Arzneimittel und Therapie

Der Blutdruck steigt

Ibuprofen-Dauertherapie kann kardiovaskuläres Risiko weiter erhöhen

Auf dem diesjährigen europäischen Kardiologenkongress in Barcelona wurden Studienergebnisse zu Blutdruckveränderungen unter Ibuprofen, Celecoxib und Naproxen bei Arthrose-Patienten mit kardiovaskulärem Risiko vorgestellt. Die viermonatige Einnahme von Ibuprofen führte zu einem moderaten Blutdruckanstieg, der das ungünstige kardiovaskuläre Profil von Ibuprofen teilweise verursachen oder verstärken kann.

2016 wurden die Daten einer großen US-Studie (PRECISION = Prospective Randomized Evaluation of Celecoxib Integrated Safety versus Ibuprofen or Naproxen) veröffentlicht, in der die Auswirkungen einer langfristigen Einnahme von NSAIDs auf kardiovaskuläre Parameter untersucht wurden. Primäres Ziel dieser Studie war, die Nichtunterlegenheit von Celecoxib gegenüber Ibuprofen und Naproxen bezüglich der kardiovaskulären Sicherheit nachzuweisen, was auch gelang. In dieser Studie wurde aber auch gezeigt, dass kardiovaskuläre Todesfälle, Herzinfarkte oder Schlaganfälle unter Ibuprofen häufiger aufgetreten waren als unter Celecoxib oder Naproxen.

Da NSAIDs und COX-2-Inhibitoren weltweit zu den sehr häufig verordneten Wirkstoffen gehören, müssen ihre unerwünschten Wirkungen genau ausgelotet werden. Eine weitere Studie – die PRECISION-ABPM-Studie – ging daher der Frage nach, wie sich die Einnahme von NSAIDs bei Patienten mit kardiovaskulärem Risiko auf den Blutdruck auswirkt, da bereits geringfügige Blutdruckänderungen die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität beeinflussen können.

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Studie mit chronischen Schmerzpatienten

An dieser doppelblinden, randomisierten und multizentrischen Studie nahmen 444 Patienten teil, die an Osteoarthritis oder rheumatoider Arthritis erkrankt waren und zusätzlich ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufwiesen. Sie erhielten vier Monate lang unter Esomeprazol-Schutz Celecoxib (100 bis 200 mg zweimal täglich), Ibuprofen (600 bis 800 mg dreimal täglich) oder Naproxen (375 bis 500 mg zweimal täglich) oder ein Placebo. Der primäre Studienendpunkt war die Veränderung des 24-Stunden-Blutdrucks nach einer viermonatigen Therapie.

Celecoxib punktet

Der Vergleich der beiden Messungen zeigte, dass Celecoxib den systolischen Blutdruck im Schnitt um 0,3 mmHg senkte (diastolischer Wert plus 0,2 mmHg), während er unter Ibuprofen durchschnittlich um 3,7 mmHg (diastolischer Wert plus 0,8 mmHg) anstieg.

Unter Naproxen wurde eine geringere Blutdruckerhöhung um 1,6 mmHg (diastolischer Wert plus 0,7 mmHg) ermittelt.

Ferner zeigte sich, dass in der Ibuprofen-Gruppe 23,2% der Patienten, die zu Beginn der Studie normotensiv waren, im Lauf der Behandlung eine Hypertonie entwickelt hatten. In der Naproxen-Gruppe traf dies auf 19% der Patienten, in der Celecoxib-Gruppe auf 10,3% der Patienten zu.

Den Studienautoren zufolge ist dieses Ergebnis vor allem für ältere Patienten, die per se häufig an Arthritis und Hypertonie erkrankt sind, von klinischer Bedeutung. Die unterschiedlichen Auswirkungen von Ibuprofen, Celecoxib und Naproxen auf den Blutdruck sollten bei der Auswahl eines Schmerzmittels berücksichtigt werden, um negative Auswirkungen zu minimieren. |

Quelle

Ruschitzka F et al. Differential blood pressure effects of ibuprofen, naproxen, and celecoxib in patients with arthritis: the PRECISION-ABPM (Prospective Randomized Evaluation of Celecoxib Integrated Safety Versus Ibuprofen or Naproxen Ambulatory Blood Pressure Measurement) Trial. European Heart Journal (2017) 0, 1–11 CLINICAL RESEARCH; doi:10.1093/eurheartj/ehx508.

Nissen SE et al. Cardiovascular safety of Celecoxib, Naproxen, or Ibuprofen for arthritis.

N Engl J Med 2016;2519-2529.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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