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Die letzte Woche
Mein liebes Tagebuch
02.02.2020, 08:00 Uhr

Spahn macht Dampf bei der Digitalisierung – und wir Apothekers sollen sogar bei der elektronischen Patientenakte mitwirken dürfen. Doch vorerst hätten wir gerne das wasserdichte Makelverbot bei E-Rezepten. (Foto: Andi Dalferth)
Eine Woche der Freude und Zufriedenheit im ABDA-Haus: Spahn ist auch nach der Bühler-Anhörung zum Rx-Versandverbot nicht böse. Sein Ministerium hat sogar einen neuen Gesetzentwurf fürs Patientendaten-Schutzgesetz veröffentlicht, das uns das Makelverbot für E-Rezepte bringen soll und eine neue Mutter-Gematik-App fürs E-Rezept. Sogar ein neues Honorar für die elektronische Patientenakte soll für uns drin sein. Ist zwar alles noch kräftig nachbesserungswürdig, aber die ABDA freut sich schon mal wie Bolle. Und sieht vor lauter Freudentränen nicht, wie der Rest des Apotheken-Stärkungsgesetzes den Bach runter geht, der EU-Kommissar Breton lässt grüßen.
27. Januar 2020
Er hat’s gut gemacht, der Pharmaziestudent Benedikt Bühler im Petitionsausschuss des Bundestags, sehr gut, mein liebes Tagebuch. Und Jens Spahn war da. Beide stellten sich den Fragen der Gesundheitsexperten der Fraktionen. Bühler argumentierte, unterstützt von Rechtsanwalt Morton Douglas, vor allem mit der Arzneimittelsicherheit und versuchte dem Ausschuss die Gründe aufzuzeigen, warum es besser sei, den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in Deutschland zu verbieten. Jens Spahn brachte seine bekannten Argumente vor, etwa dass Apothekenschließungen nichts mit dem Versandhandel zu tun hätten, da dieser nur 1 Prozent Marktanteil habe. Und dass er doch mit seinem Apotheken-Stärkungsgesetz alles tue, die Apotheken zu stärken, und er auf Gleichpreisigkeit setze. Ach ja, mein liebes Tagebuch, was Spahn nicht sagt: Es ist doch nur eine Gleichpreisigkeit im GKV-Raum, nicht in der privaten Krankenversicherung. Und wir wissen, dass dies der Sprengstoff sein wird für unser gesamtes Arzneimittelpreissystem. Spahn geht, wie er durchblicken ließ, sowieso davon aus, dass es zum Thema Gleichpreisigkeit ein neues Verfahren vor dem EuGH geben wird. Und bemerkenswert ist: Ihn scheint es nicht zu stören, dass EU-Versender quasi von keiner Behörde kontrolliert werden. Alles in allem: Spahn will einfach nicht. In einem Punkt allerdings kann man Spahn nur schwer widersprechen: „Ich hätte mich gefreut“, sagte er vor dem Ausschuss, „wenn ebenso viel Kraft, Emotionen und Gedanken in die Gestaltung des E-Rezeptes gesteckt worden wären. … Die Zukunftsfragen bleiben von den Apothekern aber oft unbeantwortet. Wenn die Apotheker selbst eine App entwerfen, auf der der Patient sich eine Apotheke aussucht, an die er sein E-Rezept übertragen kann, ist der Versandhandel doch überhaupt nicht mehr nötig.“
Die ABDA war übrigens, oh Wunder, entgegen ihrer Ankündigung doch zugegen, in Person von Ralf Denda, dem persönlichen Referenten von Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz. Möglicherweise hat es sich die ABDA-Spitze bei einem Tässchen Tee in ihrer Residenz gemütlich gemacht und die einstündige Übertragung der Anhörung im Internet angesehen – und danach Buuuh gerufen, wie es der ABDA-Präsident in Schladming empfohlen hatte.
Nichts Neues zu diesem Thema kommt vom deutschen Versandapothekerverband (BVDVA). Für ihn ist das Thema Rx-Versandverbot übrigens „schon länger vom Tisch“. Seine Lösung des Konflikts ist nach wie vor: eine Höchstpreisverordnung für verschreibungspflichtige Arzneimittel. Auch deutsche Versandapos sollten Boni geben dürfen. Gerade sie stärkten doch die Versorgung auf dem Land, meint der Versandverband. Mein liebes Tagebuch, man kann sich das Szenario vorstellen, was bei Versandapos passieren würde, wenn es eine Höchstpreisverordnung gäbe: Hauen und Stechen, am Ende überleben nur ganz wenige, die dann den Markt bestimmen. Ist das die schöne neue BVDVA-Welt?
6 Kommentare
Und hier die dafür unmittelbar Verantwortlichen:
von Gunnar Müller, Detmold am 02.02.2020 um 10:57 Uhr
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AW: Nicht gleich Alle in die Tonne treten
von Wolfgang Müller am 02.02.2020 um 11:33 Uhr
AW: @ in die Tonne treten....
von Gunnar Müller, Detmold am 02.02.2020 um 16:25 Uhr
Von ABSturz ohne ABS ... Buuh gegen B(r)eton ... und der ABDA gehen die "Sargnägel" immer noch nicht aus ...
von Christian Timme am 02.02.2020 um 9:28 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
.
von Anita Peter am 02.02.2020 um 8:52 Uhr
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3000 Tage und kein eigener Honorarvorschlag !
von Ulrich Ströh am 02.02.2020 um 8:47 Uhr
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