Zum Tod von Stewart Adams

Ibuprofen-Erfinder im Alter von 95 Jahren gestorben

Berlin - 27.02.2019, 10:15 Uhr

Im Alter von 95 Jahren ist der britische Pharmakologe Stewart Adams Ende Januar verstorben. Adams war an der Entwicklung von Ibuprofen entscheidend beteiligt. (Foto: Boots)

Im Alter von 95 Jahren ist der britische Pharmakologe Stewart Adams Ende Januar verstorben. Adams war an der Entwicklung von Ibuprofen entscheidend beteiligt. (Foto: Boots)


Am 30. Januar 2019 verstarb der britische Pharmakologe Stewart Adams im Alter von 95 Jahren. Adams war entscheidend an der Entwicklung des Schmerz- und Entzündungshemmers Ibuprofen beteiligt – einem der heutzutage umsatzstärksten Schmerzmittel weltweit.

Stewart Adams ist tot. Am 30. Januar 2019 verstarb er im Alter von 95 Jahren im britischen Nottingham. Die Welt wird ihn in erster Linie als Mitentwickler des Ibuprofens in Erinnerung behalten. Dr. Adams betonte immer, niemals auch nur einen „penny“ an dem Arzneimittel verdient zu haben. Er wurde für seine Forschungsleistungen vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Ehrendoktorwürde der University of Nottingham. Die Royal Society of Chemistry würdigte anlässlich des Todes von Adams die Forschung an Ibuprofen als eine Entdeckung, die „weiterhin Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt helfe“. 

Vom Auszubildenden zum Pharmakologen

Stewart Sanders Adams wurde am 16. April 1923 in Byfield, Zentralengland, geboren. Bis zum Alter von 10 Jahren wuchs Adams in dieser landwirtschaftlich geprägten Umgebung auf. Danach zog es seine Familie in die Mittelstadt Doncaster in der englischen Grafschaft South Yorkshire. Sein Vater arbeitete als Lokomotivführer für die Eisenbahngesellschaft British Railways. 

Mit 16 Jahren verließ Adams die Schule, um eine dreijährige pharmazeutische Ausbildung in einer zur Boots Company gehörenden Apotheke zu absolvieren. 1942 wechselte er zum University College, Nottingham, die heutige University of Nottingham, um einen Bachelor in Pharmazie zu erlangen. Als Pharmaziestudent blieb Adams vom Kriegseinsatz verschont. Stattdessen wurde er 1945 graduiert. Im Anschluss erhielt er dank eines Forschungsstipendiums, durch die Royal Pharmaceutical Society und durch Boots finanziert, die Möglichkeit in Pharmakologie an der University of Leeds zu promovieren. 

Über 50 Jahre Tätigkeit für Boots

Adams arbeitete nach Erhalt seines Pharmazie-Bachelors in der Penicillin-Herstellung in der Hauptniederlassung von Boots in Nottingham. Diese Aufgabe stellte sich für ihn allerdings als enttäuschend und wenig zufriedenstellend heraus. Nach zwei Jahren wechselte er darum in eine Forschungsabteilung von Boots. In diese Zeit fiel auch das Forschungsstipendium an der University von Leeds. 

Für Boots widmete sich Adams der Suche nach einem Wirkstoff zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis – was schließlich in der Entdeckung des Ibuprofens mündete. Bis 1983 blieb Adams als Leiter der pharmazeutischen Forschung bei Boots. Dann wurde der Entdecker des Ibuprofens offiziell in den Ruhestand geschickt. Er blieb jedoch weitere zehn Jahre als Berater für den OTC und Rx-Bereich von Ibuprofen für Boots tätig.  

Die Story von Ibuprofen

Zusammen mit dem Chemiker John Nicholson  (1925–1983) und seinem Team forschte Adams an der Entwicklung nebenwirkungsarmer Substanzen zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis nach Vorbild der Acetylsalicylsäure. Dabei wollten sie sich zu Nutze machen, dass Acetylsalicylsäure nicht nur über fiebersenkende Eigenschaften verfügt, sondern auch entzündungshemmend wirksam ist. Dies wurde bis dahin weitgehend vernachlässigt.  Adams und Nicholson begannen demnach zunächst Aspirin-Analoga zu entwickeln und zu untersuchen. Diese Versuche verliefen jedoch erfolglos, da die Wirksamkeit von Aspirin nicht erreicht wurde.

Hunderte Verbindungen wurden in der Folge getestet. Einige schafften es in die klinische Testung. Doch das Ergebnis war zunächst wenig überzeugend. So war entweder die Wirksamkeit nicht ausreichend oder die Nebenwirkungen nicht tolerierbar. Die Enttäuschung war dementsprechend groß, berichtete Adams 2016 in einem Interview mit dem Pharmaceutical Journal. Schließlich fanden die Beiden das, wonach sie gesucht hatten. Es sei zwar nicht die wirksamste Substanz, die sie gefunden hatten, aber die, bei der auch das Nebenwirkungsprofil passte, so Adams. Es war Ibuprofen. 

Ibuprofen – Erfolgsgeschichte über Jahrzehnte

16 Jahre Forschungsarbeit steckten bereits in der Entwicklung von Ibuprofen als der Wirkstoff 1969 schließlich unter dem Markennamen Brufen® in Großbritannien zur Behandlung von rheumatoider Arthritis zugelassen wurde. Während der 1970er-Jahre wurde Ibuprofen auch als Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und Menstruationsbeschwerden getestet. Ebenso wurden die fiebersenkenden Eigenschaften getestet. Wichtig war es, die jeweils wirksamen Dosierungen herauszufinden. Adams selbst sei häufig der erste Proband gewesen – so auch bei Ibuprofen.

1983 wurde Ibuprofen in Großbritannien – als eines der ersten verschreibungspflichtigen Präparate überhaupt – für den OTC-Markt freigegeben. In Deutschland ist der Wirkstoff seit 1989 in einer Dosierung von 200 mg und seit 1998 auch in einer 400 mg-Version verschreibungsfrei in Apotheken erhältlich. Ibuprofen ist seither ein Bestseller unter den OTC-Präparaten – und dies weltweit.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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