhr

Arzneimittelversorgung durch Präsenzapotheken kann sich nicht an Uhrzeiten oder Sonnenuntergänge halten dürfen.

Notfall hin oder her!

Wer als plötzlich Betroffener nachts für sein Kind mehr als 40 Kilometer zur Notdienstapotheke fahren soll,der bildet sich seine eigene Meinung...

Da werden Landapotheken in der Pflicht bleiben müssen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Notdienst durch Präsenzapotheken

von Anita Peter am 07.06.2020 um 9:24 Uhr

Politik und Versand fahren die Vor Ort Apotheken gegen die Wand. Die haben wenig Interesse an der Mutter mit ihrem kranken Kind.

Rückzugspräsident mit Zukunftsgeschenken ...

von Christian Timme am 07.06.2020 um 8:39 Uhr

Großzügigkeiten gehen zum Ende immer noch am besten von der Hand ... außer nur Testamentsfragmente zu hinterlassen und die verbleibenden Monate noch zu nutzen ... wird die bereits "höchstpersönlich verunstaltete Apothekenlandschaft" zum Abzug noch mit Tretminen garniert. Man möchte ja in "guter Erinnerung" bleiben ...

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.

von Anita Peter am 07.06.2020 um 8:15 Uhr

Eigentlich gehört der Kassenabschlag komplett abgeschafft. Aber als Unterstützung für die Apotheken gehört er zumindindest für die Zeit der USt Absenkung bis Ende des Jahres eingefroren.

Aber bei unserer erfolglosen Standesvertretung ( lässt sie sich jetzt wohl durch eine Unternehmenberatung bestätigen ) brauchen wir auf solche Dinge nicht hoffen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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